ZDF zeigt zweite Staffel des Historiendramas "Borgia"

Noch blutiger

Veröffentlicht am 31.07.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Fernsehen

Hamburg ‐ Der Herbst wird erneut heiß und blutig im ZDF: Die "Borgia" kommen wieder. Ab 30. September spinnt der "verruchte Papst-Clan" (Senderwerbung) um Rodrigo, Cesare und Lucrezia für weitere sechs Folgen seine Intrigen. Die erste Staffel des Historiendramas sahen im Herbst 2011 durchschnittlich fünf Millionen Zuschauer.

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Schon damals zeichnete sich ab, dass der Mainzer Sender auch bei den nächsten sechs Hundertminütern der internationalen Produktion einsteigen würde. Wieder zur Primetime, und wieder mit den Zutaten Sex, Macht und einer sehr eigenen Definition von Gottesfurcht.

«Ich kann ihnen versprechen, dass Borgia Teil zwei noch besser ist als Teil eins», sagte ZDF-Fernsehfilmchef Reinhold Elschot am Dienstag vor Journalisten in Hamburg. «Die zweite Staffel ist noch intrigenhafter, saftiger und noch inhaltsstärker.» Das zeigt sich gleich in den ersten paar Minuten der Saga, die 1494 einsetzt.

Bettszenen, spritzendes Blut und splitternde Knochen

Rodrigo Borgia (John Doman) scheint als Papst Alexander VI. seinen Machtzenit überschritten zu haben, ist kraftlos, depressiv und angewiesen auf die Künste eines Alchimisten. Im Mittelpunkt stehen nun sein Sohn Cesare (Mark Ryder), der zwar Kardinal ist, aber sich nun als Feldherr weltliche Macht aneignen will - und Carlotta, die Verlobte eines Rivalen. Lucrezia, schwanger von ihrem Bruder, lebt indes völlig zurückgezogen. Bettszenen, spritzendes Blut und splitternde Knochen weisen dem Zuschauer rasch die Richtung.

International habe sich die Serie von Produzent und Autor Tom Fontana mit einer Ausstrahlung in 85 Ländern "total durchgesetzt", so der stoffführende Redakteur Wolfgang Feindt. Staffel zwei zeige nun die Reise dieser Familie aus dem Mittelalter in Richtung Renaissance, "aus dem Dunklen, Düsteren heraus, ins helle Licht". Und Produzent Jan Mojto begeistert sich, dass hier von Europa aus europäische Geschichte erzählt werde. Schließlich kämen nun auch historische Persönlichkeiten wie Savonarola, der als Ketzer auf dem Scheiterhaufen endete, Michelangelo und Machiavelli ins Spiel.

Denver-Clan der Renaissance

Tatsächlich verdient die Verfilmung Fontana-Vorlage unter der Regie von Christoph Schrewe das Siegel "opulent". Hunderte Darsteller vor prächtiger Kulisse, teils an Originalschauplätzen in Italien, machen den "Denver-Clan der Renaissance" für Fans solcher Produktionen zum Muss. Viel nackte Haut und brutale Gewaltszenen, wahlweise mit Dolch, Speer, Stier oder Strang - bereits in der ersten Staffel flossen knapp 160 Liter Filmblut - ,lassen ob ihrer Häufigkeit aber Zweifel an ihrer Funktion zum Zweck des Fortgangs der Geschichte aufkommen.

Auch wirkt die deutsche Übersetzung eher hölzern. Außerdem sieht die heutige Geschichtsschreibung die Rolle der historischen Borgia-Familie weniger drastisch. So wird inzwischen angezweifelt, dass Lucrezia tatsächlich mit ihrem Bruder Cesare und ihrem Vater Inzest-Verhältnisse hatte. Ebenso steht ihre angebliche Rolle als Gattenmörderin stark infrage.

Erste Staffel wiederholt

Dass das ZDF vor Ausstrahlung der neuen Folgen die erste Staffel wiederholt, hält Cesare-Darsteller Mark Ryder für hilfreich: Man verstehe den Fortgang der Geschichte einfach besser. Und so sind die ersten 600 Minuten, aufgeteilt in zwölf Tranchen zu je 50 Minuten, ab 7. August zu sehen. Nach gleich drei Folgen zu Beginn werden die weiteren am 8., 13., 14., 15., 20., 21., 22., 27. und 28. August jeweils am späten Abend gezeigt. Die neuen Folgen laufen am 30. September, am 1., 3., 7., 9. und 10. Oktober um 20.15 Uhr.

Für Autor Tom Fontana scheint Staffel drei der Geschichte praktisch ausgemacht. Außerdem könne er gar nicht anders als weiterschreiben, so sehr seien die "Borgia" Teil seines Lebens geworden, bekennt der US-Amerikaner. Für Regisseur Schrewe gab es allerdings eine Schrecksekunde während der Dreharbeiten: Ein LKW mit mehr als 100 Komparsenkostümen sei in Italien in Flammen aufgegangen. "Das war ein bisschen, als hätte Gott versucht, mit uns zu ringen", sagt er. Und lacht. Fraglich, ob der Allmächtige einen Fernseher hat.