Gespräche mit Schauspielerin Heike Makatsch oder Model Lena Gercke über Glauben

Marketing-Experte: Bischöfe sollten Talk mit Promis suchen

Veröffentlicht am 15.12.2022 um 11:11 Uhr – Lesedauer: 

Dresden ‐ Dass die Kirche in den sozialen Medien bislang keine Relevanz habe, liege auch daran, dass es ihr nicht gelinge, an die Lebensrealität der Menschen heranzurücken: Marketing-Experte Sebastian Kemmler hat daher ein paar Tipps.

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Ein Bischofs-Talk mit Schauspielerin Heike Makatsch oder Model Lena Gercke über den Glauben – mit solchen Formaten könnte die katholische Kirche nach Ansicht des Marketing-Experten Sebastian Kemmler gut punkten. Dass die Kirche in den sozialen Medien bislang kaum wahrgenommen werde und keine Relevanz habe, liege auch daran, dass es ihr nicht gelinge, an die Lebensrealität der Menschen heranzurücken, sagte Kemmler am Donnerstag im Podcast "Mit Herz und Haltung" der katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen.

Prominente Influencer seien gerade deshalb erfolgreich, weil sie eine Öffnung in ihren Lebensalltag zuließen, die vorher nicht möglich war. "Das Mitbekommen der Lebenswelt und des Seelenlebens einer Kim Kardashian hat einen wahnsinnigen Attraktionspunkt", erklärte Kemmler, der in Berlin eine Kreativagentur hat. "Diese Art der Privatisierung von Kommunikation und das Gewähren von Einblicken in das tiefere Private, das gelingt der katholischen Kirche sehr wenig." Zudem erschwerten die zahlreichen innerkirchlichen Debatten und Kämpfe es derzeit der Kirche, sich nach außen zu öffnen.

"Das ist ein Riesenpotenzial"

Zugleich gebe es in der Gesellschaft ein hohes Bedürfnis nach einer neuen Spiritualität, nach Ruhe, Fokussierung, Rückkehr zu natürlichem Leben. "Gerade in social media werden die Leute von esoterischen Angeboten wahnsinnig angezogen", sagte Kemmler. Auf diesen Bedarf, diese Sehnsucht nach Sinnstiftendem, könnte die Kirche eigentlich gut eingehen: "Das ist ein Riesenpotenzial." Vieles, worum Influencer einen großen Hype machten, fände sich schon in der Tradition der katholischen Kirche, etwa Zeiten des Fastens, der inneren Einkehr und Besinnung.

"Die öffentliche Beichte etwa, ist das effektivste Kommunikationsmittel in social media, wenn sich jemand für etwas entschuldigt", so Kemmler. Im Internet suchten Menschen immer häufiger Orte der Entschleunigung oder Angebote zum "digitalen Fasten". All diese Tendenzen seien eine große Möglichkeit für kirchliche Kommunikation, die man aber auch über reichweitenstarke Influencer in die Öffentlichkeit bringen müsse. Zugleich warnte er davor, sich immer nur "kuschelig und lieblich an Nutzer anzuschmiegen", denn, so Kemmler: "Am Ende des Tages bringt Haltung Likes." Menschen suchten nicht nur Zuspruch, sondern sehnten sich eben auch nach Orientierung. (KNA)