Dank von Leo XIV. nach Kritik von Protestierenden

Papst entpflichtet seinen Delegaten im Liturgiestreit

Veröffentlicht am 07.07.2025 um 17:24 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Der Liturgiestreit der syro-malabarischen Kirche ist beigelegt: Der gefundene Kompromiss scheint zu tragen. Papst Leo XIV. beruft nun seinen Sondergesandten ab – im Streit polarisierte der Erzbischof mit umstrittenen Entscheidungen und klaren Ansagen.

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Der Auftrag des Päpstlichen Delegaten Cyril Vasil', im Liturgiestreit der syro-malabarischen Kirche zu schlichten, ist beendet. Am Montag teilte das Dikasterium für die Ostkirchen mit, dass Papst Leo XIV. die Ernennung des slowakischen Erzbischofs zurückgenommen und ihm für seine Arbeit gedankt hat. Vasil' war im August 2023 von Papst Franziskus damit beauftragt worden, in dem verfahrenen Streit um die Liturgie zu schlichten. Die Bischofssynode der syro-malabarischen Kirche hatte sich zuvor für den vatikanischen Vorschlag der Ernennung eines Päpstlichen Delegaten für das Großerzbistum ausgesprochen.

Die Arbeit des Päpstlichen Delegaten war nicht unumstritten. Kritiker warfen ihm ein zu hartes Vorgehen vor. Einer der Sprecher der Gegner der Liturgiereform, der Priester Kuriakose Mundadan, warf Vasil' vor, "wie ein Inquisitor im Mittelalter" zu handeln und die protestierenden Priester als "schismatisch" darzustellen. Zuvor hatte der Delegat Priester des Amts enthoben und den Gegnern der Reform mitgeteilt, dass sich derjenige, der sich gegen die vom Papst genehmigte Liturgie stelle, gegen den Papst selbst stelle. Er habe vom Papst den ausdrücklichen Auftrag, "jene Priester und Bischöfe, die weiterhin dissident sind, wieder zum Gehorsam zu bringen."

Nach jahrelangen Protesten trat am vergangenen Donnerstag, dem Hochfest des Apostels Thomas, ein zwischen den Konfliktparteien ausgehandelter Kompromiss in Kraft. Bei einem Treffen von 300 Priestern des Großerzbistums Ernakulam-Angamaly mit Großerzbischof Raphael Thattil und seinem Vikar Joseph Pamplany konnte im Juni eine Einigung erzielt werden. Auf das Rundschreiben der beiden Bischöfe antwortete Mundadan für die Kritiker. Darin zeigte er sich optimistisch angesichts der erzielten Ergebnisse, kritisierte aber zugleich mit scharfen Worten Vasil'.

Nicht einmal Papst Franziskus konnte schlichten

Der Streit in der syro-malabarischen Kirche schwelte seit Jahren. Die von der Synode der Kirche beschlossene einheitliche Form sieht die Zelebrationsrichtung gen Osten vor, also mit dem Rücken zum Volk, während der Priester sich bei Lesungen und Gebeten dem Volk zuwendet. Gegner der einheitlichen Form wollen die durchgängige Feier in Richtung des Volkes beibehalten, die sich unter westkirchlichem Einfluss der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils entwickelt hat. Die neue Form der Liturgie wurde von der Synode, dem höchsten beschlussfassenden Gremium der Kirche, 2021 beschlossen. Während der Großteil der katholischen Ostkirche eine Reform der Messfeier übernommen hatte, protestierten im zentralen Großerzbistum Ernakulam-Angamaly im indischen Bundesstaat Kerala Kleriker und Laien. Alle Vermittlungsversuche vor dem aktuellen – auch durch Papst Franziskus (2013–2025) persönlich – sind bislang gescheitert.

Die syro-malabarische Kirche im Südwesten Indiens ist die größte der heutigen Kirchen und Gemeinschaften der Thomaschristen, die im 1. Jahrhundert durch den Apostel Thomas auf seinen Missionsreisen gegründet worden sein sollen. Durch Verbindungen zur Assyrischen Kirche des Ostens feiert sie ihre Liturgie im ostsyrischen Ritus. Im Laufe ihrer Geschichte gab es immer wieder teils kolonialistische Einflüsse, die zu einer Übernahme westkirchlicher liturgischer Elemente führten. (fxn)