Nach Forderungen von Missbrauchsbetroffenen

Hildesheimer Weihbischof Bongartz lehnt Rücktritt ab

Veröffentlicht am 30.11.2022 um 15:24 Uhr – Lesedauer: 

Hildesheim ‐ Missbrauchsbetroffene hatten Weihbischof Heinz-Günter Bongartz dazu aufgefordert, seinen Rücktritt anzubieten. Grund waren Erkenntnisse aus einem Aufarbeitungsgutachten. Doch Bongartz sieht sich darin falsch dargestellt – und lehnt ab.

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Der Hildesheimer Weihbischof Heinz-Günter Bongartz (67) lehnt eine Forderung von Missbrauchsbetroffenen nach seinem Rücktritt ab. In einem 2021 vorgestellten Aufarbeitungsgutachten sieht sich der Geistliche falsch dargestellt, wie der Gründer der Betroffeneninitiative im Bistum Hildesheim, Jens Windel, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) nach einem Treffen mit dem Weihbischof sagte. Das Bistum Hildesheim bestätigte die Information am Mittwoch auf Anfrage. Bongartz selbst äußerte sich bislang nicht zu dem Gespräch.

Die Betroffeneninitiative hatte den Weihbischof in einem Anfang März veröffentlichten Brief dazu aufgefordert, dem Papst seinen Rücktritt anzubieten. Sein Umgang mit Fällen von sexuellem Missbrauch sei nicht verantwortungsbewusst gewesen, heißt es in dem Schreiben an den Geistlichen, der früher Generalvikar, Personalchef und Missbrauchsbeauftragter des Bistums war. Die Initiative beruft sich dabei auf zwei Aufarbeitungsgutachten aus den Jahren 2017 und 2021. Am Montag fand ein Gespräch zwischen Bongartz, einem Mitarbeiter des Bistums und zwei Vertretern der Betroffeneninitiative mit einer Moderatorin statt.

"Ergebnis des Gesprächs ist sehr unzufriedenstellend"

Bongartz habe darauf hingewiesen, dass er sich für die in der Studie von 2017 benannten Fehler bereits entschuldigt habe, berichtete Windel. In dem 2021 veröffentlichten Gutachten habe er in drei Darstellungen, die seine Person betreffen, Fehler festgestellt. Darüber hat das Bistum eigenen Angaben zufolge die Autoren der Studie informiert und um Richtigstellung gebeten.

"Das Ergebnis des Gesprächs ist sehr unzufriedenstellend", sagte Windel. "Entweder haben die Studienautoren falsch gearbeitet oder der Weihbischof nimmt die Betroffenen nicht ernst." Nun gelte es, die Rückmeldung der Autoren abzuwarten.

Bongartz war von 2006 bis 2014 Personalchef im Bistum Hildesheim und in dieser Zeit vorübergehend auch Missbrauchsbeauftragter der Diözese. 2011 empfing er die Bischofsweihe. Von 2016 bis 2019 war Bongartz Generalvikar, also Stellvertreter des Bischofs in Verwaltungsangelegenheiten. Er hatte bereits nach der Veröffentlichung des Gutachtens von 2017 seinen Rücktritt angeboten, den der damalige Übergangsverwalter des Bistums, Weihbischof Nikolaus Schwerdtfeger, jedoch nicht annahm. (KNA)

30.11.2022, 16:46 Uhr: aktualisiert um Aussagen des Bistums.