Fragen und Antworten zu einer alten christlichen Tradition

Namenstage-FAQ – warum, wie und wann man Namenspatrone feiert

Veröffentlicht am 23.04.2023 um 12:04 Uhr – Von Felix Neumann – Lesedauer: 

Bonn ‐ Wissen Sie, wann Sie Namenstag haben? Von alters her tragen Christinnen und Christen die Namen von Vorbildern im Glauben und stellen sich unter den Schutz von Namenspatronen. Katholisch.de erklärt die Tradition von Namenstagen – und wie man seinen Namenstag findet.

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Wo katholische Traditionen gepflegt werden, spielt der Namenstag eine große Rolle – oft eine größere als der Geburtstag. Die Wahl eines Schutzpatrons ist eine Tradition, mit der sich Christinnen und Christen durch ihren Namen im Alltag der Gemeinschaft der Heiligen vergewissern – und ein Namenstag ist eine gute Gelegenheit, das zu feiern. Viele Menschen werden schon auf den Namen einer Heiligen oder eines Seligen getauft. Andere wissen gar nicht, ob und welchen Fürsprecher sie im Himmel haben – die müssen aber nicht allein bleiben: Wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihren Namenspatron finden – und woher Sie einen bekommen, wenn Sie noch keinen haben.

Was ist ein Namenstag?

Der Namenstag ist der Gedenktag des Namenspatrons: Heilige und Selige haben Gedenktage, die in der Regel auf ihren Todestag fallen. An diesem Tag kann an sie in den Gottesdiensten besonders gedacht werden. Ein Namenstag wird vor allem in der katholischen Kirche in manchen Regionen wie ein Geburtstag gefeiert. Mancherorts war der Namenstag sogar wichtiger als der Geburtstag.

Wie kann ich meinen Namenstag feiern?

Das hängt von der regionalen oder Familientradition ab – oder man gestaltet eine eigene Familientradition: Man kann die Taufkerze entzünden, einen Gottesdienst besuchen, ein Fest feiern, die Geschichte des Heiligen nachlesen und vieles mehr …

Wie ist die Tradition entstanden?

Christinnen und Christen haben ihren Kindern schon sehr früh Namen von Heiligen oder biblischen Gestalten gegeben, so an die Vorbilder im Glauben erinnert und Kinder unter den besonderen Schutz dieser Heiligen gestellt. In den Ostkirchen ist das mindestens seit dem 4. Jahrhundert üblich, in der westlichen Kirche setzte es sich erst im Hochmittelalter durch. Im 16. Jahrhundert wurde die Vergabe von christlichen Namen durch die Kirche verpflichtend gemacht. Oft erhielten Kinder den Namen des Tagesheiligen an ihrem Tauftag. Ein Beispiel ist Martin Luther: Er wurde am 11. November 1517 auf den Namen des Tagesheiligen Martin von Tours getauft.

Ursprünglich sollten die christlichen Namen eine Abgrenzung von heidnischen Bräuchen und Gottheiten darstellen. Theologisch wurde die Feier des Namenstags statt des Geburtstags damit begründet, dass so an die Taufe und nicht an die mit der Erbsünde verbundene Geburt erinnert wird, wie der Liturgiewissenschaftler Philipp Harnoncourt schreibt. Neuzeitliche religionsfeindliche Regime haben die Kraft christlicher Namen erkannt: In der UdSSR wurde versucht, das traditionelle Namensmonopol durch "Revolutionsnamen" wie "Lenina" zu brechen.

Martin Luther und andere Reformatoren auf einem Stich im Reformationsmuseum in Genf/Schweiz.
Bild: ©KNA

Von Heiligen im katholischen Sinn hielten die Reformatoren nichts – den Namen eines katholischen Heiligen trägt Martin Luther trotzdem.

Haben alle Menschen einen Namenstag?

Nein. Manche Menschen haben keinen Namenstag, weil die Tradition der Heiligenverehrung und von Schutzpatronen nicht zu ihrem Glauben gehört – das gilt für Gläubige nichtchristlicher Religionen, aber auch für manche christliche Konfessionen. Aber natürlich können alle Menschen Namenstag feiern, auch wenn sie nicht an Heilige und Schutzpatrone glauben. Eine Besonderheit gibt es in Lettland: Dort gibt es eine mittlerweile  weitgehend säkulare Tradition, in der auch zu Namen ohne Heiligen offiziell Namenstage festgelegt werden.

