Standpunkt

Kirchen als Orte im Dienst der Menschen werden nach wie vor gebraucht

Veröffentlicht am 12.08.2025 um 00:01 Uhr – Von Claudia Pfrang – Lesedauer: 

Bonn ‐ Vergangenes Jahr betonte ein Manifest die Bedeutung des kirchlich-architektonischen Erbes in Deutschland. Claudia Pfrang knüpft daran an. Sie betont: Die rund 44.000 Kirchen in Deutschland werden noch gebraucht. Nötig seien aber kreative Lösungen.

  • Teilen:

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

In diesen Tagen sind Kirchen durchaus beliebt: als kühle Räume inmitten drückender Hitze (manchmal sogar mit Wasserspender), als Kulturorte, die zum Schauen und Staunen einladen, als Orte, in denen Lichter angezündet werden verbunden mit Dank oder Bitten.

In den Debatten rund um die Kirchengebäude zeigt dies: Kirchen als Orte im Dienst der Menschen werden nach wie vor gebraucht. Doch rund 44.000 Kirchen in Deutschland zu unterhalten, ist eine Herkulesaufgabe, gerade angesichts knapper werdender kirchlicher Kassen. Eine Transformation enormen Ausmaßes steht bevor, die nicht selten in den Pfarrgemeinden Verlustangst erzeugt. Diese nur aus kirchlicher Perspektive zu betrachten, ist ebenso zu kurz gegriffen.

Das im letzten Jahr von Fachleuten und Einrichtungen wie der Deutschen Stiftung Denkmalschutz veröffentlichte Kirchenmanifest, das inzwischen von mehr als 22.000 Menschen unterstützt wird, betont: Kirchen sind Gemeingüter. Sie sind lebendige Orte der Gemeinschaft, Kultur und Identität. Viele Menschen haben über Jahrhunderte durch Spenden, Erbschaften und Engagement dazu einen wesentlichen Beitrag geleistet. So wäre es nur folgerichtig, diese Räume wieder den Menschen vor Ort zurückzugeben und sie in den Dienst an den Menschen zu stellen. "Wer diese Bauten heute allein privatwirtschaftlich als Immobilien betrachtet, beraubt die Communitas. Staat und Gesellschaft können und dürfen sich ihrer historisch begründeten Verantwortung für dieses kulturelle Erbe nicht entziehen", so die Initiatoren des Kirchenmanifests.

Hier wird es nicht die "eine Lösung" für alle geben. Umso mehr braucht es vor Ort moderierte Prozesse, die nicht nur aus der Sicht der Kirchengemeinden geführt werden, sondern mit allen Akteuren im Sozialraum. Einen Prozess, in dem folgende Fragen gestellt werden: Wie gelingt es, die Kirchen als Geschenk an die Gemeinschaft zurückzugeben? Was ist der genius loci, was ist letztlich die Aufgabe von Kirche hier und heute, und morgen? Was wird gebraucht? Für wen oder was sollte sie in Zukunft da sein? So kann es sein, dass man dringend einen gemeinsamen Treffpunkt braucht oder eine öffentliche Bibliothek oder einen Ort für die Musikschule, und man diese Orte mit einem Raum für Ruhe und Stille weiter nutzt. Ideen und Kreativität sind gefragt.

Geben wir den Menschen diese heiligen Orte wieder in ihre Hände. Sie werden noch gebraucht!

Von Claudia Pfrang

Die Autorin

Claudia Pfrang ist promovierte Pastoraltheologin und Direktorin der Domberg-Akademie der Erzdiözese München und Freising.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.