Standpunkt

Wer Kirchen angreift, gefährdet den gesellschaftlichen Zusammenhalt

Veröffentlicht am 30.07.2025 um 00:01 Uhr – Von Steffen Zimmermann – Lesedauer: 

Berlin ‐ Die Zahl der Übergriffe auf Kirchen nimmt zu. Immer häufiger scheinen die Taten zudem einen antireligiösen Hintergrund zu haben. Das muss uns Sorgen machen, kommentiert Steffen Zimmermann. Neben dem Rechtsstaat sieht er auch die Gläubigen gefordert.

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"Kirchen-Vandalismus – Kreuz beschädigt und Sakristei verunreinigt", "Mann randaliert in Wallfahrtskirche in Altötting und beißt Polizistin", "Brandanschläge auf zwei Kirchen in Sachsen" – so lauten einige Überschriften der vergangenen Monate. Und es waren nicht die einzigen Meldungen dieser Art.

Immer wieder müssen wir bei katholisch.de über Diebstähle und Vandalismusfälle in deutschen Kirchen berichten. Die Bilder gleichen sich dabei oft: entweihte Altäre, gestohlene sakrale Gegenstände, zertrümmerte Heiligenfiguren, verunreinigte Seitenkapellen. Was in Polizeiberichten oft "schwerer Diebstahl" oder "Sachbeschädigung" genannt wird, ist für viele Gläubige weit mehr: ein Angriff auf das Heilige, auf ihre religiöse Heimat. Und nicht nur gefühlt hat die Zahl der Übergriffe auf Gotteshäuser in der jüngsten Vergangenheit zugenommen.

Oftmals sind es "nur" Drogenabhängige oder psychisch kranke Menschen, die sich an Opferstöcken zu schaffen machen oder ihre Notdurft in einer Kirche verrichten. Das ist schlimm genug. Immer häufiger scheinen Übergriffe auf Kirchen aber auch einen dezidiert antireligiösen Hintergrund zu haben. Gerade solche Taten müssen uns Sorgen machen. Werden die gesellschaftlichen und religiösen Konflikte, die wir zunehmend auf unseren Straßen beobachten müssen, nun auch in unsere Kirchen getragen?

Das wäre dramatisch, denn Kirchen sind weit mehr als nur Gotteshäuser, in denen Menschen ihren Glauben leben – sie sind Orte des Dialogs und der Hoffnung, gerade in einer zunehmend polarisierten Gesellschaft. Übergriffe auf solche Orte wirken wie ein Fanal. Wenn sakrale Räume geschändet werden, ist nicht nur kirchliches Eigentum betroffen, sondern sind es auch die Menschen, die dort beten, feiern und trauern. Wer religiöse Orte angreift, zielt oft auf das Fundament gesellschaftlichen Zusammenhalts.

Das dürfen wir nicht zulassen – gerade in einer multireligiösen Gesellschaft wie der unseren, für deren friedlichen Fortbestand Dialog und Respekt über alle Grenzen hinweg entscheidend sind. Neben dem Rechtsstaat, der Übergriffen gegen Gotteshäuser mit aller Entschlossenheit entgegentreten muss, sind deshalb auch die Gläubigen gefordert. Bei aller Trauer und Wut über die Übergriffe sollten sie nicht der Spirale aus Empörung und Hass verfallen, sondern das Miteinander suchen und stets für Respekt und Versöhnung eintreten.

Von Steffen Zimmermann

Der Autor

Steffen Zimmermann ist Redakteur im Korrespondentenbüro von katholisch.de in Berlin.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.