Angriff erfolgte am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur

Bischof Wilmer verurteilt Attacke auf Synagoge in Hannover

Veröffentlicht am 06.10.2022 um 11:56 Uhr – Lesedauer: 

Hannover/Hildesheim ‐ Die Beschädigung eines Fensters der Synagoge in Hannover am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur löst Empörung und Entsetzen aus. Hildesheims Bischof Heiner Wilmer stellt klar: "Wer Juden angreift, greift uns auch an."

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Die Attacke löste Empörung und Entsetzen aus. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sprach am Donnerstag von einem Anschlag. Ein Polizeisprecher sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), dass der Staatsschutz in alle Richtungen ermittele. Ob es sich tatsächlich um einen Anschlag handele, sei unklar. Menschen wurden den Angaben zufolge nicht verletzt.

Jüdische Gemeinde in Deutschland sei schockiert

Die jüdische Gemeinde in Deutschland sei schockiert, so Schuster. Der Anschlag wecke Erinnerungen an das Attentat von Halle vor drei Jahren. "Er ist ein weiteres Zeichen für den wiedererstarkten Judenhass in Deutschland in den letzten Monaten und Jahren und damit nicht zusammenhangslos. Ich verurteile ihn aufs Schärfste." Dass Juden im Jahr 2022 in Deutschland nicht ohne Furcht zum Gebet gehen könnten, sei beschämend. Dass so etwas kurz vor den Landtagswahlen in Niedersachsen passiere, müsse ein erneutes Signal an die Politik sein, den Kampf gegen Antisemitismus und Radikalismus jeder Art niemals zu vernachlässigen. "Dazu gehört leider immer noch der Schutz jüdischer Einrichtungen. Offen ist die Frage, wie der oder die Täter auf das Gelände der Synagoge gelangen konnten", erklärte Schuster. Mut gäben derzeit zahlreiche Solidaritätsbekundungen.

Vor drei Jahren hatte an Jom Kippur ein Rechtsextremist einen Anschlag auf die Synagoge in Halle verübt. Am 9. Oktober 2019 versuchte der bewaffnete Mann, in das Gebäude einzudringen, um dort ein Massaker anzurichten. Zu der Zeit waren mehr als 50 Menschen dort versammelt. Als dem Täter das nicht gelang, erschoss er eine Passantin und einen Mann in einem Döner-Imbiss. Der Täter ist inzwischen unter anderem wegen Mordes verurteilt.

Die niedersächsische Justizministerin Barbara Havliza (CDU) sprach im Fall Hannover von einem "Angriff", bei dem es nicht nur um ein beschädigtes Fenster gehe. "Es geht hier um einen Eingriff in den sensibelsten Kern der Religionsausübung." Der Vorfall sei ein "hässliches Zeichen für den zunehmenden Antisemitismus in unserem Land". Dem werde sich Niedersachsen auch weiterhin entgegenstemmen. Der evangelische Landesbischof Ralf Meister äußerte sich entsetzt und beschämt. "Unsere jüdischen Geschwister mussten erleben, wie ihre Jom-Kippur-Feier gewaltsam gestört wurde." Dass Juden in der Ausübung ihrer religiösen Praxis bedroht würden, sei unerträglich. (tmg/KNA)