Carsten Leinhäuser erhält Friedenstagepreis für Segnungsgottesdienste

Pfarrer zu Auszeichnung für Queer-Engagement: Bin "peinlich berührt"

Veröffentlicht am 25.11.2021 um 15:30 Uhr – Lesedauer: 
Bild: © BDKJ Speyer

Winnweiler ‐ Für seine Beteiligung bei der Aktion "#liebegewinnt" erhält Pfarrer Carsten Leinhäuser den Kirchheimbolander Friedenstagepreis. Über die Auszeichnung freut er sich zwar – er wäre aber lieber stolz auf eine Kirche, die Homosexuelle nicht ausgrenzt.

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Der Speyrer Priester Carsten Leinhäuser hat mit gemischten Gefühlen auf die Auszeichnung seines Engagements für queere Menschen reagiert. Einerseits freue er sich sehr über die Nominierung zum Friedenstagepreis der Kirchheimbolander Friedenstage und die damit verbundene Reichweite, andererseits sei er jedoch auch "peinlich berührt", sagte Leinhäuser auf Nachfrage von katholisch.de am Donnerstag. Er bedauere, dass er sich als Einzelpersonen für queere Menschen engagieren müsse, und "wäre lieber stolz auf eine Kirche, in der jeder Mensch so, wie er ist, an Gott glauben darf und seinen Platz hat", so der 1979 geborene Pfarrer der nordpfälzische Gemeinde Winnweiler.

Leinhäuser wird für seine Beteiligung bei der Aktion "#liebegewinnt" ausgezeichnet, bei der im Frühjahr deutschlandweit über 100 "Segensgottesdienste für Liebende" gefeiert wurden. Unter anderem ließen sich gleichgeschlechtliche Paare segnen. Der Sprecher des Arbeitskreises Kirchheimbolander Friedenstage, Norbert Willenbacher, sagte, Leinhäuser habe gezeigt, dass Menschen, die von einer vermeintlichen Norm abweichen und dafür Ausgrenzung und Diskriminierung erfahren, akzeptiert und respektiert würden. Leinhäuser betonte derweil, dass es bei den Segnungsgottesdiensten und der Auszeichnung nicht um seine Person, sondern um das Thema und die vielen Menschen gehe, die sich für Vielfalt und Akzeptanz in der Kirche einsetzten. "Solange Christinnen und Christen sich von ihrer Kirche ausgeschlossen und nicht ernstgenommen fühlen, braucht es andere Christen und Christinnen, die den Finger in die Wunde legen und sagen: Wir verstehen die Frohe Botschaft anders", so der Priester.

Die Verleihung der Friedenstagepreise findet am 4. Dezember statt und wird coronabedingt für 2020 und 2021 gemeinsam durchgeführt. Preisträger für 2020 ist Clemens Ronnefeldt vom Internationalen Versöhnungsbund, der gewaltfreie Lösungsansätze für Konflikte auf dem Balkan und im Nahen Osten entwickelt hat. Für 2021 wird neben Leinhäuser die Seenotretterin und Umweltschützerin Carola Rackete ausgezeichnet. Die Kirchheimbolander Friedenstage wurden 1975 auf Initiative des protestantischen Pfarrers Elmar Funk von der Ortsgruppe der Menschenrechtsorganisation Amnesty International als Zeichen gegen den Kalten Krieg gegründet. (mfi)