Thomas Eschenbacher bekam zwei Millionen Klicks

Ein rappender Pfarrer aus Unterfranken geht viral

Veröffentlicht am 06.05.2023 um 12:00 Uhr – Von Valentin Beige – Lesedauer: 

Hammelburg ‐ Pfarrer Thomas Eschenbacher ist zum Medienstar geworden. Einen Ausschnitt aus einer gerappten Predigt haben schon knapp 2 Millionen Menschen gesehen. Doch das war nicht seine erste kreative Idee. Zu Besuch beim rappenden Pfarrer in Unterfranken.

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Hammelburg ist ein kleines Städtchen im Norden Frankens. Ein paar Kilometer weiter beginnen die Berge der Rhön sich zu erheben und noch ein paar Kilometer weiter quert die A7, die an Hammelburg vorbeiführt, die Landesgrenze Bayerns zu Hessen. Seit neun Jahren ist Thomas Eschenbacher hier Pfarrer und versucht immer wieder mit kreativen oder mitunter auch verrückten Ideen, die Menschen in Hammelburg für die katholische Kirche zu begeistern. Er liebt seinen Job, und das merken die Besucherinnen und Besucher im Gottesdienst. "Also ich möchte mich selbst nicht langweilen in der Liturgie, wobei die ja schon vieles mitbringt an Möglichkeiten, an Kreativität, aber das tut gut, wenn man zu bestimmten Zeiten immer mal eine neue Idee hat. Gerade am Faschingssonntag war noch nie ein Gottesdienst wie der andere."

Thomas Eschenbacher hatte schon mit einem Clown ein Zwiegespräch, ein Gespräch zwischen Engel und Teufel, eine der Ministrantinnen ist mal als Spatz aufgetreten. Doch am Faschingssonntag 2023 ging seine Predigt durch die Decke. Thomas Eschenbacher steht in seiner beigen Stola am Altar – trägt eine blaue Käppi, eine Goldkette und rappt seine Predigt:

Alle, die wir hier versammelt sind
dürfen uns verstehen
als von Gott geliebtes Kind
übersetzt auf Rappersprache
check es einfach aus
der im Himmel oben
ist für Dich voll fett gut drauf

Die lokale Tageszeitung veröffentlicht diesen kleinen Ausschnitt aus der Predigt. Und der geht viral. Knapp 2 Millionen Menschen haben diesen Schnipsel bei Instagram inzwischen angesehen. Zum Vergleich: Hammelburg hat rund 11.000 Einwohner, eine typische fränkische Kleinstadt, wo viele viele kennen, aber alle den Pfarrer. Seine plötzliche Berühmtheit im Internet schreckt ihn also gar nicht, im kleinen Sinne kennt er es schon aus Hammelburg.

Bild: ©picture alliance/Bildagentur-online/Sunny Celeste

Hammelburg ist ein Städtchen un Unterfranken.

"Ich bin immer in der Öffentlichkeit und das ist manchmal auch nicht einfach, wenn ich mit dem Fahrrad irgendwo unterwegs bin. Ich kann kaum privat sein. Ich kann damit aber gut leben." Internet-Phänome mit riesigen Klickzahlen gibt es immer wieder, sagt er. Und die vergehen meistens wieder. Thomas Eschenbacher ist sich sicher, nur mit Action kommen nicht mehr Menschen in seine Kirche am Rand der Altstadt. "Doch wenn irgendwann die Leute aufwachen und merken, es gibt mehr als nur ein bisschen Show und Party, es gibt auch Tiefgang fürs Leben. Dann verändert sich was."

Thomas Eschenbacher war von 2007 bis 2013 Jugendpfarrer in der Diözese Würzburg, mit Jugendlichen auf der ganzen Welt und in heimischen Wäldern unterwegs. Manchmal trifft er heute, viele Jahre später, Jugendliche von damals, inzwischen längst Erwachsene, die immer noch frische und gute Erinnerungen an die Zeltlager haben. Menschen mit besonderen Ereignissen und guten Erlebnisse, das könnte ein Schlüssel sein, um mehr Menschen wieder an die Katholische Kirche zu binden. Und dafür braucht es nicht den Gottesdienst mit gerappter Predigt. Denn bei Thomas Eschenbacher gibt es auch an anderen Tagen abseits von Fasching immer wieder besondere Momente in den Gottesdiensten. So kommt es immer mal wieder vor, dass der Pfarrer seine Gitarre zückt und selbstgeschriebene Lieder zum Besten gibt. Woher er die Kreativität dafür nimmt, weiß er selbst nicht so genau.

Genervt von der Hartherzigkeit der Gesellschaft

"Ich weiß nicht, das ist der Heilige Geist, der mir das einflüstert. Also ich sage immer, an Ideen mangelt es mir nicht, eher an Leuten, das umzusetzen." Auch, wenn er nicht alles umsetzen kann – er hat die Kraft, sich immer neu zu erfinden. Er zieht sie aus seinem Glauben. "Ich habe mich als Mensch neu erfahren. Für mich persönlich habe ich die Beziehung zu Gott immer als eine riesengroße Freundschaft erlebt, er macht mich groß, wo ich mich selber klein mache."

Doch Thomas Eschenbacher ist nicht immer nur der gut gelaunte Pfarrer. Die Hartherzigkeit in der Gesellschaft nervt ihn manchmal. Oder auch das Agieren der katholischen Kirche: "Es gibt Dinge, die sind anstrengend. Und wenn man so das Gefühl hat, in der Diözese gibt es manchmal gute, wertvolle Unterstützung, aber es gibt auch manchmal so Elemente, wo ich mir denke, geht es um die Botschaft Jesu und um die Liebe oder geht es uns da drum, einfach selber irgendwie gut dazustehen?"

Aber trotz allem liebt Thomas Eschenbacher seinen Job. Und er hat schon Ideen, was er am Faschingssonntag 2024 machen möchte. Nur verraten will er sie nicht. Es soll ja eine Überraschung bleiben.

Von Valentin Beige