Bei Wallfahrt – Politiker reagieren

Emeritierter Bischof hetzt gegen Regierung und Migration

Veröffentlicht am 14.07.2025 um 16:57 Uhr – Lesedauer: 

Krakau ‐ Das Land werde "von politischen Gangstern regiert" und von Leuten, "die sich selbst als Deutsche bezeichnen": Ein emeritierter Bischof in Polen nutzt eine Wallfahrt für eine politische Abrechnung – und erntet Kritik.

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Widerspruch von höchster politischer Ebene hat ein Bischof am Wochenende in einem beliebten polnischen Wallfahrtsort provoziert. Wiesław Alojzy Mering, emeritierter Bischof von Wlocławek, sagte in einer Predigt, das Land werde "von politischen Gangstern regiert". Bei der 34. Wallfahrt zum Kloster Jasna Góra, die vom umstrittenen katholischen Rundfunksender "Radio Maryja" organisiert wurde, warnte Mering vor den Gefahren irregulärer Migration. Laut dem polnischen Internetportal "Notes from Poland" sagte er: "Unsere Grenzen sind sowohl vom Westen als auch vom Osten her bedroht." Dabei habe er sich auf die von Belarus ausgelöste Migrationskrise an der polnischen Ostgrenze und die Rückführung tausender irregulärer Migranten nach Polen durch Deutschland aus dem Westen bezogen.

Verdrehte Behauptungen

Mering sagte, Polen werde "von Leuten regiert, die sich selbst als Deutsche bezeichnen". Er habe sich dabei auf einen kürzlich durchgesickerten Mitschnitt eines privaten Telefongesprächs mit Ministerpräsident Donald Tusk bezogen, in dem dieser sich scherzhaft als Deutscher bezeichnete. "Polen wird jetzt von politischen Gangstern regiert", habe der Bischof hinzugefügt und behauptete, dass Tusk dies selbst gesagt habe. Tatsächlich habe der Ministerpräsident sich aber auf die frühere Regierung der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) bezogen.

Die Predigt des Bischofs veranlasste Außenminister Radosław Sikorski zu einer Antwort. In Bezug auf sein eigenes "Deutschsein" merkte Sikorski an, dass seine "familiäre Verbindung zu Deutschland" darin bestehe, dass der Bruder seiner Großmutter, der polnische Priester Roman Zientarski, ein Häftling des Konzentrationslagers Dachau gewesen sei. Sikorski fügte hinzu, dass er "die Aufwiegelung gegen Flüchtlinge im Namen der Kirche, deren Gründer ein Flüchtling war, für intellektuell widersprüchlich hält".

Weiter berichtet das Portal, auch Antoni Długosz, emeritierter Weihbischof von Częstochowa, habe bei der gleichen Wallfahrt gesagt, die deutsche Polizei werfe illegale Einwanderer "wie Gegenstände über die Grenze". Aber "wir Polen wissen, was Barmherzigkeit ist, und das bedeutet nicht, dass wir unsere Türen für alle illegalen Einwanderer öffnen sollten". Illegale Einwanderer brächten ernsthafte Probleme mit, wie eine "Islamisierung Europas", ergänzte er.

Bildungsministerin: "So verliert die Kirche die Gläubigen"

Das Kloster Jasna Góra hatte eigentlich politische Reden verboten. Doch für Mering sei es die Pflicht eines Bischofs, Christus in die Politik zu bringen. "Politik ohne Christus ist die größte Plage für die Nation", so der emeritierte Bischof weiter. Zudem erklärte er, die Schulen würden "durch Barbarei zerstört", weil die Regierung patriotische und nationale Inhalte entferne. Auch Pater Tadeusz Rydzyk, Gründer von "Radio Maryja", habe die von Bildungsministerin Barbara Nowacka vorgenommene angebliche Streichung des Religionsunterrichts aus den Schulen kritisiert: "Wir Katholiken dürfen nicht zulassen, dass die Kirche und Gott bespuckt werden", so Rydzyk. "Lassen wir nicht zu, dass man uns unseren Glauben wegnimmt." Um den Glauben, die Kirche und die Nation zu zerstören, würden "Islamisierung und Genderisierung gewaltsam eingeführt".

Die kritisierte Bildungsministerin äußerte sich hierzu bei "X": "Der "Lieblingskaplan der PiS läuft heute in Jasna Góra politisch Amok." So verliere die Kirche die Gläubigen. Sie wies darauf hin, dass der Religionsunterricht nicht aus den Schulen gestrichen, sondern von zwei auf eine Stunde pro Woche reduziert werde. Weiter erklärte sie: "Es lohnt sich auch, daran zu denken, dass der Glaube kein Geschäft und die Schule keine Kanzel ist." Laut "Notes from Poland" unterhält Rydzyk seit langem enge Beziehungen zur PiS, die jetzt in der Opposition ist, aber Polen von 2015 bis 2023 regierte. In dieser Zeit hätten Rydzyks verschiedene Organisationen hohe staatliche Subventionen erhalten. Weiter berichtet das Portal, eine Reihe hochrangiger PiS-Politiker habe an der Wallfahrt von "Radio Maryja" teilgenommen. (KNA)