Menschen sollte man zur Seite stehen

Erzbischof Koch warnt vor Stigmatisierung Langzeitarbeitsloser

Veröffentlicht am 06.04.2024 um 10:13 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ In Deutschland wird gerade wieder viel über Sozialleistungen diskutiert. Der Berliner Erzbischof Heiner Koch warnt vor einer pauschalen Verurteilung von Langzeitarbeitslosen – und plädiert für soziales Handeln.

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In der aktuellen Diskussion um das Bürgergeld und Sozialleistungen warnt der Berliner Erzbischof Heiner Koch vor einer pauschalen Stigmatisierung von Sozialleistungsbeziehern. "Wo immer ein Mensch keine Kraft mehr hat, sollten wir ihm zur Seite stehen", sagte Koch am Samstag im RBB-Radio 88,8: "Das heißt auch, die Not zu erkennen und nicht vorschnell über jemanden zu urteilen."

Manche bezeichneten diejenigen, die keiner geregelten Arbeit nachgehen, als Sozialschmarotzer, ohne nach den Gründen zu fragen. "So werden wir den Ursachen von Arbeitslosigkeit nicht gerecht", sagte der Erzbischof. Die große Mehrheit der Bezieher von Sozialleistungen brauche Unterstützung bei der Wiedereingliederung in Arbeit und nicht eine Verschärfung der Förderbedingungen.

Unterstützung statt Druck

Als Beispiel für einen besseren Weg nannte Koch das Caritas-Projekt "Stromspar-Check", bei dem Langzeitarbeitslose zu Stromsparhelfern ausgebildet werden. Diese unterstützen dann Haushalte mit geringem Einkommen beim Sparen von Energie und Wasser.

Die Teilnehmer des Projektes seien jüngst zu den Gründen ihrer Landzeitarbeitslosigkeit befragt worden. "Da war die Rede von Krankheiten, von Allergien, von hohem Druck und Ausbeutung, von Überforderung durch technische Automatisierung, von zerbrochenen Beziehungen, Depressionen und Versagensängsten", so Koch. Es sei wichtig, diese Schicksale ernst zu nehmen und auch steinige Lebenswege zu verstehen. Und es sei wichtig, Mut zu machen und dabei zu helfen, eigene Potenziale zu entdecken. (epd)