Heute werden auch in katholischen Familien in der Regel Namen nicht mit Blick auf einen Schutzpatron ausgewählt, sondern weil sie schön klingen oder Familientradition sind. Ohne Schutzpatron gibt es streng genommen auch keinen Namenstag. Aber da es keine Regeln für die Zuteilung von Namenspatronen gibt, spricht nichts dagegen, sich nachträglich einen Patron oder eine Patronin zu suchen.

Kann man mehrere Namenstage haben?

Ja, wenn man mehrere Schutzpatrone hat. Ob es dann auch mehrere Male im Jahr Kuchen und Feiern gibt, ist aber individuell auszuhandeln. Gerade in Adelskreisen sind ausgesprochen lange Listen von Vornamen mit traditionellen Familienheiligen und Ahnen üblich. Ein besonders beeindruckendes Beispiel ist die unter dem Rufnamen Elisabeth bekannte jüngste Tochter von Zita, der letzten Kaiserin von Österreich. Für sie haben 13 Vornamen nicht ausgereicht. Ihr 14. Vorname ist daher "et omnes Sancti" – also "und alle Heiligen".

Gibt es zu jedem Namen einen Namenstag?

Nein, da es nicht zu jedem Namen Heilige oder Selige gibt, die diesen Namen tragen. Besonders Namen aus anderen Kulturen, in denen andere Religionen als das Christentum vorherrschen, haben meistens keinen Gedenktag, aber auch bei relativ neuen Namen kommt das häufig vor. Beispiele sind etwa "Malik" nach einem Engel im Islam oder "Indira", ein Beiname der Hindu-Göttin Lakshmi, "Lavinia", eine Gestalt aus der römischen Mythologie, oder "Vanessa", ein Kunstname, den der Schriftsteller Jonathan Swift Anfang des 18. Jahrhunderts erfunden hat, oder "Elektrifikacija", ein sowjetischer Revolutionsname.

Ist die Schreibweise von Namen für Namenstage relevant?

Nein. In unterschiedlichen Sprachen gibt es unterschiedliche Schreibweisen für Namen, die auf denselben Ursprung zurückgehen. Außerdem gibt es Variationen und Abkürzungen innerhalb einer Sprache. Das gilt besonders für sehr alte Namen mit großer Tradition: Małgorzata (polnisch), Margarethe (deutsch), Marjory (englisch) und Margaux (französisch) können sich ebenso auf eine der vielen heiligen Margaretes (etwa die frühchristliche Märtyrerin Margareta von Antiochia, 20. Juli) berufen wie Menschen mit davon abgeleiteten Namen wie Margot, Rita, Grethe, Meta oder Gosia – also Namen, bei denen man nicht von selbst sieht, wie sie entstanden sind.

Bei den Schutzpatronen herrscht auch Gleichberechtigung: Frauen können männliche Namenspatrone haben und umgekehrt. Das gilt nicht nur für Fälle, in denen eine Stefanie am Stefanstag feiert – es gibt sogar manchmal die Tradition, dass Namen des anderen Geschlechts als Zweitname gewählt werden. Am bekanntesten ist das bei Maria (wie in "Rainer Maria Rilke"), aber es geht auch anders: Die schon erwähnte Kaiserstochter Elisabeth hat wie sechs ihrer sieben Brüder und Schwestern unter anderem den Vornamen "Marco d'Aviano" (13. August) nach einem heiligen Kapuzinerpater.

Die vergoldete Marienstatue auf der Wallfahrtskirche Notre-Dame de Fourvière in Lyon.
Bild: ©Frédéric Prochasson/Fotolia.com

Alle paar Wochen kann man einen Mariengedenktag feiern – im Generalkalender dauert die längste Durststrecke 91 (in Schaltjahren 92) Tage zwischen dem Gedenktag "Unsere liebe Frau in Lourdes" (11. Februar) und dem Gedenktag "Unsere Liebe Frau von Fátima".

Haben alle mit demselben Namen auch am selben Tag Namenstag?

Nein, weil es oft mehrere Heilige eines Namens mit unterschiedlichen Gedenktagen gibt: Ein Johannes oder eine Johanna kann zum Beispiel den Evangelisten Johannes (27. Dezember), Don Bosco (31. Januar), Jeanne d’Arc (30. Mai) oder viele andere Heilige und Selige dieses Namens als Patron haben. Wenn in Kalendern also Namenstage ohne weitere Angaben abgedruckt sind, dann heißt das, dass es Menschen dieses Namens gibt, die an diesem Tag Namenstag haben, aber nicht, dass alle Menschen dieses Namens an diesem Tag feiern.

