Wenn aus einem Senfkorn-Glauben Wunder entstehen

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Impuls von Pastor Christian Olding
Ein tolles Bild: Das winzige Samenkorn steht dem bulligen und ausladenden Maulbeerbaum gegenüber. Unterschiedlicher könnten sie kaum sein. Der Baum ist dafür bekannt ist, dass seine Wurzeln besonders tief und fest im Erdreich verankert sind. Der lässt so schnell nicht locker. Menschlich gesehen ist es also schlichtweg unmöglich, solch einen Baum auch nur wenige Millimeter zu bewegen.
Genau darauf kommt es Jesus bei seiner Belehrung an: Aus euch heraus, mit eurer eigenen Kraft, mit eurem Erfolgsdenken, mit eurem Stolz macht ihr da rein gar nichts. Klappen kann das nur, wenn ihr das eigene Unvermögen klar erkennt und euch mit hundertprozentigem Vertrauen in Gottes Hände gebt.
Deshalb erzählt er noch das Beispiel von einem Knecht, der bedingungslos seinem Herrn dient. Was er da sagt, das schockt gerade uns moderne Menschen im ersten Moment, hat es doch nichts mit dem komfortablen und freiheitlichen Leben zu tun, das wir uns wünschen. Aber: Sehen wir jemanden in seinem Beruf angestrengt arbeiten, beispielsweise einen Kellner mitten im dicksten Trubel, dann werden wir ihn nicht deswegen ansprechen und vorschlagen, als Gast einen Teil seiner Arbeit zu übernehmen. Das ist schlicht sein Job. Der zeitweilige Trubel gehört dazu. Da muss er auch ohne unser Mithelfen durch.
Was Jesus den Jüngern beibringen will: Gebt euch mit eurem Glauben, mit eurem Herz ganz und gar in Gottes Hand. Tut das, weil ihr es Gott als eurem Herrn schuldig seid. Eure Bedenken im Glauben sind genauso unnötig wie die Widerworte eines Knechtes; denn letztlich unterstellen solche Gedanken, dass Gott nicht weiß, was wirklich gut für euch ist. Schon gar nicht müssen wir uns Gottes Kopf zerbrechen, ob unser Glaube groß genug für was auch immer ist. Diese Haltung ist deshalb so wichtig, weil sie uns drei grundlegende Dinge lehrt:
- Gott verlangt von uns keine Wunder. Die Wunder wirkt er selbst.
- Gott verlangt von uns nicht, dass unser Glaube unheimlich groß und stark ist.
- Gott kann uns nur helfen, wenn wir uns auch wirklich helfen lassen wollen, wenn wir zugeben und zulassen, dass wir ohne ihn nicht weiterkommen.
Dieses Eingeständnis ist viel schwerer, als wir vielleicht meinen. Es ist nicht einfach, anderen Menschen zugeben zu müssen: Ohne dich bin ich hilflos; ich brauche deine Hilfe. Genauso schwer ist es bei Gott. Es geht um den Mut, zuzugeben, dass mein Glaube eben nur – wenn überhaupt – Senfkorngröße hat, dass ich trotz all meiner Bemühungen nur ein unnützer Knecht bin, einer, der manchmal nicht einmal das tut, was er schuldig ist. Aber genau da, wo ich diesen Mut aufbringe, genau da geschehen die Wunder.
Aus dem Evangelium nach Lukas (Lk 17,5–10)
In jener Zeit baten die Apostel den Herrn: Stärke unseren Glauben! Der Herr erwiderte: Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn, würdet ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen: Entwurzle dich und verpflanz dich ins Meer! Und er würde euch gehorchen.
Wenn einer von euch einen Knecht hat, der pflügt oder das Vieh hütet, wird er etwa zu ihm, wenn er vom Feld kommt, sagen: Komm gleich her und begib dich zu Tisch? Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Mach mir etwas zu essen, gürte dich und bediene mich, bis ich gegessen und getrunken habe; danach kannst auch du essen und trinken. Bedankt er sich etwa bei dem Knecht, weil er getan hat, was ihm befohlen wurde? So soll es auch bei euch sein: Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Knechte; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.