Einwanderungsbehörden dürfen unter Trump auch in Kirchen zugreifen

Bistum setzt Sonntagspflicht für von Abschiebung bedrohte Gläubige aus

Veröffentlicht am 15.05.2025 um 14:47 Uhr – Lesedauer: 

Nashville ‐ Seit US-Präsident Trump die Macht übernommen hat, sind Migranten nirgends mehr sicher – auch nicht in Gottesdiensten. In Nashville stellt die Kirche deshalb nun klar, dass niemand in die Messe kommen muss, der dort um seine Sicherheit fürchten muss.

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Durch die Abschiebe-Offensive der US-Regierung bedrohte Katholiken sind in der Diözese Nashville von der Sonntagspflicht befreit. Viele Gläubige im Bistum seien durch Abschiebungen in der Region verunsichert und befürchten, beim Kirchgang verhaftet zu werden, heißt es in einer Mitteilung des Bistums im US-Bundesstaat Tennessee. "Unsere Kirchen bleiben geöffnet, um unsere Gemeindemitglieder willkommen zu heißen und ihnen zu dienen, aber kein Katholik ist verpflichtet, am Sonntag die Messe zu besuchen, wenn dies seine Sicherheit gefährdet", so die Erklärung.

Laut Zahlen, die im Auftrag von US-Kirchen erhoben wurden, ist in den USA jeder fünfte Katholik und jeder zwölfte Christ entweder selbst von Abschiebung bedroht oder wohnt in einem Haushalt mit jemandem, der abgeschoben werden kann. Das sind demnach mehr als 10 Millionen christliche Einwanderer. 61 Prozent von ihnen sind katholisch.

Razzien in Schulen, Krankenhäusern und Kirchen

Bereits wenige Tage nach der Amtsübernahme von Donald Trump hatte der Präsident die Einwanderungsbehörden zu einem harten Durchgreifen angewiesen. Die Grenzpolizei erhielt neu die Befugnis, auch in Schulen, Krankenhäusern und Kirchen Menschen ohne legalen Aufenthaltsstatus festzunehmen und zu deportieren. Die Massendeportationen wurden von Papst Franziskus (2013–2025) im Februar scharf kritisiert. Echte Rechtsstaatlichkeit zeige sich gerade in der Behandlung der Ärmsten und am stärksten Ausgegrenzten: "Das wahre Gemeinwohl wird gefördert, wenn Gesellschaft und Regierung mit Kreativität und strikter Achtung der Rechte aller die Schwächsten, Schutzlosesten und Verwundbarsten willkommen heißen, schützen, fördern und integrieren", schrieb Franziskus in einem Brief an die US-Bischöfe.

Unterdessen rechnet der Bischof von El Paso (Texas), Mark Seitz, mit Vergeltungsaktionen der Trump-Regierung, wenn die Kirche sich weiterhin für eine menschenwürdige Migrationspolitik einsetzt: "Ich gehe davon aus – merken Sie sich meine Worte –, dass unser Steuerbefreiungsstatus in Frage gestellt wird, wenn wir weiterhin zu diesem Thema oder zu anderen Themen Stellung nehmen, die den Maßnahmen dieser Regierung entgegenstehen." Die Kirche habe aber trotzdem die Aufgabe, das Evangelium zu verkünden und sich gegen Massendeportationen und andere unmenschliche Behandlungen von Migranten auszusprechen. "Unser christlicher Glaube muss etwas bewirken und in der Lage sein, eine alternative Zukunft zu der dystopischen Gegenwart zu schaffen", so Seitz in einem Vortrag in Chicago weiter. Der texanische Bischof ist einer der schärfsten Kritiker der Trump-Regierung im US-Episkopat. (fxn)