Standpunkt

Queere Katholiken, lasst euch nicht entmutigen!

Veröffentlicht am 06.02.2025 um 00:01 Uhr – Von Matthias Altmann – Lesedauer: 

Bonn ‐ Seit drei Jahren gibt es die Initiative #OutInChurch. Vielen ist das, was sie bisher erreicht hat, zu wenig. Doch trotz mancher Ernüchterung sollten sich queere Katholiken nicht von ihrem Einsatz abbringen lassen, kommentiert Matthias Altmann.

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Aus jüngsten Stellungnahmen lässt sich manche Ernüchterung deutlich heraushören. Drei Jahre nach dem Start von #OutInChurch räumen Vertreter der Initiative ein, dass viele ihrer Kernanliegen nach wie vor nicht einmal im Ansatz bearbeitet worden sind. Manche haben sogar keine großen Erwartungen mehr, dass negative Aussagen über homosexuelle Menschen aus lehramtlichen Dokumenten und dem Katechismus der Kirche gestrichen werden. Wird sich der Einsatz von #OutInChurch und anderer Gruppen, die Kirche zu einem sicheren Ort für queere Gläubige zu machen, überhaupt irgendwann lohnen? Das dürften sich nicht wenige fragen.

Weltkirchlich ist das Thema nach wie vor oftmals vermintes Gebiet. Das haben nicht zuletzt die verstörten Reaktionen zum vatikanischen Segensdokument "Fiducia supplicans" aus vielen Teilen der Welt gezeigt – obwohl es nicht an der kirchlichen Lehre zum Thema Sexualmoral rüttelt. Umsonst war der Kampf von #OutInChurch und ähnlichen Zusammenschlüssen in anderen Ländern bisher aber keineswegs. Denn: Sie waren es, die in Teilen der kirchlichen Hierarchie ein Umdenken angestoßen und für einen Bewusstseinswandel gesorgt haben. Prominente Bischöfe und Kardinäle wie zuletzt der emeritierte Erzbischof von Washington, Kardinal Wilton Gregory, bitten um Entschuldigung für dem Umgang der Kirche mit queeren Menschen. Vor Jahren wäre das noch undenkbar gewesen.

Vielen wird das selbstverständlich – und auch zurecht – für den Moment zu wenig sein. Doch gleichzeitig ist vieles dank #OutInChurch und anderen in Bewegung geraten, was sich nicht mehr so leicht einfangen lässt. Deshalb bleibt zu hoffen, dass sich queere Katholiken trotz aller noch immer bestehender Hindernisse nicht entmutigen lassen, weiter für ihre Sache einzustehen. Dafür brauchen sie auch Inseln innerhalb der Kirche, in denen sie ihren Glauben leben können. Da ist die katholische Basis oft weiter: Vielerorts sind LGBTQI-Gläubige selbstverständlich Teil der Gemeinde, engagieren sich und übernehmen liturgische Aufgaben. Das Zeugnis queerer Gläubiger wird auf dem Weg zu einer wirklich inklusiven Kirche "für alle" gebraucht.

Von Matthias Altmann

Der Autor

Matthias Altmann ist Redakteur bei katholisch.de.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.