Herrgottskinder – Die Elternkolumne

Der Ministrantendienst – eine kirchliche "Abofalle"?

Veröffentlicht am 14.07.2025 um 00:01 Uhr – Von Steffen Zimmermann – Lesedauer: 

Berlin ‐ Die Tochter von Steffen Zimmermann ist kürzlich zur Erstkommunion gegangen. Und nun? Eine Möglichkeit, kirchlich weiter "am Ball" zu bleiben, wäre der Ministrantendienst. Doch die Tochter ist skeptisch: "Muss ich dann jeden Sonntag in die Kirche?"

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Vor Kurzem hat unsere große Tochter ihre Erstkommunion gefeiert. Anders als bei meiner Kollegin Melina Schütz und der verunglückten Firmung war es ein schön gestalteter Gottesdienst, bei dem die Erstkommunionkinder im Mittelpunkt standen und vom Pfarrer gut angesprochen und in die Feier eingebunden wurden. Der erstmalige Gang zum Tisch des Herrn – für unsere Tochter und die anderen Kinder war es ein ebenso schönes wie würdiges Erlebnis.

Inzwischen aber liegt die Feier ein paar Wochen zurück, und meine Frau und ich fragen uns, wie es nun weitergeht, wie unsere Tochter kirchlich "am Ball" bleiben kann. Aus unserer Sicht die beste Möglichkeit wäre der Ministrantendienst, die Gemeinde bietet dazu demnächst einen Kurs an. Meine Frau war – im Gegensatz zu mir – selbst viele Jahre Messdienerin und erinnert sich immer noch gerne an diese Zeit. Doch unsere Tochter ziert sich.

"Wenn ich das mache, muss ich dann jeden Sonntag in die Kirche?"

"Wenn ich das mache, muss ich dann jeden Sonntag in die Kirche?" Neben der Frage, ob ihre Freundinnen aus dem Erstkommunionkurs auch Messdienerinnen werden oder nicht, ist das ihre größte Sorge. "Sicher nicht jeden Sonntag, aber doch regelmäßig", antworte ich – und merke sofort, dass das nicht die Antwort war, die sie hören wollte. Für sie klingt das wohl nach einer Art "Abofalle", einer Verpflichtung, aus der sie nicht mehr heraus käme.

"Sieh mal", versuche ich es anders, "als Messdienerin hättest Du die Chance, weiter regelmäßig mit Kindern aus Deinem Erstkommunionkurs zusammen zu sein. Und außerdem ist es doch viel spannender, vorne am Altar zu helfen, statt nur hinten bei uns in der Bank zu sitzen." Dieses Argument scheint sie etwas mehr zu überzeugen.

Ob sie für den Dienst am Altar geeignet ist?

Als wir ein paar Tage später wieder über das Thema sprechen, sage ich unserer Tochter, dass sie sich frei entscheiden kann – betone aber zugleich, dass ich es gut fände, wenn sie Messdienerin werden würde. Wirklich weiter bei der Entscheidungsfindung kommen wir damit aber nicht. Meine Frau schlägt schließlich eine diplomatische Brücke: "Mach doch einfach den Kurs mit. Damit verpflichtest Du Dich zu nichts und kannst Dich hinterher immer noch gegen den Dienst entscheiden – versprochen."

Und das ist nun tatsächlich der Plan unserer Tochter. Ich bin gespannt – und rechne mit allem. Wenn ich ihre ausbaufähige Bereitschaft, zu Hause im Haushalt mitzuhelfen, als Maßstab nehme, bin ich einigermaßen pessimistisch, ob sie für den Dienst am Altar geeignet ist. Aber wer weiß. Manchmal überrascht sie mich mit einer spontanen Begeisterungsfähigkeit, mit der ich vorher nicht gerechnet hätte. Ich bin jedenfalls gespannt, mit wem ich demnächst hinten in der Kirchenbank sitzen werde.

Von Steffen Zimmermann