Es gibt 36 Kirchenlehrer in der katholischen Kirche

Herausragende Gestalten

Veröffentlicht am 12.04.2015 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Theologie

Bonn ‐ Es gibt 36 Kirchenlehrer in der katholischen Kirche. Was bedeutet dieser Titel, wie kann man ihn bekommen und wer hat ihn noch?

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Heilige, Geistliche und Bischöfe, die einen prägenden Einfluss auf die Theologie hatten, werden als Kirchenlehrer bezeichnet. Die ersten "Doctores Ecclesiae" der Westkirche waren Hieronymus, Ambrosius von Mailand, Augustinus von Hippo und Papst Gregor der Große und von der Ostkirche Johannes Chrysostomos, Basilius von Caesarea, Gregor von Nazianz und Athanasius von Alexandria. Diese acht werden heute auch "Kirchenväter" genannt, um sie von den Lehrerinnen und Lehrern zu unterscheiden, die nach dem achten Jahrhundert lebten und die Kirche beeinflussten.

Um den Titel Kirchenlehrer verleihen zu können, wurden in der katholischen Kirche entsprechende Bedingungen eingeführt: Der Person muss Rechtgläubigkeit nachgewiesen werden, eine "herausragende Lehre" und ein "hoher Grad von Heiligkeit". Nach Prüfung durch die Rota Romana, ein Gericht am Apostolischen Stuhl, erhebt der Papst im Namen der Kirche den Betreffenden zum Kirchenlehrer. Und, wie Benedikt XVI. am Beispiel von Hildegard von Bingen zeigte, muss der Titelaspirant nicht formell heiliggesprochen sein.

Katholisch.de stellt eine Auswahl weiterer bekannter Kirchenlehrer vor:

Augustinus

Augustinus von Hippo (354-430) ist vor allem durch seine "Bekenntnisse" (Confessiones) bekannt, in denen er seine Irrwege bekennt und die Führung Gottes preist. Er war der Sohn des Heiden Patricius und der Christin Monika, wurde in Tagaste geboren, studierte in Madaura und Karthago und wurde Lehrer der Rhetorik in Tagaste und Karthago. 383 siedelte er nach Rom über, 384 begann er seine Lehrtätigkeit in Mailand.

Dort lernte er Bischof Ambrosius kennen. In der Osternacht 387 empfing er schließlich die Taufe. Schon vorher hatte er sich von der Frau getrennt, mit der er vierzehn Jahre gelebt hatte. Nun löste er sich auch von seiner Karriere und seinem Besitz. Er kehrte nach Tagaste zurück und begann mit einigen Freunden ein klosterähnliches Leben zu führen. 391 wurde er zum Priester geweiht.

Nach dem Tod des Bischofs wurde Augustinus Nachfolger in Hippo. Er lebte nun mit einigen Klerikern zusammen, für die er auch eine Regel schrieb. Augustinus starb 430, während die Vandalen seine Bischofsstadt belagerten. Außer den Bekenntnissen verfasste Augustinus 22 Bücher über den Gottesstaat, philosophische und theologische Abhandlungen, Schrifterklärungen, Predigten und Briefe. Die Philosophie und Theologie des Westens aber auch die Frömmigkeit stehen bis heute unter seinem Einfluss.

Gregor der Große

Papst Gregor ist einer der vier großen lateinischen Kirchenväter. Geboren um 540 in Rom aus senatorischem Adel, wandelte er den väterlichen Palast nach dem Tod seines Vaters in ein Benediktinerkloster. Er wurde Gesandter in Konstantinopel und 590 zum Papst gewählt. Er leitete die Christianisierung Englands in die Wege, baute die kirchliche Armenpflege aus und erneuerte die Liturgie. Durch seine zahlreichen Schriften beeinflusste er die Theologie der nachfolgenden Jahrhunderte. Gestorben ist er am 12. März 604; der 3. September ist der Tag seiner Bischofsweihe (590).

Hildegard von Bingen

Hildegard von Bingen (1098-1179) ist eine der herausragenden Frauengestalten des Mittelalters, die bis heute auch außerhalb kirchlicher Kreise hohe Beachtung findet. Als Kind wurde sie zur Erziehung zu Jutta von Sponheim auf den Disibodenberg gebracht. Als Jutta, die Meisterin der Klause, 1136 starb, wurde Hildegard ihre Nachfolgerin. 1150 zog sie mit ihren inzwischen zahlreicher gewordenen Nonnen in das von ihr erbaute Kloster Rupertsberg bei Bingen.

