Serie: Spirituelle Impulse zum Advent

4. Advent: Wie reagieren wir auf Gottes Gruß?

Veröffentlicht am 19.12.2021 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Mit einem Gruß zeigen wir an, dass wir mit unseren Mitmenschen kommunizieren wollen. An Weihnachten feiern wir, dass Gott durch seine Menschwerdung mit uns in Kontakt treten, uns begegnen will. Wie schaffen wir es, Gott wieder bewusst in unserer Mitte zu begrüßen?

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Wozu grüßen wir? Ein Gruß dient in erster Linie dazu, eine Kommunikation mit einem Gegenüber einzuleiten. Dazu passt auch die Herkunft des Wortes: Das westgermanische "grotjan" bedeutet so viel wie "zum Reden bringen, sprechen machen". Mit einem Gruß zeige ich dem Gegrüßten an, dass ich mit ihm in Verbindung treten will. Durch einen Gruß zolle ich ihm Respekt und mache deutlich, dass ich ihm freundlich gesonnen bin. Ein Gruß sagt auch immer etwas über die Beziehung zwischen Grüßendem und Gegrüßtem aus. Ist sie distanziert, ist der Gruß eher förmlich und standardisiert; ist sie eng, ist er herzlicher, inniger. Vielleicht gibt es sogar ein bestimmtes Ritual.

Doch oft sind Grußformeln in unserem Alltag automatisiert. Am Ende von E-Mails schreiben wir fast gedankenlos "Mit freundlichen Grüßen" – selbst dann, wenn das zuvor Geschriebene alles andere als freundlich war. Manchmal machen wir uns nicht einmal die Arbeit, eine Grußformel einzutippen, schließlich steht sie ja schon in der Signatur.

Deshalb macht es immer etwas mit mir, wenn ich von jemandem mit einer nicht alltäglichen oder besonderen Grußformel bedacht werde, sei es mündlich oder in Schriftform: "Hochachtungsvoll", "In tiefer Verbundenheit" oder "Hallo, mein Bester". Als jemand, der in Bayern aufgewachsen ist, finde ich natürlich "Grüß Gott" besonders sympathisch. Um gleich mit einem Missverständnis aufzuräumen: Wenn jemand "Grüß Gott" zu mir sagt, meint er nicht, dass ich Gott grüßen soll. Er will damit sagen, Gott soll mich grüßen. Gott soll mit mir sein, soll mir begegnen in meinem Alltag. Ein Gruß, fast wie ein Segen.

Ein Mann schreibt einen Brief
Bild: ©adobestock/Ekaterina (Symbolbild)

Grußformeln sind in unserem Alltag meist automatisiert.

Auch das Evangelium zum heutigen vierten Advent (Lk 1, 39–45) beschreibt eine besondere Grußszene. Die schwangere Maria besucht ihre Verwandte, die ebenfalls schwangere Elisabet. "Und es geschah: Als Elisabet den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib", schreibt der Evangelist Lukas. Gemeint ist Johannes, der Marias Kind, Jesus, später den Weg bereiten wird. Diese beiden begegnen sich hier gewissermaßen zum ersten Mal. Kein Wunder, dass man vor Begeisterung hüpft, wenn der Sohn Gottes mit einem in Kontakt tritt.

Gott will durch seine Menschwerdung auch mit mir in Kontakt treten, will mir begegnen. Das ist eine Kernaussage des Weihnachtsfestes, das in wenigen Tagen beginnt. Was löst das in mir aus? Auch Freudensprünge? In unserer Vorbereitung auf Weihnachten ist vieles standardisiert, automatisiert: Die Weihnachtsbotschaft spielt oft nur eine untergeordnete Rolle. Stattessen werden in großer Hektik Geschenke besorgt, das Essen für die Festtage und die Familienbesuche geplant. Wirkliche Freude auf die Ankunft des Herrn kommt im Advent und an Weihnachten wohl nur noch bei den allerwenigsten auf – auch bei Christen.

Und dieses Mal? Die Corona-Pandemie sorgt erneut für eine unfreiwillige Entschleunigung, eine "Unterbrechung" des automatisierten (Vor-)Weihnachtsablaufs. Vieles, was in vergangenen Jahren in der Festvorbereitung zum Standard gehörte, fällt aus oder geht nur schwer. So gibt es vielleicht Gelegenheit zum Innehalten und Überlegen: Wie können wir es schaffen, Gott wieder bewusst in unserer Mitte zu begrüßen? In welchen Momenten ermöglichen wir Raum für eine Begegnung mit ihm? Auf diese Fragen wird jeder seine ganz eigene Antwort finden.

Von Matthias Altmann

Herr,
du willst uns durch die Menschwerdung deines Sohnes Jesus Christus begegnen.
Entzünde in uns die Freude auf deine Ankunft.
Mache unsere Herzen bereit, um Raum zu schaffen für die Begegnung mit dir,
damit wir dich in unserer Mitte begrüßen können.

Amen.