In Magdeburg ist das Jahrestreffen des Gesprächsprozesses zu Ende gegangen

Der Glaube kann alles!

Veröffentlicht am 13.09.2014 um 00:00 Uhr – Von Steffen Zimmermann – Lesedauer: 
Kardinal Reinhard Marx beim Jahrestreffen des Gesprächsprozesses der Deutschen Bischofskonferenz am 13. September 2014 in Magdeburg.
Bild: © KNA
Gesprächsprozess

Magdeburg ‐ Mit einem Aufruf von Kardinal Reinhard Marx, mutig und ermutigt den Weg der Kirche voranzugehen, ist am Samstagmittag in Magdeburg das vierte Gesprächsforum der Deutschen Bischofskonferenz zu Ende gegangen. An dem Treffen in der sachsen-anhaltinischen Landeshauptstadt, das Teil des seit 2010 laufenden Gesprächsprozesses der katholischen Kirche in Deutschland war, nahmen rund 300 Katholiken teil.

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"Die Pädagogik Jesu war nicht, zu sagen, was alles nicht klappt. Jesus hat den Menschen Mut gemacht: Glaube! Der Glaube kann alles! Deshalb müssen wir an die Ressourcen appellieren, die vorhanden sind, in der Kraft des Geistes, im Miteinander, eine Mission für die Welt zu sein und so zu evangelisieren", sagte Marx zum Abschluss des zweitägigen Treffens. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz warb um Vertrauen für den weiteren Weg, den man nur gemeinsam im Glauben bewältigen könne: "Wir bleiben verbunden und gemeinsam auf dem eingeschlagenen Weg."

Suche nach einem neuen Miteinander

Der Gesprächsprozess sei die Suche nach einem neuen Miteinander und das Finden der Themen, die in der Kirche offen und angstfrei angesprochen werden müssten, so der Erzbischof von München und Freising weiter. Am Ende des Gesprächsprozesses im kommenden Jahr müsse gut überlegt werden, was der Dialog gebracht habe. Marx kündigte an, dass sich auch die Bischofskonferenz mit dieser Frage befassen werde.

"Das Gesprächsforum ist kein Beschlussgremium, sondern gibt Orientierung. Ergebnisse, Maßnahmen und konkrete Schritte müssen jetzt überlegt werden", betonte Marx. Die bisherigen Gesprächsforen in Mannheim, Hannover, Stuttgart und jetzt in Magdeburg hätten viele Impulse gegeben. "Die Begegnungen helfen uns Bischöfen sehr, das zu tun, was in den nächsten Jahren auf uns zukommt. Wir stehen vor einem Paradigmenwechsel in unserer Kirche, den wir nur erahnen können gerade mit Blick auf eine immer stärker werdende säkulare Gesellschaft."

Impulsvortrag von Bischof Franz-Josef Bode beim Gesprächsprozess in Magdeburg

Für 2015 geht es laut Marx um eine intensive Vorbereitung, die zum "Doppelpunkt" werden müsse: "Nach Abschluss des Gesprächsprozesses geht es weiter im Leben in der Kirche, die eine Vielzahl von Aufgaben in der Gesellschaft erfüllen will. Wir werden einen verbindlichen Rahmen für die weitere Arbeit finden, auch in den Themen, die uns alle beschäftigen und manchmal oft auch bedrängen", kündigte der Kardinal an.

Das Gesprächsforum in Magdeburg stand unter dem Leitwort "Martyria: Ich bin eine Mission - heute von Gott reden". Dabei ging es um die Frage, welche Haltungen, Sprache und welches Handeln für die Glaubensweitergabe in Kirche und Gesellschaft notwendig sind. Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck , der mit Kardinal Marx und Bischof Franz-Josef Bode aus Osnabrück zur Steuerungsgruppe des Gesprächsprozesses gehört, würdigte den bisherigen Verlauf des Prozesses als "dynamisches Geschehen in der Kirche".

