JD Vance: Darum habe ich dem Papst nicht den Ring geküsst

Er sei als Vertreter seines Landes bei ihm gewesen, nicht als einfacher Gläubiger: US-Vizepräsident und Katholik JD Vance hat erläutert, warum er bei seinem jüngsten Besuch im Vatikan Papst Leo XIV. nicht den Ring geküsst hat. Obwohl das Küssen des Rings ein üblicher Akt des Respekts gegenüber einem Pontifex ist, verstoße dies gegen das Protokoll für einen US-Vizepräsidenten, sagte Vance im Podcast des "New York Times"-Kolumnisten Ross Douthat. Das Gespräch, das am Mittwoch ausgestrahlt wurde, fand während Vances Aufenthalt in Rom zur Amtseinführung Leos XIV. statt.
"Es ist also kein Zeichen von Respektlosigkeit, aber es ist wichtig, das Protokoll des Landes zu beachten, das ich liebe, das ich vertrete und dem ich als Vizepräsident diene", betonte Vance. Dadurch vermeide er eine symbolische Unterordnung gegenüber einer religiösen Autorität, um die staatliche Neutralität und Souveränität der USA zu wahren. Zudem sei der Papst nicht nur religiöses Oberhaupt, sondern auch Staatschef. In diesem Fall sei es ebenfalls die protokollarisch einzig richtige Form, einander die Hand zu geben. Anders als sein Vorgänger Franziskus lässt Leo XIV. es zu, dass ihm von Gläubigen der Ring geküsst wird.
Glaube prägt Politik
Vance hatte die US-Delegation bei der Amtseinführung des Papsts am vergangenen Sonntag angeführt und Leo XIV. einen Tag später im Rahmen einer Privataudienz getroffen. "Einige der Protokolle darüber, wie ich dem Heiligen Vater [als Vizepräsident] gegenübertrete, unterscheiden sich also sehr davon, wie ich dem Heiligen Vater [als Gemeindemitglied] gegenübertrete, oder wie Sie dem Heiligen Vater gegenübertreten würden, wenn Sie nur ein Bürger wären", sagte er Douthat, der wie Vance katholisch ist.
In dem Gespräch erläutere der US-Vizepräsident zudem, wie seine religiösen Überzeugungen seine politischen Ansichten prägen. Er betonte, dass die katholische Soziallehre seine Haltung zu Themen wie dem Schutz ungeborenen Lebens beeinflusse: "Ich bin katholisch. Ich glaube, das Leben beginnt mit der Empfängnis – und das beeinflusst meine politischen Entscheidungen."
Weiter erzählte Vance, dass er während seines Rom-Aufenthalts mit vielen Kardinälen über die verschärfte US-Einwanderungspolitik gesprochen und dabei viele gute Gespräche gehabt habe – auch mit Kardinälen, die seine Ansichten nicht teilten. "Ich glaube wirklich, dass die gesellschaftliche Solidarität zerstört wird, wenn man zu schnell zu viel Migration hat", so Vance. Er hege keine Missgunst gegenüber Migranten, wolle aber die Einheit der Nation nicht gefährden. (mal)