"Es fühlt sich gut an"

Deren Zahl unterscheiden sich von Bistum zu Bistum. Während in Köln im vergangenen Jahr über 60 Täuflinge zur Feier kamen waren es in München 35 und in Fulda nur elf. In Magdeburg lassen sich Jahr für Jahr etwa 50 Erwachsene taufen, in Görlitz sind es 2015 acht Taufbewerber, in Erfurt 24 und in Berlin 60. Im volkskirchlich geprägten Bistum Würzburg sind es dieses Jahr nur 13, in Passau waren es elf, in Trier 35 und in Augsburg 24 Erwachsene.
Erwachenentaufe als Seltenheit in Deutschland
Dabei ist die Erwachsenentaufe ist in Deutschland noch immer die Ausnahme. Nur 1,8 Prozent, also 2.808 der insgesamt 164.664 Menschen, die im Jahr 2013 durch die Taufe in die katholische Kirche aufgenommen wurden, waren älter als 14 Jahre.
Insgesamt finden rund 95 Prozent aller Taufen in den alten Bundesländern statt. Umso spannender ist es, dass ausgerechnet bei den Erwachsenentaufen die ostdeutschen Diaspora-Diözesen im Vergleich zu den viel größeren westdeutschen Diözesen hohe Zahlen aufzuweisen haben. Im Bundesdurchschnitt lassen sich je 100.000 Katholiken knapp zwölf Erwachsene taufen. Weit darüber liegt das Bistum Magdeburg mit 52 Erwachsenentaufen je 100.000 Katholiken, gefolgt von Görlitz mit 28, Erfurt mit 16 und Berlin mit 15.
Neymeyr: Gott hat sie gefunden
Doch welche Motive führen mehr Erwachsene im Osten an den Glauben heran? "Warum sich jemand taufen lässt, lässt sich nicht völlig beantworten", sagt bei der Einführung der Taufbewerber im Erfurter Dom Bischof Ulrich Neymeyr . Es gebe äußere Faktoren, wie etwa einen christlichen Ehepartner, der auf den Glauben neugierig werden lasse. "Doch wenn sie um die Taufe bitten, hat Gott sie gefunden", ist Neymeyr überzeugt.
Nicht nur der Mensch suche Gott, sondern Gott suche auch den Menschen. "In der Taufe wird aus der Suche ein Finden", unterstreicht Neymeyr. Gefunden werde nicht eine Glaubenslehre, sondern eine Person: Jesus Christus, in dem Gott nach christlichen Glauben Mensch geworden sei.
"Es fühlt sich richtig und gut an"
Die Wege der Taufbewerber zum Glauben sind ganz unterschiedlich. Ein Mann aus Weißwasser in der Oberlausitz fand nach eigenen Angaben eine Bibel im Mülleimer. "Die Texte darin haben mich angesprochen", sagt der 40-Jährige. Ein Ehepaar aus Sachsen hatte Kontakt zu den Klarissen in Bautzen und fand schließlich auf dem Jakobsweg zum Glauben.
"Wir haben erfahren, Jesus liebt unseren Sohn. So sind wir zum christlichen Glauben gekommen", bekennt ein kurdisches Ehepaar, das vor zwei Jahren mit einem schwerbehinderten Sohn als Flüchtlinge nach Deutschland kam. Wie es ist, Christ zu werden, fasst beim Aufnahmegottesdienst im Erfurter Dom eine Frau vor der versammelten Gemeinde zusammen: "Es fühlt sich richtig und gut an".
Von Markus Kremser