Bischof Gerber ruft zum Brückenbauen zwischen Kulturen auf

Auf den Spuren des Apostels Paulus hat der Bischof von Fulda, Michael Gerber, in Istanbul dazu aufgefordert, Brücken zu bauen, zwischen Kulturen, Religionen und Menschen. Gerber besuchte die deutschsprachige Gemeinde in Istanbul anlässlich ihres 40. Patronatsfests am Sonntag. Wie das Bistum Fulda vorab mitteilte, würdigte er die historische und spirituelle Bedeutung der Stadt Istanbul als Brücke zwischen Orient und Okzident. Er habe in einer Predigt vor einer Fragmentierung und Polarisierung der Gesellschaften gewarnt und eine globale Sicht angemahnt.
"Die universale Dynamik des Evangeliums stellt uns die Frage: Wie hast du auch jene im Blick, die jenseits deiner Grenzen leben?", so der Bischof demnach. Gerber, der auch stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist, bezeichnete die Sorge um das Klima und um die Menschen in Kriegs- und Krisengebieten als christliche Verantwortung, die aus einer globalen Perspektive wahrgenommen werden müsse. "Das Christentum verträgt keine Beschränkung der Dimensionen von Raum und Zeit", sagte er laut Redemanuskript.
Die eigenen "Triggerpunkte" kennen
Ausgehend vom Heiligen Paulus, dem Patron der deutschsprachigen Gemeinde in Istanbul, betonte Gerber, in gespaltenen Gesellschaften und einer ideologisch zerrissenen Welt brauche es für Versöhnung und Frieden "Akteure, die ehrlich um eigene biografische Brüche wissen". Es brauche Menschen, "die ihre Triggerpunkte kennen und die wissen, wo dies zu einseitigen Wahrnehmungen und zu kompensatorischen Handlungen führen kann, die anderen schweren Schaden zufügen".
Als "Triggerpunkte" werden individuelle Reizthemen bezeichnet, welche Menschen emotional stark bewegen. Bischof Gerber traf laut Bistumsangaben während seiner Türkeireise unter anderem auch mit dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I., zusammen. Er ist zugleich auch das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie. (KNA)