Plaßmann will mit Aktion Zeichen gegen Missbrauch setzen

Nach Aufruf zur Kreuzverhüllung: Karikaturist beklagt Shitstorm

Veröffentlicht am 25.10.2021 um 11:32 Uhr – Lesedauer: 

Essen ‐ Am Donnerstag hatte der Karikaturist Thomas Plaßmann vorgeschlagen, die Kreuze in katholischen Kirchen als Reaktion auf den Missbrauchsskandal mit einem schwarzen Tuch zu verhüllen. Jetzt berichtet er von den Reaktionen auf seinen Aufruf.

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Nach seinem Aufruf, die Kreuze in katholischen Kirchen zu verhüllen, hat den bekannten Karikaturisten und Katholiken Thomas Plaßmann nach eigenen Angaben neben Zustimmung und bedenkenswerten Einlassungen auch ein "massiver katholischer Shitstorm" erreicht. "Es scheint, dass ein gewiss schmerzhaftes, nach meinem Empfinden aber gerade auch deshalb dem Anlass angemessenes Zeichen bei manchem deutlich mehr öffentlich gemachtes Empörungspotenzial aktiviert als der millionenfache Missbrauch", heißt es in einer Stellungnahme Plaßmanns, die katholisch.de vorliegt.

"Wund, beschämt und fassungslos" über Missbrauch in der Kirche

Plaßmann hatte Kirchengemeinden am Donnerstag dazu aufgerufen, die Kreuze in ihren Gotteshäusern als Zeichen der Betroffenheit über den sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche mit einem schwarzen Tuch zu verhüllen. "Verhüllen wir mit ihm – vielleicht bis zum Beginn des Advents –, als sichtbares Zeichen, als Anstoß und zur Konfrontation, das Antlitz unseres Herrn am Kreuz in unseren Gotteshäusern – als Geste, um ihm, symbolisch, den Anblick auf diese klaffende Wunde in seiner Kirche zu ersparen", hieß es in dem Aufruf. Das schwarze Tuch solle ein "Zeichen unserer Scham und Betroffenheit und unserer Solidarität mit den Opfern" sein sowie eine Mahnung an die Verantwortlichen, alles Notwendige zur Aufarbeitung des furchtbaren Abgrunds zu tun.

Zur Begründung für seine Initiative führte Plaßmann an, dass er "wund, beschämt und fassungslos" vor dem vorstellungssprengenden Fakt des Missbrauchs in der Kirche stehe. Die jüngsten Zahlen aus Frankreich hätten ihn endgültig so erschüttert, dass es nach einer persönlichen Antwort darauf verlange. "Es ist nicht hinnehmbar und ich kann nicht einfach still so tun, als ginge mich das nichts an. Vielleicht bin ich nicht der Einzige, der so empfindet", so der Karikaturist. Wer Katholik sei, sei Teil einer Organisation, in der millionenfach schwerste Verbrechen an den Schwächsten und Unschuldigsten begangen worden seien und vermutlich immer noch begangenen würden. Die Strukturen der Kirche hätten dies ermöglicht und der Umgang mit dieser Katastrophe habe tiefe Risse bis ins Fundament hinterlassen. "Es braucht ein Zeichen. Ein Zeichen von uns. Ein Zeichen in und aus den Gemeinden", forderte Plaßmann, der sich in seinem Werk immer wieder mit der katholischen Kirche auseinandersetzt.

Bistum Essen skeptisch gegenüber Aktion

Plaßmanns Heimatbistum Essen äußerte sich am Wochenende gegenüber katholisch.de skeptisch zu dem Aufruf des Karikaturisten. Solche symbolischen Aktionen seien "schwierig", sagte Bistumssprecher Ulrich Lota. Er befürchte, dass dadurch neue Konflikte in die Gemeinden getragen würden, weil womöglich nicht alle es richtig fänden, wenn das Kreuz verhüllt werde. "Mein Bild von Gott sagt mir, dass er trotzdem hinschaut auf das, was in der Kirche geschieht", so Lota weiter. Wichtiger als eine solche Aktion sei es, dass der Missbrauch gründlich, schonungslos und zügig aufgearbeitet werde. Zudem müsse die Kirche Lehren daraus ziehen und alles daransetzen, Missbrauch zu verhindern. Sollten Gemeinden Kreuze jedoch von sich aus verhängen, würden Bistumsverantwortliche "sicher nicht einschreiten".

Plaßmann äußerte am Montag die Überzeugung, dass nicht das schwarze Tuch das Angesicht Jesu verhülle, "sondern millionenfacher Missbrauch und der Umgang damit über Jahrzehnte". Dieser verdecke und verfinstere für immer mehr Menschen seine Gegenwart in der Kirche. "Das Wegsehen, das Verdrängen, der Rückzug in den frommen Winkel, das lässt den dunklen Schleier der Verbrechen über seinem Werk bestehen, das verdeckt IHN und verhindert die Suche nach IHM in unserer Kirche", so Plaßmann. Das schwarze Tuch solle vielmehr eine Aufforderung sein, wieder freie Sicht auf IHN und seine Botschaft zu schaffen. Und weiter: "Seien wir gewiss, dass sich der Herr durch ein Stück Stoff nicht seinen Blick auf die Dinge nehmen lässt." (stz)