Redakteurin Anja Fix über die 3sat-Themenwoche "Woran glaubst Du?"

Über die Kraft, die uns leitet

Veröffentlicht am 22.03.2015 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Medien

Bonn ‐ Glaube und Spiritualität spielen im TV-Sender 3sat ab kommenden Sonntagabend eine prominente Rolle. Dann startet die Themenwoche "Woran glaubst Du?". Im Interview mit katholisch.de verrät Redaktionsleiterin Anja Fix, wie als Atheistin die Idee für die Woche entwickelte, welche überraschenden Erfahrungen sie bei der Umsetzung machte und was ihre ganz persönlichen Programmhöhepunkte sind.

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Frage: Frau Fix, woran glauben Sie?

Fix: Ich bin Atheistin und auch als Kind nicht christlich erzogen worden. Aber ich glaube an eine verbindende Kraft zwischen den Menschen. Ob man das Nächstenliebe nennt oder einen anderen Begriff wählt, lasse ich jetzt mal dahin gestellt.

Frage: Was hat 3sat dazu bewogen, eine Themenwoche zum Glauben zu konzipieren?

Fix: Wir sind immer auf der Suche nach Themen, die eine gewisse ‚Betriebstemperatur‘ haben, die Teil der öffentlichen Debatte sind und die Zuschauer interessieren. Und ich nehme seit ein, zwei Jahren verstärkt wahr, dass sich Menschen mit der Sinn- und Glaubensfrage beschäftigen. Obwohl nach wie vor Kirchenaustritte zu verzeichnen sind, gibt es umgekehrt eine sehr starke Beschäftigung mit dem Spirituellen - mit etwas, das den Menschen in den dunkelsten Stunden Beistand gibt und sie nicht alleine lässt mit allem, was man auf der Welt zu schultern hat. Ich war deshalb schnell überzeugt, dass der Glaube ein gutes Thema für eine 3sat-Themenwoche wäre. Durch aktuelle Ereignisse wie den Anschlag auf die Satirezeitschrift ‚Charlie Hebdo‘ ist das Interesse daran sicher noch größer geworden.

Anja Fix im Porträt
Bild: ©ZDF/Rico Rossival

Anja Fix verantwortet bei 3sat/ZDFkultur die Dokumentationen im Bereich Kultur und Gesellschaft sowie das Wirtschaftsformat "makro". Vor rund 2 Jahren hatte sie die Idee für eine Themenwoche zum Glauben, die sie nun federführend geplant und umgesetzt hat.

Frage: Hat sich durch die Vorbereitung der Themenwoche Ihre Sicht auf Religion verändert?

Fix: Wir haben uns mit den unterschiedlichen Glaubensrichtungen sehr vieler unterschiedlicher Menschen beschäftigt. Dabei hat mich fasziniert, wie nah sich die Menschen trotz allem sind in dem, was sie glauben und was ihnen Halt gibt. Da ist es gar nicht so wichtig, ob sie an Gott oder Allah glauben oder – so wie manche Menschen - an Außerirdische. Es geht immer um eine Kraft, die Gutes bewirkt, die sie leitet, den Sinn des Lebens aufzeigt und hilft, Krisen zu bewältigen. Und da sind sich alle Menschen, mit denen wir gesprochen haben, doch ähnlich - eine Erfahrung, die ich sehr spannend finde.

Frage: Nach den Erfahrungen Ihrer Recherche: Wie wichtig ist den Menschen das Thema Glaube?

Fix: Es spielt eine riesige Rolle. Der Glaube wird immer wichtiger, je komplexer unsere Umwelt wird, je verstrickter wir in globalen Zusammenhängen sind, je mehr wir uns mit allem, was fremd ist, auseinandersetzen müssen. Wir leben in erschütterten Verhältnissen, haben einfach nicht mehr die großen Sicherheiten, wie das noch bei früheren Generationen der Fall war. Wir haben für die Themenwoche einen Aufruf gestartet, in dem wir die Zuschauer gebeten haben, uns ihre inneren Überzeugungen mitzuteilen. Das stößt auf große Resonanz. Und ich erlebe es auch im Kollegenkreis. Im Zusammenhang mit der Themenwoche habe ich sehr substantielle Gespräche geführt mit den verschiedensten Kollegen. Jeder ist auf seine Weise persönlich berührt von diesem Thema. Da gab es auch überraschende Erlebnisse.

