Wie offen beim Trierer Themenforum "Sexualität.Leben", einer Veranstaltung aus Anlass der Bistumssynode, diskutiert wird, veranschaulicht ein Beitrag der Münsteraner Ordensfrau Katharina Kluitmann. Sexualität, betont sie, ist mehr als Genitalität, Ekstase, Lust und Erregung. Es ist auch Verletzlichkeit, auch Erotik, und vor allem: Es ist Identität. Ackermann ergänzt: "Jeder hat ganz biografische Ansätze bei dem Thema, es betrifft jeden von uns." Sexualität geht deshalb auch zölibatär lebende Menschen etwas an
Kritik am Umgang mit Homosexuellen
Die rund 150 Teilnehmer des Forums haben keine Berührungsängste mit dem Thema. Ein Mann meldet sich zu Wort, in dessen Kirchengemeinde ein homosexuelles Paar lebe, das sehr angesehen sei - auch bei den Gläubigen. "Aber da passt es nicht ins Bild, dass einer Kita-Mitarbeiterin wegen ihrer homosexuellen Lebensweise gekündigt wird oder der Vatikan einen Botschafter ablehnt, weil er offen homosexuell ist", kritisiert er aktuelle Vorfälle. Andere bemängeln, dass Kirchenmitarbeiter Angst davor hätten, sich frei zu Themen wie Verhütung zu äußern.
Die Moraltheologin Sigrid Müller moniert das Festhalten an veralteten Norm- und Wertvorstellungen. Die Kirche solle weniger über Sünde sprechen, sondern vielmehr positive Botschaften formulieren. Schließlich seien die Grundprinzipien keinesfalls veraltet - die meisten Menschen wollten Respekt in Beziehungen, wollten dauerhafte, treue Bindungen.
Ackermann: Die Kirche kann Angebote machen
Auch Bischof Ackermann stößt in diese Richtung: "Grundwerte der Treue und Verlässlichkeit sind Jugendlichen sehr wichtig", erklärt er und plädiert dafür, wieder stärker auf die Menschen zuzugehen. Denn obwohl selbst viele Gläubige die offizielle Sexualmoral ablehnten, könne die Kirche mit ihrem reichen Erfahrungsschatz den Menschen Lebensangebote machen. Gleichwohl gibt Ackermann zu, dass Viele unter der Enge der katholischen Moral litten. Der Bischof warnt zugleich vor zu großen Erwartungen an Reformen.