Um 1165 besiedelte sie das damals leer stehende Kloster Eibingen oberhalb von Rüdesheim. Durch ihre Schriften, Briefe, Predigten und Prophezeiungen wurde sie bald eine bekannte Persönlichkeit. Sie stand in Briefwechsel mit Päpsten und Königen; aber auch arme und einfache Menschen suchten bei ihr Rat und Hilfe. Die Kraft ihrer Schau wurde geformt durch die Heilige Schrift, die Liturgie und die Kirchenväter. Hildegard starb am 17. September 1179. Am 7. Oktober 2012 erhob Papst Benedikt XVI. sie zur Kirchenlehrerin; bereits am 10. Mai 2012 ließ er Hildegard von Bingen offiziell in den Heiligenkalender der Gesamtkirche aufnehmen.

Albertus Magnus

Der Kirchenlehrer Albert der Große galt als einer der größten Gelehrten seiner Zeit. Er war Historiker, zugleich Philosoph, Jurist, Naturwissenschaftler und vor allem Theologe. Um 1200 wurde er in Lauingen an der Donau geboren. Er trat 1223 in den Dominikanerorden ein und lehrte nach Vollendung seiner Studien an verschiedenen Schulen seines Ordens. Seit 1248 unterrichtete er in Köln, wo Thomas von Aquin zu seinen Schülern gehörte. Von 1260 bis 1262 war er Bischof von Regensburg. Albert besaß umfassende philosophische und naturwissenschaftliche Kenntnisse. Er starb am 15. November 1280 in Köln; sein Grab ist in der Krypta von St. Andreas in Köln.

Thomas von Aquin

Der heilige Thomas von Aquin (1225-1274), auch "Doctor Angelicus" genannt, ist ebenfalls Kirchenlehrer und der bedeutendste Vertreter der Scholastik. Er stammt aus der Grafschaft Aquino im Süden Latiums und kam als Fünfjähriger zur Erziehung in das nahe Kloster Monte Cassino, studierte dann in Neapel und wurde Dominikaner. In Köln war er von 1248 bis 1252 Schüler Alberts des Großen, dann bald Lehrer in Paris. 1260 wurde er nach Italien zurückgerufen, von 1269 bis 1272 lebte er aber wieder in Paris. Er starb am 7. März 1274 auf der Reise zum zweiten Konzil von Lyon.

Thomas gab an andere weiter, was er durch Betrachtung und Studium gelernt hat. Sein Hauptwerk ist die "Summa theologiae", die philosophische und theologische Synthese der Lehren des griechischen Philosophen Aristoteles und des Kirchenvaters Augustinus. Auch seine weiteren Schriften beeinflussen bis heute Theologie und Kirche.

Katharina von Siena

Die heilige Katharina von Siena ist Mystikerin, Kirchenlehrerin und Mitpatronin Europas. Sie wurde 1347 als das 23. Kind eines Wollfärbers in Siena geboren. 1365 trat sie dem Dritten Orden der Dominikaner bei, nachdem sie bereits als Kind mystische Erlebnisse hatte. Sie lebte in harter Buße, diente den Armen und Kranken. Sie bemühte sich um den Frieden unter ihren Mitbürgern und um die Erneuerung des religiösen Lebens. Außerdem war sie eine gefragte Ratgeberin im weltlichen wie im geistlichen Bereich und betrieb die Rückkehr der Päpste von Avignon nach Rom. Sie starb am 29. April 1380 in Rom.

Thérèse von Lisieux

Thérèse von Lisieux (1873-1897), mit Ordensnamen Theresia vom Kinde Jesus, ist die vierte Frau überhaupt, die zur Kirchenlehrerin erhoben wurde (1997). Sie trat mit fünfzehn Jahren in den Karmel von Lisieux in der Normandie ein. Ihr Leben dort verlief äußerlich sehr einfach; aber ihr innerer Weg war reich gesegnet. Sie begriff, dass ihre Christusliebe sich in der Kreuzesnachfolge verwirklichen musste. Die Bibel wurde mehr und mehr ihre einzige Lektüre; innere Prüfungen und körperliche Krankheit waren ihr Alltag.

In der Nacht zum Karfreitag 1896 hatte sie ihren ersten Bluthusten; am 30. September 1897 starb sie mit den Worten: "Mein Gott, ich liebe dich." Über ihre innere Welt sind wir durch ihre Aufzeichnungen "Geschichte einer Seele" und ihre von der Priorin gesammelten "Worte" unterrichtet. Papst Pius XI. hat sie 1925 heilig gesprochen und zur Patronin der Missionen erhoben, Papst Johannes Paul II. erhob sie zur Kirchenlehrerin.

Von Agathe Lukassek