"Kirche ist keine Demokratie, aber auch keine Monarchie"

Bamberger Diözesanadministrator: Macht von Bischöfen ist zu regulieren

Veröffentlicht am 30.03.2023 um 15:29 Uhr – Lesedauer: 

Bamberg ‐ Auch wenn er die hierarchische Struktur als von Gott gegeben betrachte, dürfe nicht nur einer allein das Sagen habe: Weihbischof Herwig Gössl ist dafür, die Macht von Bischöfen zu regulieren. Gesprächsbereit zeigt er sich bei verschiedenen Reformen.

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Der Bamberger Weihbischof Herwig Gössl hat sich dafür ausgesprochen, die Macht von Bischöfen zu regulieren. Nach dem Abschluss des Synodalen Wegs der katholischen Kirche in Deutschland sei er dahingehend hoffnungsvoll, teilte die Pressestelle des Erzbistums am Donnerstag mit. Er sei überzeugt, es werde gelingen, in guter Weise weiterzugehen. "Wir sind als synodale Kirche noch auf dem Weg. Wir sind noch nicht fertig."

Gössl, der derzeit das Erzbistum Bamberg übergangsweise leitet, äußerte sich am Mittwochabend auf einer Veranstaltung der Katholischen Erwachsenenbildung im Seelsorgebereich Bamberger Westen. Dort regte er an, dass es in der Kirche mehr kontrollierende und einhegende Mechanismen geben müsse, die einen Missbrauch von Macht verhinderten. Der Weihbischof erinnerte daran, dass bereits im Mittelalter neben dem Bischof als regulierendes Gremium das Domkapitel gewirkt habe. Dadurch seien die Kräfte ausbalanciert worden. Heute seien andere Kontrollgremien denkbar.

Keine Demokratie, aber auch keine Monarchie

"Kirche ist keine Demokratie, aber auch keine Monarchie", sagte der Weihbischof. Auch wenn er die hierarchische Struktur als von Gott gegeben betrachte, so heiße das nicht, dass nur einer allein das Sagen habe. Die Ämter von Priestern und Bischöfen dürften nicht dahingehend spiritualisiert werden, dass ihr Handeln aufgrund der Weihe nicht hinterfragt werden dürfe.

Laut Gössl hat sich im Verlauf des Synodalen Wegs bei vielen Bischöfen die Sichtweise auf das Thema Homosexualität verändert. "Wir wollen die kirchliche Lehre nicht in die Tonne treten, sondern weiterentwickeln", betonte er. Es müsse genau betrachtet werden, was die Kirche mit ihrer Lehre schützen wolle und wo sie zu eng geworden und nicht mehr auf dem Stand der Wissenschaft sei. Auch bei der Frage nach der Priesterweihe von Frauen zeigte sich Gössl gesprächsbereit. Entscheidend sei der Wille des Herrn und wie sich dieser zeige.

Seine anfänglichen Sorgen, dass beim Synodalen Weg am Ende die Enttäuschung groß sein werde, sehe er rückblickend nicht als völlig unbegründet, so Gössl. Dennoch habe der Prozess zu einer veränderten Gesprächsatmosphäre geführt: "Ich habe viele sehr engagierte Christen kennengelernt, denen es ein Anliegen ist, dass die Kirche auch in Zukunft ihre Botschaft zu den Menschen bringt." (KNA)