Katechismus müsse teilweise geändert werden

Bätzing: Sexualität ist Gottesgabe und keine Sünde

Veröffentlicht am 03.03.2022 um 10:00 Uhr – Lesedauer: 

Limburg ‐ Der Vorsitzende der deutschen Bischöfe, Georg Bätzing, will Änderungen in der Sexuallehre der Kirche. Sexualität sei eine Gottesgabe, keine Sünde. Zudem gibt der Oberhirte in einem Interview auch Einblicke in seine Jugend und sein Privatleben.

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Der Vorsitzende der deutschen Bischöfe, Georg Bätzing, hat sich im Hinblick auf die Aussagen zur Sexualität für eine Revision der kirchlichen Lehre ausgesprochen: "Wir müssen den Katechismus da teilweise ändern", sagte der Limburger Bischof der "Bunten" am Donnerstag. "Sexualität ist eine Gottesgabe. Und keine Sünde."

Wenn gleichgeschlechtliche Partnerschaften "in Treue und Verantwortung" gelebt würden, berühre das nicht die Gottesbeziehung. "Jens Spahn ist zum Beispiel ein guter Katholik." Zudem garantierte Bätzing, dass Schwule und Lesben wegen ihrer Sexualität keine Entlassung zu befürchten hätten. "Keiner muss mehr Angst haben, seinen Job zu verlieren, wenn er seine persönliche Intimität lebt. Die geht mich nichts an."

Nicht unchristlich, nur ungewohnt

Weiter sprach sich Bätzing für ein Ende des Pflichtzölibats aus. Er persönlich wolle Jesus zwar zölibatär nachfolgen, verheiratete Priester würden die Kirche jedoch "bereichern". "Priester sollen Ehe und Familie leben dürfen - es ist nicht unchristlich. Nur ungewohnt." Ebenfalls könne er sich gut vorstellen, "dass Frauen ins Weiheamt kommen, Diakoninnen wären ein erster Schritt". Viele hätten die Berufung dazu in sich. "Die Tradition, dass vorn immer ein Mann steht, verfängt nicht mehr, das spüre ich in unseren Gemeinden. Wir brauchen die Kraft der Frauen. Und sollten ihnen alles zutrauen."

Betroffen zeigte sich der Limburger Oberhirte über die Missbrauchsfälle in der Kirche und machte sich für deren Aufarbeitung stark: "Alles muss auf den Tisch." Der Zustand der Kirche sei momentan desaströs, er vertraue aber darauf, "dass sich das Gute durchsetzt". Dafür müsse er aber "erst mal bei den Gläubigen für die Versäumnisse um Verzeihung bitten". Er habe ein Ohr für die Betroffenen: "Jeder aus meinem Bistum, der einen Termin bei mir haben will, kriegt ihn, das garantiere ich."

Bätzing gab auch Einblicke in sein Privatleben. Er habe bereits früh im Leben seine Berufung zum Priester gespürt: "Da gibt es etwas Heiliges, das will in mein Leben hinein." Deshalb sei er auch nie "mit einem Mädchen gegangen, wie man das so schön sagt". Eine Luxuswohnung wie die seines Vorgängers Franz-Peter Tebartz-van Elst sei nicht sein Stil. Luxus bedeute für ihn eher mit Freunden in Urlaub zu fahren, zum Beispiel nach Ligurien oder Südtirol. "Dort lauf ich auch in Badehose herum", so Bätzing. "Ich lebe einfach, fahre einen Peugeot 308. Manchmal sogar in die Radarfalle." (cph)