Es gebe eine "Lücke im Kirchenrecht"

Theologe Söding: Bischöfe besser in das Volk Gottes integrieren

Veröffentlicht am 28.04.2023 um 09:21 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Mehr Beteiligung von Laien, Bischöfe besser in das Volk Gottes integrieren: Dafür muss laut Thomas Söding eine "Lücke im Kirchenrecht" gefüllt werden. Zu vatikanischen Stoppschildern sagt er: "Jetzt ist nicht die Zeit, Verbote auszusprechen."

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Theologe Thomas Söding hat Änderungen am Kirchenrecht gefordert, um mehr Beteiligung von Laien an innerkirchlichen Entscheidungsprozessen zu ermöglichen. Der Synodale Weg in Deutschland habe deutlich gemacht, dass es eine "Lücke im Kirchenrecht" gebe, die gefüllt werden müsse, um die Bischöfe besser in das Volk Gottes zu integrieren, sagte Söding bei einem internationalen Theologenkongress am Freitag in Rom. Söding war ein Vizepräsident des im März beendeten Synodalen Wegs.

Das Kirchenrecht sehe zwar regionale Kirchenversammlungen vor – sogenannte Plenar- und Provinzialkonzilien, führte er weiter aus. "Was jedoch diesem Modell fehlt, ist die gemeinsame Verantwortung für die Planung der Tagesordnung, die Organisation der Konsultationen und die Entscheidungsfindung", so der Bochumer Theologe.

Vatikanische Interventionen

Söding ging auch auf vatikanische Interventionen gegen den Synodalen Weg ein wie den Brief der Kurienkardinäle Pietro Parolin, Marc Ouellet und Luis Ladaria. "Jetzt ist nicht die Zeit, Verbote auszusprechen, sondern Chancen zu ergreifen", betonte er. Die drei Kardinäle hatten am 16. Januar schriftlich mitgeteilt, die katholische Kirche in Deutschland sei nicht befugt, ein gemeinsames Leitungsorgan von Laien und Klerikern einzurichten. Das Schreiben war von Papst Franziskus ausdrücklich genehmigt worden.

Der Kongress "Theologie in der Herausforderung der Synodalität" findet noch bis Samstagmittag an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom statt. Unter den Vortragenden sind auch weitere Theologen von Universitäten im deutschen Sprachraum. Zu ihnen zählen Margit Eckholt (Osnabrück), Myriam Wijlens (Erfurt), Michael Seewald (Münster) und Regina Polak (Wien).

Eröffnet worden war der Konress am Donnerstag mit einem Vortrag von Kardinal Mario Grech. Grech, der das von Papst Franziskus neu aufgestellte Synodensekretariat im Vatikan leitet, betonte in seinem Vortrag, dass der gegenwärtige Ausbau der Synodalität eine Frucht des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) sei. Durch mehr Synodalität, also innerkirchliche Beratung zu Fragen der katholischen Lehre und Verfasstheit der Kirche, könne der seit dem Konzil schwelende Gegensatz zwischen Ortskirche und Universalkirche überwunden werden. (tmg/KNA)