Wenn Gott ins Leben platzt
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
"Doch auf dein Wort hin werde ich die Netze auswerfen." Was für ein starker Vertrauensbeweis, den Petrus da liefert, ist er doch ein erfahrener Fischer, der gerade eine erfolglose Nacht hinter sich hat. Nichts gefangen. Die ganze Nacht vergeblich gearbeitet. Keine Ware für den Markt, kein Geld für seine Familie. Sorgen. Müdigkeit. Verzweiflung. Frust.
"Fahr hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus!" Das, was Jesus hier erbittet, ist wider alle Vernunft, wider alle Erfahrung! Hier wird die Kompetenz des Petrus auf die Probe gestellt. Fischen ist eine Tätigkeit, die in der Nacht Erfolg verspricht, nicht aber am helllichten Tag, wenn die Fische die Netze sehen können. Daher sind die Einwände des Petrus durchaus nachvollziehbar. Doch trotz seines Frustes, trotz seiner Ernüchterung lässt er sich auf Jesu Wort ein und verlässt sich darauf. Eigentlich weiß er, dass das Unterfangen sinnlos und von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Trotzdem: ein Funken Hoffnung?
Und dann die Überraschung: Das Netz ist so voll mit Fischen, dass es zu reißen droht, dass die Boote fast untergehen. Dieses Ergebnis erschreckt Petrus, er weiß, dass es mit Vernunft nicht zu erklären ist und seiner jahrelangen Erfahrung widerspricht. Petrus spürt: Da war Größeres am Werk! Und er selbst fühlt sich klein und unwürdig und will Jesus auf Abstand halten.
Doch der lässt sich nicht abwimmeln. Stattdessen stellt er Petrus vor eine neue Aufgabe: Er soll Menschenfischer sein. Gott hat Größeres mit ihm vor, er hat einen Plan mit ihm. Und Gott platzt – damals wie heute – mit seinen Plänen nicht selten mitten in unseren Alltag hinein und "stört" uns bei unseren gewohnten Tätigkeiten, durchbricht sie.
Berufung ist kein Moment, sondern ein Weg. Die Klarheit über den eigenen Weg muss erst langsam wachsen. Jeder, der eine besondere Berufung in sich spürt, wird sich womöglich an das Zaudern und Zweifeln des Anfangs erinnern können: Bin ich wirklich gemeint? Warum ausgerechnet ich? Die Aufgabe ist eine Nummer zu groß für mich… ich kann das nicht!
Gott verlangt von den Menschen nichts, was über ihre Kraft hinaus geht. Sein Zuspruch: "Fürchte dich nicht!" zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Bibel. Er ruft uns aus unserem Alltag heraus, befähigt uns aber auch, diesem Ruf zu folgen. Berufung ist kein Ponyhof. Wir mögen an unsere Grenzen kommen, wir mögen gefordert werden, aber nie überfordert. Da können wir uns Petrus zum Vorbild nehmen, der erkannt hat: aus eigener Kraft kann ich es zwar nicht schaffen, aber auf dein Wort hin will ich es wagen. Er setzt auf Gott – und gewinnt.
Evangelium nach Lukas (Lk 5,1–11)
In jener Zeit, als die Volksmenge Jesus bedrängte und das Wort Gottes hören wollte, da stand er am See Gennésaret und sah zwei Boote am See liegen. Die Fischer waren aus ihnen ausgestiegen und wuschen ihre Netze.
Jesus stieg in eines der Boote, das dem Simon gehörte, und bat ihn, ein Stück weit vom Land wegzufahren. Dann setzte er sich und lehrte das Volk vom Boot aus.
Als er seine Rede beendet hatte, sagte er zu Simon: Fahr hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus! Simon antwortete ihm: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Doch auf dein Wort hin werde ich die Netze auswerfen.
Das taten sie und sie fingen eine große Menge Fische; ihre Netze aber drohten zu reißen. Und sie gaben ihren Gefährten im anderen Boot ein Zeichen, sie sollten kommen und ihnen helfen. Sie kamen und füllten beide Boote, sodass sie fast versanken.
Als Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sagte: Geh weg von mir; denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr! Denn Schrecken hatte ihn und alle seine Begleiter ergriffen über den Fang der Fische, den sie gemacht hatten; ebenso auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, die mit Simon zusammenarbeiteten.
Da sagte Jesus zu Simon: Fürchte dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen. Und sie zogen die Boote an Land, verließen alles und folgten ihm nach.
Die Autorin
Schwester Regina Greefrath CSA gehört dem Orden der Augustiner-Chorfrauen an. Sie unterrichtet am klostereigenen Gymnasium die Fächer katholische Religion und Spanisch und engagiert sich in der AG Berufungspastoral der Orden (AGBO).Ausgelegt!
Als Vorbereitung auf die Sonntagsmesse oder als anschließender Impuls: Unser Format "Ausgelegt!" versorgt Sie mit dem jeweiligen Evangelium und Denkanstößen von ausgewählten Theologen.