Auch die Kirche muss Corona aufarbeiten

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
In dieser Woche soll im Bundestag über die Einrichtung einer Enquete-Kommission zur Aufarbeitung der Corona-Pandemie entschieden werden. CDU, CSU und SPD hatten sich bereits im Koalitionsvertrag darauf geeinigt. In ihrem Antrag stellen die Koalitionäre fest, dass die Corona-Pandemie "tiefgreifende Auswirkungen auf alle Bereiche" in der Bundesrepublik hatte. Als Ziel der Kommission wird benannt, "im Fall des Auftretens einer vergleichbaren Pandemie aus den Erfahrungen mit der Corona-Pandemie heraus so vorbereitet zu sein, dass schnell, wirksam und mit einer klaren Kommunikation der Ziele gehandelt werden kann". Es geht also nicht lediglich um einen Blick zurück – sondern vor allem darum, für die Zukunft zu lernen.
Nicht nur die Politik muss das eigene Handeln in der Corona-Pandemie reflektieren, um sich auf die nächste Pandemie vorzubereiten – alle von einer solchen Gesundheitskrise betroffenen Bereiche gesellschaftlichen Lebens sollten das tun. Die Kirche könnte den Anstoß der Politik aufnehmen und eine eigene "Enquete-Kommission" zur Frage einrichten: Wofür ist Kirche in einer Pandemiesituation da? Die Vorstellungen dazu sind während der Corona-Krise sehr weit auseinandergegangen. Legt man den Fokus vor Ort auf die Liturgie – oder auf Nachbarschaftshilfen? Setzt man sich politisch für die Wiederaufnahme von Präsenzgottesdiensten ein – oder für maximale Sicherheit der Älteren? Und sind das überhaupt Alternativen – oder gibt es Möglichkeiten, die unterschiedlichen Talente und Interessen in der Kirche in einer nächsten Pandemie besser zur Geltung kommen zu lassen?
Der britische Evolutionsbiologe und Virologe Edward Holmes ist sich in einem Interview mit der ZEIT sicher, dass eine nächste Pandemie kommen wird: "Mit absoluter Sicherheit wird so etwas also wieder passieren. Vielleicht nächstes Jahr, vielleicht in fünf oder zehn Jahren. Aber es wird passieren, das ist sicher." Ich denke, wir als Kirche haben davor noch einiges zu besprechen – besser, wir fangen rechtzeitig damit an.
Der Autor
Simon Linder arbeitet als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Praktische Theologie an der Universität Tübingen. Er ist promovierter Katholischer Theologe und hat einen Studienabschluss in Allgemeiner Rhetorik. Aktuell forscht er zum Thema "Assistierter Suizid".
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.