Vor 100 Jahren wurde der Bestsellerautor und Ordensmann geboren

Phil Bosmans: Sie nannten ihn den "modernen Franziskus"

Veröffentlicht am 01.07.2022 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ "Vergiss die Freude nicht": Sehr viele Menschen kennen diesen Bestseller von Phil Bosmans. Die Bücher und Sinnsprüche des Ordensmanns hatten so großen Erfolg, weil Bosmans etwas konnte, was vielen anderen Kirchenmännern nicht gelang.

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Manche nannten ihn den "modernen Franziskus". Seine Bücher waren und sind für viele Leser Vitamine für das Herz. Licht, Güte, Liebe - diese einfache Grundmelodie durchzieht die Texte des flämischen Ordensmannes und Erfolgsautors Phil Bosmans, der am 1. Juli 100 Jahre alt geworden wäre.

Mehr als zehn Millionen Mal sind seine Bücher - ganz ohne große Marketingstrategie - weltweit verkauft worden, vor allem in den 1980er Jahren. Der Klassiker "Vergiss die Freude nicht" erzielte rund 60 Auflagen und eine geschätzte Million verkaufte Exemplare allein in Deutschland.

Nicht nur Christen hat der 1922 in Gruitrode in der belgischen Provinz Limburg geborene Ordensmann Mut zum Leben gemacht. Mit Titeln wie "Liebe wirkt täglich Wunder" oder "Blumen des Glücks musst Du selber pflanzen" wandte er sich an Menschen, die "ein Herz unter ihrer Jacke haben". Bosmans habe Botschaften "in fassbaren Portionen" transportiert, beschrieb sein früherer Lektor beim Freiburger Herder-Verlag, Ulrich Sander, ein Erfolgsgeheimnis.

Ein Volksmissionar im Orden eines Wanderpredigers

Bosmans war Volksmissionar. Als Absolvent einer Ordensschule trat er 1941 in den Orden des Wanderpredigers Grignion de Montfort ein und wurde 1948 zum katholischen Priester geweiht. Er ging in die Arbeiterstädte Nordfrankreichs - zu Menschen, die mit der traditionellen Sprache der Kirche und mit Bürgerlichkeit nichts anzufangen wussten. Ab 1950 beteiligte er sich an der Volksmission in Belgien, zog mit einer mobilen Kapelle über Land, hielt Predigten und Versammlungen, fand Zeit für Hausbesuche.

1954 dann die große Erschöpfung: Bosmans erlitt einen Zusammenbruch, hütete zwei Jahre lang das Bett. Die Ärzte schrieben ihn ab. Doch 1957 war er so weit wiederhergestellt, dass er eine Aufgabe angehen konnte, die sein Lebenswerk werden sollte: Nach einem Vorbild in den Niederlanden baute der Montfortaner in Antwerpen den "Bund ohne Namen" auf - eine noch heute bestehende überkonfessionelle Bewegung, die durch Wort und Tat die Liebe zu Gott und dem Nächsten im Alltag wiederbeleben will.

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Bosmans wurde zum Meister der Spruchkarten, brachte Aphorismen und Texte heraus, die Markenzeichen für eine Lebenshilfe aus dem Geist des Evangeliums wurden. Mit Radioansprachen und "Hebelkarten" - gedruckten Sinnsprüchen, die als geistiger Hebel dem Leben einen Impuls geben sollen - fing es an. Besondere Bekanntheit erlangte der Ordensmann aber durch die "Vitamine für das Herz": Nachdem der Montfortaner über ein Jahrzehnt eine Art Telefon-Mission betrieben hatte, erschien eine Auswahl der Texte in Buchform. Das Werk wurde ein Bestseller.

Doch Bosmans war nicht nur ein Meister des Wortes: Er gründete die erste soziale Anlaufstelle in Belgien für Strafentlassene und Arbeitslose ohne Unterstützung, dann ein Haus für wohnsitzlose Frauen. In Deutschland ging 1988 aus der Organisation "Freunde schaffen Freunde" ein deutschsprachiger "Bund ohne Namen" hervor.

Bosmans letztes Wort war "Dankbarkeit"

1994 ereilte ihn ein Schicksalsschlag: Durch einen Schlaganfall war Bosmans seitdem rechtsseitig gelähmt und saß im Rollstuhl. "Gott hat meinen Terminkalender durchgestrichen", kommentierte er seine Behinderung, die ihn jedoch nicht verbitterte. Er lebte nach Darstellung seines Lektors in einem kleinen Zimmer im Montfortaner-Kloster im belgischen Kontich. Es hing voller Clown-Darstellungen, die Bosmans besonders liebte.

Das Schreiben stellte der Erfolgsautor fast ganz ein. Allerdings erschienen noch weiter unveröffentlichte Texte aus seiner Feder. Seine Werke wurden in 26 Sprachen übersetzt, er erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen.

Am 17. Januar 2012 starb der 89-Jährige im belgischen Mortsel. "Mein letztes Wort: Dankbarkeit" heißt der Satz, mit dem Bosmans sich von der Öffentlichkeit verabschiedete. Ganz im Geist seines jahrzehntelangen Wirkens.

Von Christoph Arens (KNA)