Kirchenmitglied per Klick: Diözesen bieten Online-Wiedereintritt an
"Wiedereintritt so einfach wie noch nie" – mit diesem Werbeversprechen hat die österreichische Diözese Gurk jüngst eine Kampagne zum Wiedereintritt in die katholische Kirche initiiert. Im Mittelpunkt steht ein Online-Formular, mit dem die Diözese Menschen "niederschwellig und unkompliziert" die Rückkehr in die kirchliche Gemeinschaft ermöglichen will.
Tatsächlich müssen Interessierte lediglich einige persönliche Daten eingeben. Die Angabe von Gründen für den Aus- oder Wiedereintritt ist optional. Um den Vorgang abzuwickeln können sich Eintrittswillige dann entscheiden, ob sie über ihre Wohnpfarrei, eine Kontaktperson der Diözese oder gänzlich ohne persönlichen Kontakt wiedereintreten wollen. Versehen ist das Formular mit einem weiteren Hinweis: "Mit dem Wiedereintritt entstehen keine rückwirkenden Verpflichtungen zur Nachzahlung von Kirchenbeiträgen für die Zeit seit Ihrem Austritt."
"Wiedereintritt sollte doch nicht komplizierter sein als ein Austritt"
Was wollen die Verantwortlichen mit der Kampagne erreichen? Es gehe darum, den Ausgetretenen ein konkretes Angebot zu machen und ihnen entgegenzukommen, sagt Karl-Heinz Kronawetter auf Anfrage von katholisch.de. Er ist Chefredakteur der Internetredaktion der Diözese und Initiator der Kampagne. Immer wieder haben ihn Anfragen von Menschen erreicht, die wissen wollten, ob ein Wiedereintritt in die Kirche möglich sei und wie dieser vollzogen werde. "Dabei habe ich festgestellt, dass der herkömmliche Ablauf für manche Interessierte zu umständlich ist", so Kronawetter. "In der Redaktion dachten wir daher: Ein Wiedereintritt sollte doch nicht komplizierter sein als ein Austritt."
Anders als beim Austritt ist die Kirche für den Wiedereintritt selbst zuständig.
Tatsächlich gibt es sehr flexible Regeln für den Wiedereintritt in die katholische Kirche. Anders als beim Austritt ist die Kirche dafür selbst zuständig. In der Regel können Interessierte sich an den Pfarrer der Wohnortpfarrei oder eine Ansprechperson der Diözese wenden. Beim Gespräch werden dann aber keine Glaubensinhalte oder Gebete abgefragt, heißt es im FAQ auf der Internetseite "eintreten.at" der Österreichischen Bischofskonferenz. "Bei dem Gespräch mit dem Seelsorger handelt es sich um keine Prüfung und um kein unnötiges 'Ausfratscheln', sondern um den Versuch eines ehrlichen Gesprächs." Niemand solle zum Eintritt überredet, aber auch niemand, der es ernst meine vertrieben werden. "Wenn es Ihnen wichtig ist, diesen Schritt schnell und ohne viel Aufwand zu vollziehen, wird Ihr Wunsch respektiert." Aber der Wiedereintritt solle mehr sein als ein reiner Verwaltungsakt. "Er kann eine Chance sein für Sie, für den Pfarrer und die kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Kirche insgesamt."
Die Idee für eine Online-Möglichkeit zum Wiedereintritt ist nicht neu. Bereits zu Beginn des Jahres hatte die Diözese St. Pölten eine ähnliche Möglichkeit zum Wiedereintritt in die Kirche eingeführt – und damit zur eigenen Überraschung ein Vielfaches der Wiedereintritte erreicht. "Da sind wir gerade selbst sehr erstaunt", sagte der St. Pöltener Diözesansprecher Thomas Fischbacher dem ORF im Februar. Das Besondere: Im Schnitt erreiche das Formular vor allem Menschen unter 35 Jahren.
Aufhänger für die St. Pöltener Initiative war das von Papst Franziskus ausgerufene Heilige Jahr unter dem Motto "Pilger der Hoffnung". "Das Heilige Jahr 2025 bietet eine besondere Gelegenheit, deinen Platz in der Gemeinschaft der Kirche zu finden", heißt es auf der Internetseite der Diözese. "Es ist eine Zeit der Versöhnung, des Neubeginns und der Gnade."
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Auch aus Sicht von Kronawetter passt die Kampagne gut zum Jubiläumsjahr der katholischen Kirche. Es gehe darum, aktiv auch auf die Menschen zuzugehen, die man allzu oft aus dem Blick verloren habe. "Unsere Türen stehen offen – und das zeigt sich nun auch durch die einfache Möglichkeit des Wiedereintritts per Online-Formular auf unserer Website."
Steigerung der Wiedereintritte das Hauptziel
Ob die Wiedereintritts-Kampagne in der Diözese Gurk – so wie in St. Pölten – ein Erfolg sei, könne er noch nicht ermessen, sagt Kronawetter. Da die Initiative erst seit Kurzem laufe, sei es für wirklich belastbare Zahlen noch zu früh. "Aber schon jetzt zeigt sich: In den ersten drei Wochen nach dem Start konnten wir über 30 Prozent mehr Kircheneintritte verzeichnen." Besonders erfreut sei er über das positive Feedback aus einigen Pfarreien und anderen kirchlichen Stellen – "das ist nicht selbstverständlich, wenn man innerhalb einer großen Organisation neue Wege geht". Das Ziel für die Kampagne ist für den Internet-Chefredakteur indes schon jetzt klar: "Dass dadurch die Zahl der Wiedereintritte steigt, ist selbstverständlich das Hauptziel dieses Projekts."
Könnten Online-Wiedereintritte also auch eine Idee für deutsche Bistümer sein? Laut aktuellen Zahlen der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) war 2024 das Erzbistum München und Freising Spitzenreiter unter den deutschen Diözesen mit 505 Wiederaufnahmen. Dort blickt man aber eher zurückhaltend auf Online-Wiedereintritte: "Die Erzdiözese München und Freising hält an der bewährten Praxis eines persönlichen Gesprächs mit einem Priester der Erzdiözese für den Wiedereintritt fest", heißt es auf Anfrage von katholisch.de. "Die Hürden für einen solchen Wiedereintritt sind auch in der Erzdiözese München und Freising nicht sehr hoch."