Manche Namen sind sehr eindeutig: "Johann Baptist" ist immer Johannes der Täufer (24. Juni), ebenso klar ist "Johann Evangelist". Wenn aber Menschen mit diesem Namen selig- oder heiliggesprochen werden, verlieren solche Namen die Eindeutigkeit: Nicht jeder Franz Xaver hat den ursprünglichen Namensträger, den Jesuitenmissionar aus dem 16. Jahrhundert (3. Dezember), als Patron – denkbar wäre auch der 1988 heiliggesprochene Franziskus Xaver Cần Nguyễn (24. November), einen vietnamesischen Märtyrer, der selbst den ersten Franz Xaver als Namenspatron hatte.

Außerdem gibt es Heilige, die mehrere mit ihnen verbundene Gedenktage haben, allen voran die Gottesmutter Maria, aber auch Josef, der als Patron der Arbeiter einen zusätzlichen Gedenktag hat (1. Mai). Neben dem Todestag gibt es bei Märtyrern oft noch regionale Gedenktage anlässlich der Übertragung der Gebeine in die jeweilige Kirche. Solche Feste können sehr speziell sein. Beim heiligen Stephanus (26. Dezember) wird etwa in Besançon die Wiedererlangung des Armes am 19. Juni gefeiert. In solchen Fällen wählt man aber in der Regel den Hauptgedenktag, wenn es nicht besondere Gründe für Abweichungen gibt.

Ich habe bisher keinen Namenstag. Kann ich trotzdem feiern?

Ja. Es gibt keine Regeln für Namenstage – auch wenn die Eltern keinen Namenspatron festgelegt haben, kann man sich immer noch nachträglich einen suchen. Dazu empfiehlt es sich, in Heiligenlexika den eigenen Namen zu suchen und zu überlegen, von welcher Person man sich angesprochen fühlt.

Papst Franziskus tauft am 8. Januar 2017 in der Sixtinischen Kapelle einen Säugling.
Bild: ©Osservatore Romano/Romano Siciliani/KNA

Bei der Taufe haben Kinder in der Regel schon einen Namen. Der Name spielt im Ritus aber doch eine Rolle. In der Allerheiligenlitanei werden die Namenspatrone der Täuflinge angerufen.

Müssen Eltern einen Namenspatron bei der Taufe festlegen?

Nein. Eltern, Paten und der Pfarrer haben gemäß dem Kirchenrecht die Pflicht, dafür zu sorgen, dass Kinder keinen Namen erhalten, "der christlichem Empfinden fremd ist" (c. 855 CIC). Weitere Regeln für Namen stellt die Kirche nicht auf, und selbst diese Regel ist kaum durchzusetzen – insbesondere nicht bei der Taufe, wo Kinder heute in aller Regel ihren Namen schon haben. Es bringt auch keine Nachteile mit sich, wenn Kinder keinen Namenspatron haben, etwa bei der Erstkommunion oder Firmung, wie manche Eltern befürchten.

Bei der Namenswahl sollten Eltern, denen die Tradition eines Namenspatrons wichtig ist, sich darüber Gedanken machen – und bei schönen Namen ohne Patron beispielsweise einen Zweitnamen zu vergeben.

Ordensleute, die einen Ordensnamen tragen, feiern den Namenstag (der im Kloster meist wichtiger als der Geburtstag ist) am Tag ihres neuen Namens.

Zu meinem Namen gibt es keinen Namenspatron. Was kann ich tun?

Eine Möglichkeit ist, sich vom eigenen Namen und seiner Geschichte und Bedeutung inspirieren zu lassen: Wer den islamischen Engelnamen Malik hat, könnte so am Schutzengelfest (2. Oktober) feiern, wer den indischen Namen Rani ("Herrscherin") trägt, an Maria Königin (22. August). Der Name "Vanessa" wurde von Jonathan Swift aus den ersten Silben des Vor- und Nachnamens seiner Geliebten Esther Vanhomrigh gebildet, als Namenstag könnte der der biblischen Königin am 24. Mai gewählt werden. Hier kann man beliebig kreativ werden – oder man feiert einfach an Allerheiligen (1. November) Namenstag.