Frage: Welche?

Fix: Wir haben unter anderem in Lourdes gedreht, und das zunächst sehr skeptische Filmteam war sehr ergriffen. In Lourdes kann man die hoffnungsspendende Kraft des Glaubens leibhaftig spüren. Menschen in großer Verzweiflung und mit lebensbedrohlichen Krankheiten haben soviel Hoffnung mitgenommen. Das Filmteam erlebte, wie diese Menschen stark wurden an diesem Ort. Das war schon eindrücklich. Einen Teil dieser Erfahrung transportieren wir hoffentlich in unseren Dokumentationen "Glaube A-Z" und "Wunder. Das Unerklärliche erklären".

Frage: Welche Rolle spielt der christliche Glaube innerhalb der Themenwoche?

Fix: Uns ging es zunächst einmal darum, nicht von außen über Religion, über Kirche zu berichten, sondern mit Gläubigen selbst auf Augenhöhe zu sprechen – auf der ganzen Welt und über alle Religionsgrenzen hinweg. Aber der christliche Glaube findet sich natürlich in der Themenwoche wieder: Die Woche beginnt am Sonntag um 21.45 Uhr mit dem wunderbaren Dokumentarfilm "Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen" über die Grabeskirche in Jerusalem und den Streit der christlichen Glaubensgemeinschaften, wer nun ein Anrecht auf diesen Ort hat. Wir haben aber auch die Komödie " Jesus liebt mich " im Programm, die ein modernes Glaubensbekenntnis ist, mit leichter Ironie, aber doch emotional erzählt. Wir setzen uns aber auch kritisch mit der katholischen Kirche auseinander, etwa bei der Dokumentation "Glaube A-Z, die die Frage stellt: "Quo vadis, Kirche?". Dafür haben wir unter anderem mit einer kämpferischen Nonne in den USA gesprochen, die die Kirche von innen heraus reformieren möchte.

Frage: Was sind weitere Programmhöhepunkte?

Fix: In der Themenwoche laufen drei Neuproduktionen, die ich besonders erwähnen möchte. Einmal läuft am Montag um 20.15 Uhr die gerade genannte Doku "Glaube A-Z". Darin wollen wir herausfinden, woran die Menschen weltweit im Jahr 2015 glauben – eine Weltreise in 45 Minuten und 26 Begriffen rund um den Glauben. Das ist ein unterhaltsamer Einstieg, mit dem wir versuchen, die Vielfalt des Themas aufzumachen. Erstmals in Deutschland gezeigt wird "Der Prediger und ich" am Montag um 21 Uhr. Ein Filmemacher begleitet einen Freund, der evangelikaler Prediger ist und versucht zu verstehen, wie man diesen starken Glauben finden kann. In dem Film kommt der Zuschauer diesem Prediger mit seinen fundamentalen Ansichten sehr nah – und es ist nicht gar nicht so leicht, die Aussagen dieses charismatischen Mannes eindeutig zu beurteilen.

Das dritte Highlight ist die ebenfalls schon erwähnte Produktion "Wunder. Das Unerklärliche erklären" über die Wunderkommission des Vatikan. Dort untersuchen tatsächlich Naturwissenschaftler und Ärzte die Wunder, die innerhalb der katholischen Kirche geschehen sein sollen. 69 sind inzwischen anerkannt. Das ist ein ungewöhnlicher Blick auf das Thema, aber ein wichtiger Aspekt. Denn auch Skeptiker und Atheisten möchten wir mit der Themenwoche ansprechen.

Das Interview führte Gabriele Höfling

Themenwoche "Was glaubst Du?" auf 3sat

Alle wichtigen Informationen rund um die Themenwoche sowie den Aufruf der Redaktion, die eigene Glaubensüberzeugung mitzuteilen, finden Sie im Internet.