"Man müsste verrückt sein, solch einen Job machen zu wollen"

Bald-Kardinal Pizzaballa will nicht Papst werden

Veröffentlicht am 28.09.2023 um 15:29 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Am Samstag werden 21 Männer in den Kardinalsstand erhoben. Vorab sagt einer von ihnen, wieso er nicht Papst werden will – es aber mag, als "papabile" zu gelten. Ein anderer will sich nicht von der Kirchenkrise lähmen lassen.

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Der künftige Kardinal Pierbattista Pizzaballa möchte nicht der nächste Papst werden. Spätestens seit seiner Nominierung zum Kardinal wird der Lateinische Patriarch von Jerusalem als ein möglicher Nachfolger von Franziskus gehandelt. Er möge es aber, wenn Menschen ihn als "papabile" bezeichnen, sagte der 58-Jährige am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Seine Begründung ist ein italienisches Sprichwort: "Wenn du als Papst in ein Konklave gehst, verlässt du es als Kardinal." Das sei es, was er wolle – das Papstamt hingegen "natürlich nicht". "Man müsste verrückt sein, solch einen Job machen zu wollen", so der gebürtige Italiener, der seit 34 Jahren im Heiligen Land arbeitet.

Am Samstag (30. September) wird Pizzaballa offiziell in das Kardinalskollegium aufgenommen. Ab diesem Zeitpunkt darf er an einer eventuellen Konklave zur Papstwahl teilnehmen. Pizzaballa wird der erste Kardinal sein, der in Jerusalem residiert. Er versteht seinen neuen Titel auch als Verantwortung für eine Stimme von und aus Jerusalem.

Künftiger Kardinal Bustillo will sich durch Kirchenkrise nicht lähmen lassen

er künftige Kardinal Francois Bustillo (54) durch die Krise der Kirche nicht lähmen lassen. Seit ihren Anfängen habe sie alle Krisen überlebt, von der Verfolgung im Römischen Reich bis zum Mai 1968 und der Krise der Moderne, sagte der Bischof von Ajaccio auf Korsika im Interview der Zeitung "La Croix" (online Donnerstag). Mit dem "immer noch großen menschlichen und spirituellen Potenzial müssten Christen kreativ und mutig umgehen. Der gebürtige Spanier Bustillo wird ebenfalls am Samstag von Papst Franziskus in Rom zum Kardinal erhoben.

Der Ordensmann sieht in einer Gesellschaft, die sich von Religion distanziert und "ihr inneres GPS verloren" habe, eine Chance. Man werde die Menschen nicht durch neue Kommunikation oder Verführungstaktiken erobern, sondern durch Antworten auf existenzielle Fragen zu Tod, Jenseits, Liebe. "Um Liebe und inneren Frieden zu finden, gehen unsere Zeitgenossen heute an den Amazonas, um Schamanen zu treffen, oder nach Tibet... Aber wer kennt die christliche Tradition?", so der künftige Kardinal.

Als ein Beispiel zur Begegnung nennt Bustillo etwa Taufen, Hochzeiten oder Beerdigungen. Sie würden vielfach von Menschen besucht, die nicht katholisch sind, sich aber aus Freundschaft zu ihren Lieben dafür entschieden hätten, dort zu sein. In solchen Momenten müsse man sehr gut sein: "Es wäre unverantwortlich, 400 Menschen vor sich zu haben und ihnen eine zurückgelehnte, geschmacklose oder zuckersüße Rede zu halten." Da gelte es, die zentralen Botschaften für das Leben zu geben, klar und ohne Verführung. Vielleicht stellten sich dann 5 der 400 Menschen essenzielle Fragen für ihr Leben. "Steht irgendwo geschrieben, dass wir mächtig sein müssen?", fragt Bustillo weiter und antwortet: "Nirgends." Aber die Kirche verfüge über ein starkes und bedeutendes Erbe für die Welt. Dieses heute wenig bekannte Erbe müsse sie einbringen, "ohne Komplexe und ohne Arroganz". (tmg/KNA)