Produkte konnten auf dem Markt nicht mithalten

Einzige Trappistenbrauerei in den USA muss schließen

Veröffentlicht am 24.05.2022 um 11:35 Uhr – Lesedauer: 

Boston ‐ Weltweit gibt es nur wenige Klöster, in denen Trappistenbiere nach belgischer Tradition hergestellt werden. Nun muss die einzige Abtei in den USA, die auf diese Art braut, ihren Betrieb einstellen. Grund dafür ist die Konkurrenz durch andere Sorten.

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Der kleine weltweite Markt der Trappistenbiere wird um eine Sorte ärmer: Die Mönche der Abtei St. Joseph in Spencer (Massachusetts) schließen Ende des Monats ihre Brauerei, in der das einzige Trappistenbier in den USA hergestellt wurde. Sie sei unrentabel geworden, weil ihre Biere im belgischen Stil nicht mit den süßen, hopfigen India Pale Ales konkurrieren konnten, die seit Jahren den US-Markt beherrschten, heißt es in einem Bericht des "America Magazine" (Montag). "Es ist keine gute Zeit für Klosterbiere im belgischen Stil", wird ein Bier-Experte zitiert. Von den 9.500 amerikanischen Brauereien setze nur eine Handvoll auf solche Biere.

Das letzte Fass sei bereits gebraut worden, heißt es weiter. Vor Ende Juni soll eine Versteigerung der Ausrüstung stattfinden. Die Mönche hofften demnach, dass das Brauereigebäude bis zum Herbst leer stehe und ein anderes Geschäft beherbergen könne, mit dem Geld verdient werde.

"Brauer in der katholischen Tradition"

Erst 2014 war die Brauerei nach langen Überlegungen und Vorbereitungen eröffnet worden. Einer der Gründe dafür war, dass die anderen Geschäftsbereiche, etwa die Herstellung von Messgewändern für Priester, wegen geringer werdender Nachfrage gelitten hatten. "Wir sahen uns als Brauer in der katholischen Tradition", sagt Pater William Dingwall, der mit der Abwicklung des Betriebs betraut ist. "Belgien hatte die etablierten Marken, und das war das Modell, dem wir folgten".

Allerdings erreichte die Brauerei nicht die angestrebte jährliche Produktion von 10.000 Fässern, zudem wollten die Mönche nicht, dass die Abtei wegen des Bieres zu einem Ausflugsziel wird. So sprachen sie sich dagegen aus, eine Verkostungsbar oder ein Restaurant zu eröffnen. "Die Brauerei ist zu nahe an der Kirche, um Außenstehende einzuladen", sagte Pater Dingwall. Auch Nicht-Mönchen wollte man den Betrieb nicht überlassen, wie dies in den belgischen Brauereinen meist der Fall sei: "Wir wollten, dass es ein klösterliches Unternehmen mit klösterlicher Arbeit ist."

Nach dem Aus für die Brauerei in Spencer gibt es aktuell noch zehn Trappistenbrauereinen auf der Welt: fünf davon in Belgien (Westvleteren, Westmalle, Chimay, Rochefort und Orval), zwei in den Niederlanden (Koningshoeven, Zundert), eine in Österreich (Engelszell), eine in Italien (Tre Fontane) und seit 2018 eine in England (St. Bernhard, Leicestershire). (mal)