Säkularinstitute befinden sich international im Aufwind

"Im Verborgenen die Liebe Gottes leben"

Veröffentlicht am 26.02.2015 um 00:00 Uhr – Von Johannes Pernsteiner (KNA) – Lesedauer: 
Ein Kreuz im Museum Kolumba.
Bild: © KNA
Jahr der Orden

Wien ‐ Sie sind eine Sonderform des geweihten Lebens, die sich weltweit in einem deutlichen Aufwind befinden: Säkularinstitute. Generalleiterin Maria Hochleitner sagt, diese werden "wahrscheinlich die Lebensform der Orden zu einem Großteil ablösen". Doch was ist ein Säkularinstitut?

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Die Säkularinstitute, deren Angehörige als Einzelpersonen in ihrem jeweiligen Umfeld und Zivilberuf leben und dabei Ehelosigkeit, Armut und Gehorsam geloben, stehen im "Jahr des geweihten Lebens" gemeinsam mit den Orden im besonderen Fokus der Weltkirche. "Besonders in Ländern, wo die Kinder die Eltern im Alter zu betreuen haben, bekommt diese Lebensform immer mehr Bedeutung", beobachtet Hochleitner. Es werde kein Ordenshaus benötigt; dadurch sei der Glaube auch dort praktizierbar ist, wo Religionen angegriffen würden. "Die Treffen finden einfach in Privatwohnungen statt."

"Viel Eigenständigkeit und Verantwortungsgefühl"

Herausfordernd sei der Alltag allerdings schon: Als Mitglied müsse man "viel Eigenständigkeit und Verantwortungsgefühl" mitbringen, gelte es doch, alle Probleme des Lebens alleine zu bewältigen. Zudem stehe niemand dahinter und kontrolliere, wie das Gebetsleben gestaltet werde, so Hochleitner. Auch die Frauen von "Madonna della Strada" treffen sich nur an ein oder zwei Tagen pro Monat zum gemeinsamen Gebet oder zu Gottesdiensten, Bibellesungen, Vorträgen oder Weiterbildungen - letzteres oft mit Gruppen anderer Gemeinschaften. Jedes Mitglied hat zudem eine Person, mit der sie Lebensentscheidungen bespricht und gemeinsam mit ihr regelmäßig den Alltag reflektiert.

Bild: ©KNA

Eine junge Frau hält das Schönstatt-Pilgerbild, das in dem sogenannten Urheiligtum, einer unscheinbaren Kapelle bei Vallendar hängt, in den Händen. Die Schönstatt-Bewegung besteht seit 1914 und ist die einzige neue geistliche Gemeinschaft, die von Deutschland ausging.

Hochleitner ist in Österreich die einzige noch berufstätige der 36 Frauen ihres Instituts. Die übrigen - einst beschäftigt in Berufen von Kindergärtnerin, Lehrerin und Sozialarbeiterin bis hin zur Rechtsanwältin oder Schauspielerin - hätten nun neue Aufgabengebiete: Sie erteilten Flüchtlingskindern und auch Erwachsenen Nachhilfeunterricht, seien im Hochhausapostolat gegen die Vereinsamung von Bewohnern tätig oder betrieben in Gemeinden Sozialdienste, Bibelarbeit oder Exerzitienkurse, schildert die Generalleiterin. Auch die Mitarbeit im Obdachlosenwerk "Vinzidorf", in der Krankenbetreuung oder bei Spendensammlungen für bedürftige Menschen zählen zu den Bereichen, in dem sich die Rentnerinnen ehrenamtlich engagieren.

"Die unverständliche Kirchensprache verheutigen"

Säkularinstitute sehen als ihre besondere Aufgabe, "im Verborgenen - dort wo keine offiziellen Vertreter der Kirche hinkommen - die Liebe Gottes zu leben und somit in die Welt zu bringen", erläutert Hochleitner. Konkret bedeute dies, das Leben mit Menschen der Umgebung zu teilen, ihnen Begleitung, Beistand, Trost und Heimat zu bieten, "stellvertretend für sie zu glauben und zu hoffen", wenn sie sich selbst aufgegeben hätten, nichts Gutes mehr zu erhoffen wagten. Auch gelte es, "die unverständliche Kirchensprache zu verheutigen und in das tägliche Leben umzusetzen". Man wolle "gemeinsam unterwegs sein", wobei das Religionsbekenntnis des anderen keine Rolle spiele.

Säkularinstitut

Ein Säkularinstitut - auch Weltinstitut oder Weltgemeinschaft - ist neben der Ordensgemeinschaft die zweite Form für ein Institut des geweihten Lebens. Die Personen, die zu diesem Stand des geweihten Lebens gehören, bewahren ihre Stellung, die sie in der Welt haben. Sie leben und wirken inmitten des Volkes Gottes ohne ihr gesellschaftliches Umfeld zu verlassen (cann. 711 und 713 CIC). Sie erhalten sich ihren eigenen Lebensstil. Ein Säkularinstitut steht, abhängig von seinen Satzungen, offen für Kleriker, Laien, Männer und Frauen.

Dass es in der Gemeinschaft derzeit - zumindest in Österreich - keinen Nachwuchs gibt, hängt laut Hochleitner auch mit der über lange Zeit gelebten absoluten Diskretion zusammen: Schon kurz nach der Gründung am 18. Februar 1936 im oberösterreichischen Steyr - damals durch den Jesuiten Carl Dinkhauser und die erste Leiterin, Maria Elisabeth Strachotinsky - konnte die Gemeinschaft ihr Wirken nur im Untergrund fortsetzen, zumal ihr im Nationalsozialismus ein öffentliches Auftreten untersagt war. Das einst "Gemeinschaft unserer Lieben Frau vom Wege" genannte Institut wurde vom Papst 1953 anerkannt, orientiert sich an der Jesuiten-Ordensregel und hat seinen weltweiten Sitz weiterhin in Wien.

Außerhalb ihres Gründungslandes verzeichnet die Gemeinschaft dennoch beachtliche Aufbrüche - laut Hochleitner besonders in Indien, Taiwan, Korea oder auf den Philippinen sowie in der Slowakei, wo binnen weniger Jahren eine neue Gruppe entstand. Besonders profitiere das Institut dabei von den technischen Möglichkeiten. "Alle neuen Mitglieder kamen über das Internet zu uns", so die Generalleiterin. Zumal bei einem Eintritt das berufliche Umfeld nicht gewechselt wird, geschieht heute auch die Einführung aus Praktikabilitätsgründen gleich online. So wird es möglich, dass derzeit etwa erstmals aus Nigeria eine Frau die Einführungsphase absolviert.

Von Johannes Pernsteiner (KNA)