Bischof Wilmer verurteilt Attacke auf Synagoge in Hannover

Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer hat die Attacke auf die Synagoge in Hannover verurteilt. "Es ist schrecklich und mir vollständig unbegreiflich, dass jemand gestern Abend in offensichtlich feindseliger Absicht einen Stein durch ein Fenster der jüdischen Synagoge in Hannover geworfen hat", sagte Wilmer am Donnerstag. Glücklicherweise sei bei diesem Anschlag niemand verletzt worden, Juden müssten ungestört ihre Gottesdienste feiern können. "Diese feige Tat zeigt, dass das Übel des Antisemitismus in unserer Gesellschaft leider weiterhin präsent ist", so der Bischof. Die Gesellschaft dürfe niemals nachlassen, gegen diese Gewalt und den dahinterstehenden Hass mit aller Entschlossenheit vorzugehen. "Wir stehen klar an der Seite unserer jüdischen Schwestern und Brüder. Wer Juden angreift, greift uns auch an."
Medienberichten zufolge war während des Gottesdienstes zum höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur am Mittwochabend ein Stein oder ein harter Gegenstand durch ein Fenster an der Frauenempore der Hannoveraner Synagoge geworfen worden. Die jüdische Gemeinde wird mit den Angaben zitiert, dass sich 150 bis 200 Menschen in dem Gotteshaus zum Beten versammelt hätten. Die Attacke löste Empörung und Entsetzen aus. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sprach am Donnerstag von einem Anschlag. Ein Polizeisprecher sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), dass der Staatsschutz in alle Richtungen ermittele. Ob es sich tatsächlich um einen Anschlag handele, sei unklar. Menschen wurden den Angaben zufolge nicht verletzt.
Jüdische Gemeinde in Deutschland sei schockiert
Die jüdische Gemeinde in Deutschland sei schockiert, so Schuster. Der Anschlag wecke Erinnerungen an das Attentat von Halle vor drei Jahren. "Er ist ein weiteres Zeichen für den wiedererstarkten Judenhass in Deutschland in den letzten Monaten und Jahren und damit nicht zusammenhangslos. Ich verurteile ihn aufs Schärfste." Dass Juden im Jahr 2022 in Deutschland nicht ohne Furcht zum Gebet gehen könnten, sei beschämend. Dass so etwas kurz vor den Landtagswahlen in Niedersachsen passiere, müsse ein erneutes Signal an die Politik sein, den Kampf gegen Antisemitismus und Radikalismus jeder Art niemals zu vernachlässigen. "Dazu gehört leider immer noch der Schutz jüdischer Einrichtungen. Offen ist die Frage, wie der oder die Täter auf das Gelände der Synagoge gelangen konnten", erklärte Schuster. Mut gäben derzeit zahlreiche Solidaritätsbekundungen.
Vor drei Jahren hatte an Jom Kippur ein Rechtsextremist einen Anschlag auf die Synagoge in Halle verübt. Am 9. Oktober 2019 versuchte der bewaffnete Mann, in das Gebäude einzudringen, um dort ein Massaker anzurichten. Zu der Zeit waren mehr als 50 Menschen dort versammelt. Als dem Täter das nicht gelang, erschoss er eine Passantin und einen Mann in einem Döner-Imbiss. Der Täter ist inzwischen unter anderem wegen Mordes verurteilt.
Die niedersächsische Justizministerin Barbara Havliza (CDU) sprach im Fall Hannover von einem "Angriff", bei dem es nicht nur um ein beschädigtes Fenster gehe. "Es geht hier um einen Eingriff in den sensibelsten Kern der Religionsausübung." Der Vorfall sei ein "hässliches Zeichen für den zunehmenden Antisemitismus in unserem Land". Dem werde sich Niedersachsen auch weiterhin entgegenstemmen. Der evangelische Landesbischof Ralf Meister äußerte sich entsetzt und beschämt. "Unsere jüdischen Geschwister mussten erleben, wie ihre Jom-Kippur-Feier gewaltsam gestört wurde." Dass Juden in der Ausübung ihrer religiösen Praxis bedroht würden, sei unerträglich. (tmg/KNA)