Anna Findl-Ludescher erforscht Verhältnis zu Schriftstellerin

Theologin: Rahner hatte "unglaublich intime Beziehung" zu einer Frau

Veröffentlicht am 10.02.2023 um 11:31 Uhr – Lesedauer: 
Theologin: Rahner hatte "unglaublich intime Beziehung" zu einer Frau
Bild: © KNA

Köln ‐ Der Theologe Karl Rahner und die Schriftstellerin Luise Rinser hatten eine enge persönliche Beziehung. Die schlug sich auch auf das Werk Rahners nieder, sagt die Innsbrucker Theologin Anna Findl-Ludescher. Sie forscht zu der besonderen Liebe.

  • Teilen:

Laut der Innsbrucker Theologin Anna Findl-Ludescher lassen sich Folgen der innigen Freundschaft des Theologen Karl Rahner mit der Schriftstellerin Luise Rinser in seinen Schriften ablesen. "Das, was er zu ihr sagt, das bringt er auch in seine Theologie hinein", sagte die Leiterin des Instituts für Praktische Theologie der Universität Innsbruck dem Kölner "Domradio" am Freitag. Findl-Ludescher erforscht den Briefwechsel der beiden.

Rahner und Rinser haben sich 1962 kennengelernt. "Wenn man dann sieht, wie Rahner Ende der 1960er-Jahre schreibt, wie sehr für ihn ganz klar ist, dass man Gott nicht mehr an einem Menschen vorbeilieben kann zum Beispiel. Das sind ganz unglaubliche Einsichten, die er dann so ganz klar sagt", so die Theologin. Er habe auch Rinser geschrieben, dass er Gott nicht mehr an ihr vorbeilieben könne. Es sei eine "Liebe mit ganz vielen Schattierungen" gewesen, darunter Kollegenschaft und Freundschaft.

Briefe und Treffen

Die Beziehung der beiden habe aus zahlreichen Briefen und einigen Treffen bestanden. "Es ist einfach sehr klar, dass es eine unglaublich intime Beziehung war. Sie haben sich einander gezeigt in dem, was sie bewegt und was sie beschäftigt – mit einer ganz großen Qualität." Zumindest Rahner habe mit niemand anderem eine so vertraute Beziehung gehabt wie mit Rinser. Rinser habe dagegen den deutschen Benediktiner-Abtpräses Johannes Maria Hoeck an die erste Stelle gesetzt. Rahner habe es in diesem Dreiergespann am schwersten gehabt.

Momentan sind nur Rinsers Briefe öffentlich. Der Jesuitenorden habe bislang verhindert, dass auch Rahners Briefe veröffentlicht werden, so Findl-Ludescher. Dazu gebe es allerdings bereits eine ordensinterne Arbeitsgruppe. (cph)