Kardinal Marx plädiert für "qualitatives Wachstum"

Die nächste Generation im Blick

Veröffentlicht am 13.06.2015 um 12:50 Uhr – Lesedauer: 
Reinhard Kardinal Marx
Bild: © KNA
Wirtschaft

Mainz ‐ Bei einem Kongress der Grünen sprach sich Kardinal Reinhard Marx für nachhaltiges Wirtschaftswachstum aus: Zu einem guten Leben gehörten nicht nur Geld, sondern auch gute Rahmenbedingungen: Arbeit, Freiheit zum Leben, Rechtsstaatlichkeit.

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Er sprach zum Thema "Wohlstand durch ökologisches Wirtschaften: Fata Morgana oder Zukunftsmodell?" im Rahmen des von den Grünen veranstalteten "Kongresses für nachhaltiges Wirtschaften".

Positiv bewertete der Münchner Erzbischof das wachsende Bewusstsein für Mitverantwortung. Dazu gehöre auch die Frage, was das eigene Konsumverhalten für den Nächsten bedeutet. "Damit meine ich nicht nur mein Leben im Hier und Jetzt, sondern ich muss schon jetzt die nächste Generation im Blick haben", so Marx. Wohlstand könne nicht nur das Materielle sein. Heute gehe es um das "gute Leben". "Zu einem guten Leben, und das würde ich als Wohlstand bezeichnen, gehört auch, dass die äußeren Rahmenbedingungen stimmen: Arbeit, Freiheit zum Leben, Rechtsstaatlichkeit", erklärte Marx.

Chancen für alle

Die Kirche in Deutschland, so der Kardinal, setze sich bereits seit den 1990er Jahren für einen neuen Begriff ein: "Es geht um die Chance für alle. Dabei helfen wir. Das meint nicht, die Freiheit des anderen zu beschneiden, sondern ihm zu helfen, in dieser Gesellschaft voranzukommen." Zudem gelte es, die globalen wirtschaftlichen Veränderungen stärker zu berücksichtigen. Er trat ein für ein qualitatives Verständnis von Wachstum, bei dem Ressourcen und die Umwelt nicht langfristig aufgebraucht und zerstört würden.

Für die Zukunft komme es darauf an, wie ein langfristiges, nachhaltiges Denken - auch auf der politischen Ebene - gelingen könne. Wichtig sei zudem die ethische Orientierung. Marx: "Ethische Aspekte haben dann Wirkung, wenn ich langfristig ethisch denke. Mit Blick auf die Globalisierung bedeutet das: Wie kann ich Rahmenbedingungen setzen, die nicht alle nationalen Grundlagen aufheben?

Gemeinsames Handeln muss Standard werden

Der Traum von einer ökologisch-sozialen Marktwirtschaft erfordere politische Rahmenbedingungen, so der Vorsitzende der Bischofskonferenz. Dazu zählten auch Handelsabkommen und Umweltstandards, die nicht unterlaufen werden dürfen. Dies spreche auch Papst Franziskus in seiner Umweltenzyklika an, die kommende Woche veröffentlicht wird. Auf der Weltebene, mahnte der Kardinal, müsse sich ein Bewusstsein entwickeln, "dass gemeinsames Handeln zur Tagesordnung wird". (KNA)