Es geht um die Umsetzung einer umstrittenen Messform

Brief von Administrator verbrannt: Liturgiestreit droht zu eskalieren

Veröffentlicht am 26.06.2023 um 17:49 Uhr – Lesedauer: 

Neu Delhi ‐ Der Liturgiestreit in der syro-malabarischen Kirche geht weiter. Nun verbrannten Gläubige ein Schreiben des Apostolischen Administrators vor der Kathedrale. Die Auseinandersetzung beschäftigt die Gemeinschaft seit vielen Jahrzehnten.

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Ein seit den 70er Jahren in Indien schwelender Liturgiestreit droht zu eskalieren. Eine Gruppe von Laien verbrannte vor der Kathedrale des Erzbistums Ernakulam-Angamalyin ein Rundschreiben des vom Vatikan ernannten Übergangsverwalters der Diözese, in dem er die Umsetzung einer umstrittenen Form der Messe anordnet, wie der asiatische Pressedienst Ucanews (Montag) berichtet. Der Apostolische Administrator, Erzbischof Andrews Thazhath, habe in dem Schreiben Dompfarrer Antony Nariculam angewiesen, die Messe in der von der Synode genehmigten Liturgie zu feiern. Andernfalls werde Nariculam sofort versetzt, hieß es.

In dem jahrzehntelangen Streit in der – mit Rom verbundenen – syro-malabarischen Kirche im Bundesstaat Kerala geht es um die Frage, ob der Priester die Messe mit dem Gesicht zur Gemeinde oder zum Altar zelebriert. Laut einem vom Vatikan gebilligten Kompromiss sind die syro-malabarischen Priester gehalten, bis zum Hochgebet die Messe mit dem Gesicht zur Gemeinde zu feiern, sich dann umzudrehen, um sich dann zum Ende des Gottesdienstes wieder der Gemeinde zuzuwenden.

Im August 2021 wies die zuständige Synode alle 35 Diözesen im südindischen Kerala an, den Beschluss umzusetzen. Weil aber der Vikar von Ernakulam-Angamaly, Erzbischof Antony Kariyil (73), den Kompromiss ablehnte, zog der Vatikan personelle Konsequenzen: Kariyil musste zurücktreten. Seit Juli 2022 leitet Erzbischof Thazhath (71) als Apostolischer Administrator die Geschicke in Ernakulam.

Sondersynode abgehalten

Auf Weisung des Vatikans wurde laut Ucanews kürzlich eine Sondersynode abgehalten, um eine dauerhafte Lösung des Liturgiestreits zu finden. Die 56 anwesenden Bischöfe hätten jedoch keinen Konsens erzielt und daher dem Vatikan empfohlen, einen päpstlichen Gesandten zur Regelung der Angelegenheit zu schicken.

"Da die Synode beschlossen hat, die Angelegenheit zur endgültigen Entscheidung dem Vatikan zu überlassen, zielt dieses Rundschreiben nur darauf ab, den Gläubigen und Priestern in der Erzdiözese Ärger zu bereiten, die bereit sind, mit dem päpstlichen Delegierten an einer endgültigen Lösung zu arbeiten", sagte Riju Kanjookaran, Sprecher der "Bewegung für Transparenz der Erzdiözese", laut Ucanews. Ein hochrangiger Priester, der nicht namentlich genannt werden wollte, sagte am Montag zu Ucanews: "Es ist besser für alle, den Frieden zu wahren, da der Ball jetzt beim Vatikan liegt." (KNA)