Kirchensteuerrat befasst sich Samstag mit Plänen des Kardinals

Ringen mit Woelki um die Hochschul-Finanzierung

Veröffentlicht am 03.12.2022 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Hat die umstrittene Kölner Theologenhochschule eine Zukunft? Das von Woelki vorangetriebene Projekt braucht Mittel aus der Kirchensteuer. Darüber entscheidet nun ein Finanzgremium. Woelki muss ein Nein aber nicht akzeptieren.

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Am Wochenende entscheidet sich der monatelange Streit über ein Lieblingsprojekt von Kardinal Rainer Maria Woelki: Es geht um die Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT), in der Beobachter ein konservatives Gegenüber zur Katholisch-Theologischen Fakultät an der Universität Bonn sehen. Sie steht auf der Tagesordnung des Kirchensteuer- und Wirtschaftsrates des Erzbistums Köln.

Das Gremium beschließt den Jahreswirtschaftsplan 2023 – und entscheidet damit auch darüber, ob für die Hochschule Kirchensteuermittel fließen sollen. Auf diese Weise soll offenbar ihr Fortbestand gesichert werden. Kritiker, darunter die Vertretung der katholischen Laien, halten den jährlichen Millionenaufwand für überflüssig, weil das Angebot an katholischer Theologie ausreiche. Andere Projekte wie Jugendreferenten seien wichtiger, lautet ein weiterer Einwand. Bei einem Nein käme der Erzbischof in ein Dilemma. Er müsste entscheiden, ob er die Absage akzeptiert, sich darüber hinwegsetzt oder einen Kompromiss sucht.

Eigentlich sollte keine Kirchensteuer verwendet werden ...

Eigentlich sollte für die von den Steyler Missionaren in Sankt Augustin übernommene und in Köln als KHKT neu aufgebaute Hochschule keine Mitgliedsbeiträge der Katholiken verwendet werden. So jedenfalls haben Teilnehmer mehrerer Gremien Woelki verstanden, als er diese im Jahr 2019 über die Weiterführung der Einrichtung in Kenntnis setzte. Damals sei von einem auf sechs Jahre befristeten Betrieb die Rede gewesen, um den vorhandenen Studenten einen Abschluss zu ermöglichen. Die Kosten seien auf jährlich 1,2 Millionen beziffert worden und sollten aus einem dem Erzbischof zur Verfügung stehenden Fonds fließen. Überdies hieß es: Ein langfristiger Betrieb komme nur bei einer "Finanzierung von außen" durch Spender und Fundraising infrage.

Das stieß auf Akzeptanz. Doch inzwischen sieht alles anders aus. Statt 1,2 benötigt die KHKT pro Jahr mehr als 3 Millionen Euro. Der Fonds ist rapide geschmolzen, auch weil für Pensionen von KHKT-Mitarbeitenden fast 8 Millionen Euro zurückgestellt werden mussten. Das verbliebene Geld reicht theoretisch noch für ein Jahr.

Kardinal Rainer Maria Woelki nachdenklich
Bild: ©KNA/Theo Barth

Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln, bedeckt nachdenklich mit der Hand den Mund.

Zugleich haben sich die erwarteten Spender nicht gefunden, weshalb der Finanzbedarf nicht gedeckt ist. Diesen taxierte die inzwischen abgesetzte Geschäftsführerin der KHKT-Trägerstiftung, Martina Köppen, langfristig auf 8 bis 10 Millionen Euro pro Jahr. Mit einem etwa halb so großen Volumen für die mittelfristige Planung bis 2029 rechnet das ehrenamtlich tätige Nachfolger-Trio, zu dem Immobilienunternehmer Rüdiger von Stengel gehört, der der katholisch-konservativen Organisation Opus Dei (Werk Gottes) nahe steht. Wie viel über die Kirchensteuer gedeckt werden muss, ließ die KHKT offen. Man wolle den laufenden Finanzberatungen nicht vorgreifen.

Woelki selbst relativierte zuletzt seine Zusage; der Verzicht aus Kirchensteuermitteln habe nur für die KHKT-Anschubphase gegolten. Letztlich kann er seinen Willen durchsetzen – auch gegen das Finanzgremium. Denn nach einer auf dem Kirchenrecht fußenden Ordnung bestimmt der Erzbischof die inhaltlichen Schwerpunkte des Etats. Der soll eigentlich sinken, so wie die Katholikenzahl und das damit erwartete Einnahme-Minus. Da stören teure Zusatzprojekte mit langfristiger Bindung.

"Das wäre natürlich ein Super-GAU"

Sollte der Kirchensteuerrat die KHKT ablehnen und Woelki dennoch auf deren Finanzierung beharren, müsste über den Dissens in einer Sondersitzung erneut verhandelt werden. Kommt es zu keiner Einigung, kann der Erzbischof den Rat mit gewählten und berufenen Experten auflösen und einen Wirtschaftsplan mit eingepreister KHKT in Kraft setzen.

"Das wäre natürlich ein Super-GAU", befindet der Mainzer Kirchenrechtler Matthias Pulte. Denkbar ist auch ein Kompromiss – etwa in Form von kostengünstigeren Stiftungsprofessuren. Oder aber Woelki begräbt seine KHKT-Pläne – zumal er deswegen mit der nordrhein-westfälischen Landesregierung im Clinch liegt. Diese pocht auf die Einhaltung eines Vertrags zwischen Land und Vatikan, wonach einzig die Bonner Fakultät Ausbildungsstätte der Kölner Priester sei. Viele Fronten für Woelki, der in einer Endlos-Vertrauenskrise steckt und dessen Rücktrittsgesuch seit Monaten unbeantwortet in der Schublade des Papstes liegt.

Von Andreas Otto (KNA)