Organisten sind verstimmt

Ärger um künftige Kirchenmusik an Kathedrale Notre-Dame

Veröffentlicht am 12.06.2024 um 14:54 Uhr – Lesedauer: 

Paris ‐ Schräge Töne an der Pariser Kathedrale Notre-Dame: Die Dom-Organisten sind sauer, weil zur Wiederöffnung das Team per Ernennung verjüngt und Ältere rausgekickt wurden – ohne Rücksprache, Ausschreibung oder Wettbewerb.

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Die Orgel außer Betrieb, die Organisten verstimmt: An der Pariser Kathedrale Notre-Dame gibt es Ärger um die künftige Kirchenmusik. Das bisherige Organistenteam fühlt sich bei der Verjüngung des Teams von der Kirchenleitung übergangen, wie mehrere Pariser Medien berichten. Die Ernennung neuer, jüngerer Musiker und das Auslassen altgedienter Kollegen sei ohne Rücksprache, Ausschreibung oder Wettbewerb erfolgt, so der Tenor einer lancierten Online-Petition. Das sei intransparent, brutal und ungerechtfertigt.

Sechs Monate vor der Wiedereröffnung der Kathedrale im Dezember stoßen sich die Kirchenmusiker laut dem Portal actu.fr vor allem an der Ernennung eines 21-jährigen Orgelstudenten ohne Abschluss. Der alleinige Glaube an ein vielversprechendes Talent sei unverständlich. Die Verwaltung der Kathedrale erklärte, die Auswahl der Organisten gehöre zu den Aufgaben des Rektors. Dieser habe sich durch Zuhören sehr wohl ein Bild gemacht; der Kandidat sei stets Klassenbester und habe sich auch bereits bei einem Aufenthalt in den USA bewährt.

Kein Abschied "mit Respekt und Würde"

Nach dem Großbrand an Notre-Dame vom April 2019 war entschieden worden, die Organisten aus wirtschaftlichen Gründen zu entlassen. Der hauptamtliche Chororganist hatte seine Aktivitäten in die Ersatzkathedrale Saint-Germain l'Auxerrois verlegt. Als Gipfel der Unfeinheit, so die Organisten, sei dem Hauptspieler der Großen Orgel nicht vorgeschlagen worden, seinen Ruhestand zu verschieben, damit er "mit Respekt und Würde" bis zur Zeremonie der Wiedereröffnung der Bischofskirche amtieren könnte.

Die frühgotische Pariser Bischofskirche Notre-Dame ist ein Wahrzeichen von Paris. Vielen gilt sie als Inbegriff der Kathedralen Frankreichs. Die der Gottesmutter Maria geweihte Kirche liegt exponiert auf der Seine-Insel Ile de la Cite im historischen Zentrum und wurde vor dem Großbrand von 2019 jährlich von rund 12 bis 14 Millionen Menschen besucht. Im Zuge von Renovierungsarbeiten brach am 15. April 2019 ein Großfeuer aus, das Dächer und Dachstuhl, Teile der Gewölbe sowie den Vierungsturm zerstörte. Die von Präsident Emmanuel Macron gewünschte Wiederöffnung bis zum fünften Jahrestag des Brandes konnte nicht ganz eingehalten werden; sie soll nun am 8. Dezember stattfinden. (KNA)