"Verkündigung kann nur gelingen, wenn wir verständlich bleiben"

"Diese Dynamik müssen wir weitertragen, das gelingt nur gemeinsam. Wenn es wahr ist, dass der Glaube eine Gnade ist und wir daran mitwirken können mit allen Kräften, dann soll die Kirche das Transportmittel dieser Gnade sein", so Overbeck. Die Tage in Magdeburg hätten allerdings deutlich gemacht, dass man akzeptieren müsse, dass es Verschiebungen im kirchlichen Handeln geben werde. Als Beispiele nannte Overbeck die Katechese, die Erwachsene neu in den Blick nehmen müsse, aber auch die Sprache, mit der man nach außen auftrete.

"Verkündigung kann nur gelingen, wenn wir verständlich bleiben. Wir brauchen gemeinsam die neue Chance auf ein lebendiges Christsein", appellierte der Essener Bischof. Es gehe darum, mehr Transparenz und mehr Dynamik in die Institution Kirche zu investieren und ernst zu machen mit großem Selbstbewusstsein und Ehrlichkeit. Bischof Bode zeigte sich dankbar für die Begegnung in Magdeburg. Offene Fragen müssten noch realistischer angesprochen werden: "Unsere Suche braucht den Mut, noch tiefer zu werden und unsere Hoffnung muss noch stärker werden. Wir haben viel zu tun bis in das Jahr 2015", so Bode.

Auftaktstatement von Kardinal Reinhard Marx beim Gesprächsprozess in Magdeburg

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) , Alois Glück, hob in einer Stellungnahme hervor, dass das Gesprächsforum deutlich gemacht habe, dass die Kirche den von Papst Franziskus eingeschlagenen Weg hin zu einer hörenden und dienenden Kirche weiter gehen müsse, wenn sie den Menschen ihre Botschaft verständlich zugänglich machen wolle. "Unsere Kirche wird weitgehend immer noch als eine Institution mit Machtanspruch und mit einer Tendenz zur Bevormundung der Menschen wahrgenommen", sagte Glück.

"Abschied von einer Kirche, die zu sehr um sich selbst kreist"

Im Rahmen des Dialogprozesses sei im Gegensatz dazu deutlich geworden, wie stark die Botschaft von Papst Franziskus für eine hörende und dienende Kirche wirksam werde. "Das ist ein wichtiger Schritt im notwendigen Abschied von einer Kirche, die zu sehr um sich selbst kreist. Im Mittelpunkt aller Gespräche in Magdeburg stand die Frage, wie wir aus diesem neuen Geist heraus den Menschen von heute die Botschaft des Evangeliums zugänglich machen können", betonte der ZdK-Präsident. Für die Rolle und Aufgabe der Kirche in der Gesellschaft bedeute dies auch, den Wandel vom Anspruch der Dominanz früherer Zeiten hin zur Bereitschaft zum Dienst in einer offenen Gesellschaft zu akzeptieren und zu gestalten.

Das abschließende Gesprächsforum des Gesprächsprozesses der Bischofskonferenz findet im kommenden Jahr am 11. und 12. September in Würzburg statt. Dort wurde vor 40 Jahren die Gemeinsame Synode der Bistümer der Bundesrepublik Deutschland beendet.

Stichwort: Gesprächsprozess

Der Gesprächsprozess ist eine auf fünf Jahre angelegte Gesprächsreihe zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland. Die Initiative dazu ging im September 2010 von Erzbischof Robert Zollitsch aus, damals Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Ein Ziel war, nach dem wenige Monate zuvor bekannt gewordenen Missbrauchsskandal verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Der Prozess soll 2015 enden - in Erinnerung an das Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils vor 50 Jahren. Neben den einzelnen Dialogveranstaltungen, die seit 2011 stattfinden, stellen die Bischöfe jedes Jahr unter ein eigenes Thema. 2014 geht es um "Martyria: Den Glauben bezeugen in der Welt von heute". Neben den Gesprächsforen nahmen eine Reihe großer Konferenzen und Veranstaltungen Bezug auf den Gesprächsprozess. Dazu zählten ein nationaler Eucharistischer Kongress 2013 in Köln sowie die beiden Katholikentage 2012 in Mannheim und 2014 in Regensburg. (som/KNA)
Von Steffen Zimmermann