"Es geht nicht um Macht. Es geht um Würde, Wahrheit, das Evangelium"

Ordensfrau ruft Papst Leo zur Weihe von Frauen auf

Veröffentlicht am 14.05.2025 um 11:35 Uhr – Lesedauer: 

San Salvador ‐ Mit der Wahl von Papst Leo XIV. sind viele Hoffnungen verbunden. Eine Ordensfrau aus El Salvador schreibt dem neuen Papst und fordert ihn auf, Frauen zu weihen. Sie selbst will keine Priesterin werden – sie will einen grundlegenden Wandel des Amts.

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Die salvadorianische Ordensfrau Martha Zechmeister ruft Papst Leo XIV. auf, Frauen zur Weihe zuzulassen. In ihrem am Mittwoch auf "Feinschwarz.net" veröffentlichten Brief schreibt die Mary-Ward-Schwester, dass es heute wieder Zeit sei, "Mauern zu durchbrechen und dem lebendigen Geist Gottes Raum zu geben" – so wie ihre Ordensgründerin vor 400 Jahren das für undenkbar gehaltene apostolische Wirken von Ordensfrauen außerhalb von Klostermauern erkämpft und so die Grenzen des damals kirchenrechtlich Möglichen gesprengt habe. Es sei höchste Zeit, dass Frauen ohne jede Einschränkung in alle Ämter und Ebenen der Kirche einbezogen würden. "Nicht als Geste, nicht als Ausnahme, nicht als symbolisches Zeichen. Sondern in voller Gleichwertigkeit. Es geht nicht um Macht. Es geht um Würde. Es geht um Wahrheit. Es geht um das Evangelium."

Zechmeister selbst, die an der Universidad Centroamericana in San Salvador als Professorin für Systematische Theologie lehrt, strebt das Priesteramt nach eigenen Worten nicht an. "Aber ich möchte mithelfen, dass das Ministerium, das Dienstamt in der Kirche sich von Grund auf wandelt. Dass wir es von der Wurzel her neugestalten, jesuanischer, geschwisterlicher." Im Zentrum dürfe nicht ein exklusives Vorrecht eines Geschlechts stehen, sondern ein gemeinsames Dienen von Männern und Frauen. Sie sei keine Feministin, sondern als konservative Ordensfrau erzogen worden. Frauen wie sie würden aber schuldig, wenn sie "um des größeren Ganzen willen" schweigen, "weil wir so mithelfen, das Antlitz Jesu in der Kirche zu entstellen". Das dürfe sie nicht mehr tun. "Das Evangelium verpflichtet uns, uns aufzurichten aus unserer Verkrümmung. Euch Männern aufrecht und klar in die Augen zu schauen und eure Männerklüngeleien nicht mehr zulassen. Nicht, damit wir Frauen mehr Macht hätten. Nein, vielmehr deshalb, damit unser Dienst an der Welt gemeinsam glaubwürdiger wird."

Die Befürchtung, die Weihe von Frauen würde zu einer Kirchenspaltung führen, relativiert die Ordensfrau: Das Schisma vollziehe sich längst: "Es ist der langsame, unaufhaltsame Exodus von Frauen (und Männern), die sich in einer Kirche, die symbolisch und strukturell männlich bleibt, nicht mehr wiederfinden." Bestenfalls passiere dieser Auszug unter Protest, "doch meistens still, unbemerkt, frustriert". Von Leo erhofft sich Zechmeister ein Gespür für diese Signale. Sie hoffe, dass er das fatale Symbol sehe, wenn bei der Feier der Eucharistie Frauen zwar als Lektorinnen, Sängerinnen und Ministrantinnen teilhaben dürfen, aber nur Männer der Feier vorstehen, in der Predigt das Wort Gottes auslegen und die Gegenwart Gottes auf Brot und Wein herabrufen dürfen: "Das ist keine nebensächliche Äußerlichkeit, mit der wir Frauen uns eben abzufinden hätten, – nein, das ist eine Wunde im Herzen der Kirche."

Trotz päpstlichem Diskussionsverbot bleibt Debatte

Papst Johannes Paul II. (1978–2005) hatte 1994 mit seinem Apostolischen Schreiben "Ordinatio sacerdotalis" die Debatte über eine Weihe von Priesterinnen für beendet erklärt. Die Priesterweihe sei von Anfang an ausschließlich Männern vorbehalten gewesen, die Kirche habe nicht die Vollmacht, Frauen zu Priesterinnen zu weihen. Daran hätten sich alle Gläubigen der Kirche endgültig zu halten. Der dogmatische Status dieser Erklärung ist unklar, da der Papst nicht ausdrücklich in Ausübung seines unfehlbaren Lehramtes gesprochen und ein Dogma verkündet, aber Formulierungen benutzt hat, die im Kontext der Unfehlbarkeit verwendet werden. "Ordinatio sacerdotalis" befasst sich ausschließlich mit der Priesterweihe; der Begriff "sacerdos" umfasst Priester und Bischöfe, nicht aber Diakone.

Die Frage der Weihe von Frauen zu Diakoninnen wird in den vergangenen Jahren offener diskutiert. Bei der Weltsynode wurde das Thema zwar offiziell ausgeklammert, Papst Franziskus (2013–2025) hat sich aber trotz seiner regelmäßig geäußerten ablehnenden Haltung 2024 mit Verfechterinnen der Frauenweihe getroffen. Beim Evangelischen Kirchentag Anfang Mai sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, dass er sich für die Frauenweihe einsetzen werde: "Ich wünsche es mir und ich tue alles dafür. Es ist ein Gebot der Gerechtigkeit." In der orthodoxen Kirche gibt es eine Tradition der Diakoninnenweihe. Im vergangenen Jahr wurde im Patriarchat von Alexandria erstmals in der Neuzeit eine Frau ausdrücklich sakramental zur Diakonin geweiht. (fxn)