Thuiner Franziskanerinnen verlassen nach über 110 Jahren Berlin

Erzbischof Koch: "Es ist ein schwerer Moment auch für mich"

Veröffentlicht am 21.10.2022 um 10:59 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Eine 114-jährige Tradition endet: Die letzten Thuiner Franziskanerinnen verlassen Berlin. Bei der Verabschiedung zeigte sich Erzbischof Heiner Koch berührt. Erst kürzlich hatte ein weiterer Orden die Hauptstadt verlassen.

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"Es ist ein schwerer Moment auch für mich": Mit diesen Worten hat der Berliner Erzbischof Heiner Koch am 20. Oktober die letzten fünf Ordensfrauen verabschiedet, die noch im Franziskus-Krankenhaus in Berlin-Tiergarten tätig waren. Damit endete eine 114-jährige Tradition der Thuiner Franziskanerinnen in der renommierten Einrichtung unweit des Berliner Zoologischen Gartens. Grund dafür ist die rückläufige Zahl der Eintritte in den Orden. Die fünf Franziskanerinnen, die Berlin verlassen, übernehmen andere Aufgaben in ihrem Orden oder treten in Ruhestand.

Auf Bitten des Chirurgen Eduard Wolffenstein waren 1908 zwölf Mitglieder der Schwesterngemeinschaft aus dem Mutterhaus im emsländischen Thuine nach Berlin gekommen, um die Pflege in seiner Privatklinik zu übernehmen. Heute ist das Krankenhaus mit über 200 Betten in Trägerschaft eines katholischen Krankenhausverbundes.

Durch das Engagement der Franziskanerinnen habe das Krankenhaus zwei Weltkriege und mehrere Weltwirtschaftskrisen überstanden, betonte Erzbischof Koch in einem Gottesdienst zur Verabschiedung. Ihre vom christlichen Glauben getragene Zuversicht sei eine wichtige Botschaft auch für die gegenwärtige, krisenhafte Zeit.

"Hingabe und Tatkraft"

Auch der Geschäftsführer des Krankenhauses, Tobias Dreißigacker, dankte den Ordensfrauen für "ihre Hingabe und Tatkraft". In den über 100 Jahren hätten die Franziskanerinnen dazu beigetragen, dass das Krankenhaus sich besonders wegen seiner Gefäßmedizin und Urologie einen ausgezeichneten Ruf erworben habe. Nun wollten die Mitarbeitenden "den besonderen Geist des Hauses weitertragen", versicherte der Geschäftsführer.

Mit dem Weggang der Franziskanerinnen hat eine weitere Ordensgemeinschaft ihre Berliner Niederlassung aufgelöst. Zuletzt hatte im August die Caritas-Klinik Dominikus in Hermsdorf vier Schwestern der Arenberger Dominikanerinnen verabschiedet. Der Orden hatte sich dort auch über 100 Jahre sozial engagiert. Die Thuiner Franziskanerinnen gaben zudem im Juli ihre letzte Niederlassung in Mecklenburg-Vorpommern auf. Die drei in Rostock verbliebenen Schwestern verließen nach über 110 Jahren die Hansestadt. (tmg/KNA)