Zwischen starkem Rückgang und schnellem Zuwachs

Franziskaner-General sieht Orden vor großen Umbrüchen

Veröffentlicht am 30.11.2022 um 13:41 Uhr – Lesedauer: 

Wien ‐ Einige Ordensprovinzen erlebten gerade einen starken Rückgang der Eintritte, andere einen schnellen und fordernden Zuwachs: Massimo Fusarelli sieht die Franziskaner vor großen Umbrüchen – und warnt vor Politikern, die religiöse Symbole "verzweckten".

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Der Generalminister der Franziskaner, Massimo Fusarelli, sieht seinen Orden weltweit "vor großen Umbrüchen". Einige Ordensprovinzen, vornehmlich in Europa und Nordamerika, erlebten derzeit einen starken Rückgang der Eintritte, andere einen schnellen und fordernden Zuwachs, sagte der Italiener im Gespräch mit dem österreichischen Franziskaner-Magazin "Antonius"; und: "Wir sollten das als Chance begreifen, um unsere Gewohnheiten zu überdenken." Der 59-Jährige ist seit 2021 als Großmeister und 121. Nachfolger des heiligen Ordensgründers Franz von Assisi für die Geschicke der Ordensgemeinschaft weltweit zuständig.

Der Sinn franziskanischen Lebens verwirklicht sich für Fusarelli nach wie vor "in der Begegnung und Beziehung zu den Menschen, vor allem zu den Armen". Um der allgemeinen Abkehr der Menschen von Ordensgemeinschaften entgegenzuwirken, seien die jüngsten Bemühungen der Kirche wichtig, zu einem verstärkten Ausgleich zwischen Priestern, Laienbrüdern und Laien zu kommen.

Fusarelli warnte zudem vor Politikern, die Gebete wie den Rosenkranz oder auch religiöse Symbole "verzweckten". In Italien etwa trage der Chef der rechten Partei Lega Nord, Matteo Salvini, den franziskanischen Tau, das Symbol der franziskanischen Familie, bisweilen sehr sichtbar auf der Brust. "Er ist zwar frei darin, das zu tun. Aber es ist ein verzweckter Gebrauch, der unpassend ist", so der Ordensmann. Ohne Glauben werde "aus einem Tau oder einem Rosenkranz eine extremistische Ideologie oder ein Fahnenbekenntnis". Fusarelli ist laut jüngsten Zahlen des Ordens Oberer von mehr als 12.000 Franziskanern in 119 Ländern weltweit; rund 5.000 leben in Europa. (KNA)