Heße: "Eine dem Frieden dienende Kooperation"

Erzbistum Hamburg macht bei interreligiösem Unterricht mit

Veröffentlicht am 28.04.2022 um 13:56 Uhr – Lesedauer: 

Hamburg ‐ Das Erzbistum Hamburg hat Ja gesagt: Am gemeinsamen Religionsunterricht für Schüler aller Religionen wird in der Hansestadt künftig auch die katholische Kirche mitwirken. Erzbischof Stefan Heße freut sich.

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Die katholische Kirche will sich künftig am bundesweit einmaligen Modell des interreligiösen Religionsunterrichts in Hamburg beteiligen. Das Erzbistum Hamburg habe den Beitritt bei der Stadt Hamburg und den bereits beteiligten Religionsgemeinschaften beantragt, gab Erzbischof Stefan Heße am Donnerstag vor Journalisten bekannt. Diese hätten bereits ihre Zustimmung signalisiert.

Die ökumenische und interreligiöse Zusammenarbeit im Religionsunterricht sei "eine dem Frieden dienende Kooperation", erklärte Heße. Die Beteiligung sei auch für die katholische Kirche ein "deutliches Plus", weil sie damit an der Gestaltung des Unterrichts mitwirken könne.

Der Hamburger Schulsenator Ties Rabe (SPD) begrüßte, dass sich nun alle größeren Religionsgemeinschaften der Hansestadt an dem Modell beteiligen, und sprach von bundesweiter Signalwirkung: "Der Hamburger Weg wird von anderen Bundesländern und von anderen Religionsgemeinschaften mit großer Aufmerksamkeit beobachtet."

Seit Jahrzehnten besonderes Modell

Während in anderen Bundesländern der Religionsunterricht nach Religionen und Konfessionen getrennt erteilt wird, gibt es in Hamburg bereits seit Jahrzehnten den "Religionsunterricht für alle (Rufa)". Dabei werden Schüler aller Konfessionen und Religionen gemeinsam unterrichtet. Die Inhalte wurden zunächst allein von der evangelischen Kirche verantwortet. Seit 2019 bestimmen auch Juden, Muslime und Aleviten gleichberechtigt mit. Alle Beteiligten dürfen eigene Religionslehrer entsenden.

Die katholische Kirche hatte sich bislang nicht an dem Modell beteiligt, weil sie einen konfessionsgebundenen Religionsunterricht bevorzugte. 2019 startete sie an ausgewählten Schulen ein Modellprojekt, um eine Mitwirkung zu prüfen. Das Erzbistum überzeugt am "Rufa" nach eigener Aussage vor allem, dass es sich nicht um einen religionskundlichen Unterricht aus neutraler Perspektive handelt, sondern dass auch die konfessionsspezifischen Eigenheiten thematisiert und vermittelt werden.

Ein Beitritt zu dem Modell hat Auswirkungen auf die rund 24.000 katholischen Schüler an staatlichen Schulen in Hamburg. Weil die Katholiken in Hamburg in der Minderheit sind, wird dort rein katholischer Religionsunterricht aktuell kaum erteilt. Die katholischen Schüler nehmen bereits weitgehend an dem interreligiösen Unterricht teil. Mit ihrer Beteiligung am "Rufa" als gleichberechtigter Partner kann die katholische Kirche künftig auch inhaltlich daran mitwirken. (KNA)