Eine andere Möglichkeit ist, sich einen zusätzlichen Namenspatron auszusuchen und diesen Namen als Zweitnamen zu verwenden. In manchen Regionen gibt es die Tradition, sich zur Firmung einen Patron auszusuchen und so einen Firmnamen zum Taufnamen zu ergänzen. Das hat keine Auswirkung auf den bürgerlichen Namen, der im Ausweis steht, kann aber in die kirchlichen Taufregister eingetragen werden. (Wo diese Tradition nicht üblich ist, dürfte das aber eine gewisse Überzeugungsarbeit im Pfarrbüro erfordern.) Menschen, die als Erwachsene getauft werden, nehmen oft bei ihrer Taufe einen christlichen Vornamen zusätzlich an, wenn sie vorher keinen hatten.

Wie finde ich die Gedenktage von Heiligen heraus?

Es gibt viele Heiligenlexika und -datenbanken. Bei katholisch.de gibt es jeden Tag ein Kalenderblatt mit den Tagesheiligen und eine Heiligen-Datenbank. Besonders für schwierige Fälle ist das Ökumenische Heiligenlexikon hilfreich, die wohl umfangreichste Quelle für Heilige aller christlichen Traditionen. Dort sind auch die Gedenktage in anderen christlichen Kirchen aufgeführt.

Wie feiert die Kirche Heiligengedenktage?

Die Kirche hat mehr als einen Heiligenkalender. Nur die wichtigsten Heiligen kommen im "Allgemeinen Römischen Kalender" vor, der auch "Generalkalender" heißt, und der für die ganze Weltkirche gilt. Darüber hinaus gibt es auch nationale und diözesane Heiligenkalender, in denen regional bedeutende Heilige vorkommen und oft einen höheren liturgischen Rang als anderswo haben. Dazu kommt, dass nur Heilige in der ganzen Kirche liturgisch verehrt werden dürfen. Selige dürfen nur in bestimmten Diözesen oder Orden verehrt werden. Ein Beispiel ist der selige Philipp Jeningen, der nach seiner Seligsprechung auf die Initiative des Bistums Rottenburg-Stuttgarts hin zunächst nur dort liturgisch verehrt werden durfte (an seinem Gedenktag, dem 8. Februar), und der nun auch in den diözesanen Heiligenkalender von Eichstätt aufgenommen wurde. Die liturgische Ordnung für das jeweilige Jahr findet man für jedes Bistum in einem "Directorium", das in der Regel auch online verfügbar ist.

Je nach Bedeutung des Heiligen haben die Gedenktage unterschiedliche liturgische Bedeutung. Die niedrigste Stufe ist der nichtgebotene Gedenktag, die höchste das Hochfest. Für die Heiligen gibt es Eigentexte, also spezielle Texte für die Teile der Messe, die je nach Anlass im Kirchenjahr anders sind, etwa das Tagesgebet. Ob ein Heiliger an seinem Gedenktag in der Messe vorkommt, hängt von manchmal etwas komplizierten Regeln ab, welcher Anlass Vorrang hat. Sonntags werden Heilige in der Regel nicht gefeiert. Je nach Stellenwert fällt dann eine Feier aus oder wird bei wichtigen Heiligen auf den nächsten freien Tag verlegt. Dann steht im liturgischen Kalender der eigene Namenspatron eventuell an einem anderen Tag als erwartet. Den Namenstag feiert man in solchen Fällen trotzdem am üblichen Gedenktag – das macht übrigens sogar der Papst so: Dieses Jahr wurde der Gedenktag des hl. Josef, des Ziehvaters Jesu, liturgisch auf den 20. März verlegt, weil er vom vierten Fastensonntag von seinem eigentlichen Termin, dem 19. März, verdrängt wurde. Papst Franziskus hat dennoch per Twitter am 19. März zum Josefstag gratuliert.

Bei der Allerheiligenlitanei, die unter anderem an Ostern gebetet wird, können beliebige Heilige ergänzt werden. Diese Litanei gehört auch zur Taufe – dort ist es üblich, dass die Schutzpatrone der Täuflinge angerufen werden.

Haben Sie noch weitere Fragen?

Gern beantworten wir Ihre Fragen zu Namenspatronen und Schutzheiligen! Sie können sich gerne an uns wenden.

Von Felix Neumann