Vatikanisches Dikasterium unterstellt Kloster der Karmelitinnen-Assoziation

Klosterstreit: Orden übernimmt Leitung von Diözesanbischof

Veröffentlicht am 19.04.2024 um 11:39 Uhr – Lesedauer: 

Fort Worth/Arlington/Vatikanstadt ‐ Der Streit um ein Karmelitinnen-Kloster in Texas eskalierte: Es ging um angebliche Verstöße gegen das Keuschheitsgelübde und Drogenvorwürfe. Zuletzt sah der Bischof die Nonnen im Schisma. Nun hat der Vatikan erneut eingegriffen.

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Das Karmelitinnen-Kloster von Arlington (Texas) untersteht ab sofort der Autorität des Ordens und nicht mehr des Diözesanbischofs. Das vatikanische Ordensdikasterium erließ am Donnerstag ein Dekret, mit dem der Karmelitinnen-Assoziation "Christus der König in den USA" die Aufsicht über das Kloster zugesprochen wurde. Damit endet auch der Auftrag des örtlich zuständigen Diözesanbischofs von Fort Worth, Michael Olson, als Päpstlicher Beauftragter das Kloster zu leiten. Das Karmelitinnen-Kloster ist in einen Streit um angebliche Zölibatsverstöße seiner ehemaligen Oberin und Drogenvorwürfe verwickelt. Zwischenzeitlich hatten die Nonnen versucht, mit einer Klage vor dem staatlichen Gericht den Einfluss des Bischofs zurückzudrängen, dem sie vorwerfen, es auf das Kloster und sein Vermögen abgesehen zu haben. Der Streit eskalierte immer weiter bis hin zum Versuch der Entlassung der Oberin und Vorwürfen des Schismas.

Laut dem von der Sekretärin des Dikasteriums, Schwester Simona Brambilla, und der Untersekretärin Schwester Carmen Ros Nortes unterzeichneten Dekret übernimmt die Vorsitzende der Karmelitinnen-Assoziation, Mutter Marie von der Inkarnation, mit ihrem Rat die Verwaltung des Klosters. Der Karmel in Arlington gehört neben fünf weiteren zu dem Klosterverband, in dem die vorkonziliare Liturgie gefeiert wird.

Mutter Teresa Agnes Gerlach in einem Rollstuhl im Karmel
Bild: ©Arlington Carmel (Archivbild)

Mutter Teresa Agnes Gerlach war Oberin der Arlingtoner Karmelitinnen und wurde von Bischof Michael Olson ihres Amts enthoben und aus dem Orden entlassen. Die Nonnen legten Rechtsmittel ein. Teresa Agnes wird der Bruch ihres Keuschheitsgelübdes vorgeworfen. Ein angebliches Geständnis ist nach Angaben der schwerkranken Schwester unter Medikamenteneinfluss erfolgt.

Der Bischof hatte nach seiner Ernennung die Priorin Mutter Teresa Agnes aus dem Orden entlassen. Der Orden kündigte damals an, dagegen Rechtsmittel einzulegen. Bislang war über deren Ausgang nichts bekannt; die vom Bistum veröffentlichten Dokumente gehen nicht darauf ein, erwähnen aber die Amtszeit der Oberin, die im Januar ausgelaufen sei. Die Nonne scheint also weiterhin Ordensmitglied zu sein. In einem Brief an die Ordensfrauen weist das Dikasterium die Klostergemeinschaft an, mit der neuen Leitung zu kooperieren. Außerdem wurden sie aufgefordert, eine Erklärung aus dem August 2023 zurückzunehmen, mit der sie die Autorität des Bischofs von sich gewiesen hatten. Die Absicht eines Schismas dementierten sie aber. Auf der Webseite des Klosters ist die Erklärung weiterhin veröffentlicht, auf die neuen Entwicklungen wird dort noch nicht eingegangen. Wie es das Kirchenrecht vorsieht, wird Olson der Wahl einer neuen Oberin des Arlingtoner Karmels vorstehen. Das werde zu gegebener Zeit geschehen, betonte der Bischof.

Vatikan steht hinter Bischof Olson

Das Dekret und weitere Schreiben wurde durch Olson veröffentlicht. In einem Begleitschreiben erläutert er den Schritt der Vatikanbehörde. Die Übergabe der Verantwortung an den Orden sei mit seinem Rat und mit seiner vollen Unterstützung erfolgt, nachdem die Assoziation einen entsprechenden Antrag an das Dikasterium gerichtet hat. "Der Antrag wurde gestellt, um dazu beizutragen, den Karmel von Arlington wieder gesund zu machen und die Einheit mit der Orts- und Weltkirche wiederherzustellen, und um den Nonnen innerhalb des Karmeliterordens eine wirksame Führung und die notwendige Unterstützung zukommen zu lassen", so Olson. In einem Brief des Dikasteriums an den Bischof dankt Brambilla Olson für seinen "heroischen und undankbaren Dienst an der Ortskirche und dem Karmel für Arlington". Die Ereignisse des vergangenen Jahres hätten ihm und den Gläubigen der Diözese Fort Worth Beschwernis und ungewollte öffentliche Aufmerksamkeit beschert. "Wir sind uns vollkommen darüber im Klaren, dass die Gesundheit und das Bestehen der Klostergemeinschaft Ihr Ziel war, auch in den Strapazen des letzten Jahres", so die Sekretärin weiter.

Der Streit um das Kloster und seine Oberin schwelt seit Monaten. Die Oberin soll einen Verstoß gegen ihr Keuschheitsgelübde eingestanden haben, daraufhin ließ der Bischof den Karmel durchsuchen, um Beweismittel sicherzustellen. Der Streit wurde Mitte Mai vergangenen Jahres bekannt, nachdem sich die Schwestern an die Öffentlichkeit gewandt hatten, um über eine Klage gegen die Durchsuchung und Beschlagnahmung in ihrem Kloster zu informieren. Im Juli wies das angerufene staatliche Gericht die Klage zurück, die Polizei stellte Ermittlungen aufgrund einer Anzeige des Bistums wegen angeblichem Drogenmissbrauch im Kloster ein. Olson hielt die Vorwürfe gegen die Oberin trotz der Proteste der Nonnen weiterhin aufrecht. Die Unbeschuhten Karmelitinnen sind ein Orden päpstlichen Rechts, unterstehen also grundsätzlich nicht dem Diözesanbischof. Im Juni ernannte der Vatikan Olson zum Päpstlichen Beauftragten. (fxn)