Bonner Dekan für Stärkung theologischer Fakultäten an Universitäten

Sautermeister: Akademische Theologie auf angemessenem Niveau sichern

Veröffentlicht am 21.09.2022 um 11:54 Uhr – Lesedauer: 

Bonn/Köln ‐ Der Bonner Dekan Jochen Sautermeister setzt sich für eine Stärkung der theologischen Fakultäten an Hochschulen ein. Es spreche alles dafür – auch die Kosten. Sautermeister nahm damit auch Bezug auf die Kölner Hochschule für Katholische Theologie.

  • Teilen:

Der Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn, Jochen Sautermeister, sieht es als "hochrangiges Ziel", die akademische Theologie im wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Diskurs auf angemessenem Niveau zu sichern. Eine nüchterne Betrachtung zeige, dass Kirche, Gesellschaft und Wissenschaft ein großes Interesse daran hätten. "Dafür steht ja auch das Konkordat, das das Ministerium für Kultur und Wissenschaft von NRW aktuell bekräftigt hat", sagte der Theologe am Mittwoch bei "domradio.de".

Die nordrhein-westfälische Landesregierung hatte am Dienstag darauf gepocht, dass die von Kardinal Rainer Maria Woelki geförderte Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) keine Priester des Erzbistums Köln ausbildet. Die Hochschule sei aufgefordert worden, allen nach dem Wintersemester 2019/2020 eingeschriebenen angehenden Priestern einen Wechsel an die Universität Bonn nahezulegen, hieß es in einem Bericht von Wissenschaftsministerin Ina Brandes (CDU).

Land NRW droht KHKT mit Vertragsverletzungsverfahren

Bei einer weiteren und fortgesetzten Einschreibung von Priesteramtskandidaten werde "die Einleitung eines Vertragsverletzungsverfahrens beim Heiligen Stuhl in Aussicht gestellt". Dabei geht es um den bindenden Vertrag zwischen dem Land Nordrhein-Westfalen und dem Vatikan, das sogenannte Preußenkonkordat.

Sautermeister erklärte, es spreche alles dafür, die theologischen Fakultäten an Universitäten zu stärken, die ja bereits in sich ein vielfältiges theologisches Spektrum böten: "Sie sind bestens vernetzt, stehen im interdisziplinären Austausch der Universität und sind eingebunden in gesellschaftsrelevante Debatten. Sie stellen bewährte und eingespielte Dialogräume von unterschiedlichen Sichtweisen und Perspektiven dar, wie sie die Forschenden und Lehrenden aller Fakultäten und auch die Studierenden einbringen."

Anstatt neue Doppelstrukturen zu schaffen und dabei aufwändige und langwierige Bemühungen um interdisziplinäre Kooperationen mit anderen Wissenschaften auf sich zu nehmen, sei es seines Erachtens sinnvoller und zielführender, die etablierten und bewährten theologische Fakultäten an Universitäten zu stärken. "Diese bringen das alles ja schon mit und entwickeln sich ständig weiter. Eine solche Stärkung könnte etwa durch Impulse zur Erweiterung und Ergänzung geschehen. So könnten unnötige und kostspielige Doppelungen vermieden und mit deutlich geringerem Aufwand und Invest mehr und gezielter erreicht werden", sagte Sautermeister.

"Theologiestudium ist intellektuelles, existenzielles und religiöses Abenteuer"

Der Theologe verwies in diesen Zusammenhang darauf, dass man wirtschaftliche Erwägungen mit Blick auf die Zukunft nicht unterschätzen dürfe. "Eine theologische Fakultät an staatlichen Universitäten kostet die Kirche keinen einzigen Cent. Bei kirchlichen Einrichtungen ist das natürlich anders", so Sautermeister, der bei einem weiteren Ausbau und einer langfristigen Stabilisierung der KHKT bis zum Jahr 2060 Kosten von "weit mehr als eine Viertel Milliarde Euro" prognostizierte.

Sautermeister betonte in dem Interview zudem die Relevanz eines Theologiestudiums auch in der heutigen Zeit: "In keinem anderen Studium hat man die Möglichkeit, sich so intensiv und vielseitig mit Glaubens- und Sinnfragen oder mit Fragen von Ethik und Verantwortung zu befassen wie im Theologiestudium – und das aus ganz verschiedenen Perspektiven und mit unterschiedlichen Methoden." Das Theologiestudium sei eine Art "Studium universale", das auf der Grundlage der christlichen Traditionen und im interreligiösen Dialog auf das Gespräch mit vielen Wissenschaften angewiesen sei. "Das Theologiestudium verstehe ich daher als ein intellektuelles, existenzielles und religiöses Abenteuer", so der Moraltheologe. (stz)