"Wir werden eigentlich nur daran erinnert, was katholische Kirche bedeutet"

Bischof Meier zum Synodalen Weg: Vatikan ist kein Bremser

Veröffentlicht am 11.11.2022 um 16:30 Uhr – Lesedauer: 

Augsburg ‐ Der Heilige Stuhl versuche, den Synodalen Weg von der Weltkirche anreichern zu lassen, sagt Bischof Bertram Meier. Wer behaupte, die Kirche müsse sich nicht ändern, sondern ewig die gleiche bleiben, "befindet sich auch theologisch auf Abwegen".

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Der Augsburger Bischof Bertram Meier hat den Vatikan gegen Vorwürfe im Zusammenhang mit dem Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland in Schutz genommen. Es stimme nicht, "was wir heute oft in Deutschland hören: Der Heilige Stuhl bremst nicht den 'Synodalen Weg', sondern er versucht, ihn zu kanalisieren und von der Weltkirche anreichern zu lassen", sagte Meier am Freitag in Augsburg.

Der Bischof erklärte: "Wir werden eigentlich nur daran erinnert, was katholische Kirche bedeutet – nämlich nicht in einem einzelnen Land national unterwegs zu sein, sondern unsere Gedanken in die gesamte Weltkirche einzubringen und in der Weltsynode im Herbst 2023 diskursfähig zu machen. Und das ist gut so!"

Meier äußerte sich bei der Herbstvollversammlung des Diözesanrats der Katholiken in seinem Bistum. Sie findet am Freitag und Samstag in Augsburg statt. Der Diözesanrat ist das höchste Laiengremium der Katholiken im Bistum.

Synodalität bedeute, bestehende Gremien synodal zu bespielen

Meier betonte, Synodalität als Methode habe selbstverständlich mit Veränderung zu tun, "und wer dies abstreitet und behauptet, die Kirche müsse ewig die gleiche bleiben, befindet sich auch theologisch auf Abwegen". Der Bischof schlug dem Diözesanrat vor, drei Themen vorrangig auf die Agenda zu nehmen und dazu Sachausschüsse zu bilden: Synodalität, Europa und missionarische Seelsorge.

Mit Blick auf Synodalität fügte Meier hinzu: "Synodalität ist eine Stilfrage. Welchen Stil leben wir vor Ort – in unseren Gremien wie Pfarrgemeinderat, Pastoralrat, Kirchenverwaltung, Dekanatsrat, Diözesanrat? Synodalität bedeutet nicht, weitere Gremien zu schaffen – das ist auch eine Zeitfrage, vor allem für Ehrenamtliche, sondern die schon bestehenden Gremien synodal zu bespielen." Momentan gehe es darum, sich nach Corona gemeinsam auf den Weg zu machen, um Türen für das Evangelium zu öffnen.

Zuvor hatte Maier in einem Interview mit Blick auf den Synodalen Weg von "einer gewissen Besorgnis, die in Rom herrscht", gesprochen. "Mancher im Vatikan scheint zu fragen: Was machen die Deutschen auf dem Synodalen Weg? Ich gehe davon aus, dass keiner in Rom Interesse an harter Auseinandersetzung hat", sagte er im Vorfeld des Ad-limina-Besuchs der deutschen Bischöfe in Rom. Meier ergänzte: "Aus meiner Zeit am Vatikan weiß ich: Die Erfahrung um Martin Luther sitzt südlich der Alpen tief. Wir sollten die Erinnerung an die Reformation zwar nicht als Trauma pflegen. Doch es besteht Erklärungsbedarf. Wir Bischöfe sind in einer Art Bringschuld." Die Römer seien "in der Regel keine Poltergeister, sondern lieben die leisen Töne. Da müssen wir gut hinhören." (cbr/KNA)