Von der "Pforte zum Himmel" bleibt nur eine schlichte Kapelle

Das Kloster Tennenbach ist ein geschichtsträchtiges Ausflugsziel

Veröffentlicht am 17.08.2025 um 12:15 Uhr – Von Volker Hasenauer (KNA) – Lesedauer: 

Emmendingen ‐ Im Mittelalter war die Zisterzienserabtei Tennenbach nördlich von Freiburg ein wichtiges religiöses Zentrum. Heute kümmern sich Historiker darum, dass das Kloster, ein lohnendes Wander- oder Radfahrziel, nicht in Vergessen gerät.

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Plötzlich taucht sie am Ende des sanften Tals auf. Zwischen Sommerwiesen, Bach und Waldrand: Die Tennenbacher Klosterkapelle aus dem 13. Jahrhundert. "Pforte zum Himmel" nannten sie die Zeitgenossen. Heute vorbeikommende Radausflügler dürften sich wundern, was ein einsamer, gotischer Kirchenbau hier verloren hat. Mitten im Nirgendwo einer kurvigen, kleinen Landstraße nördlich von Freiburg, unweit der imposanten Emmendinger Hochburg.

"Über Jahrhunderte war das Kloster Tennenbach ein bedeutendes religiöses und kulturelles Zentrum. Aber heute ist nur die frühere Krankenkapelle der großen Klosteranlagen erhalten. Und auch sie wäre fast verkauft und abgerissen worden", berichtet Lokalhistoriker Hans-Jürgen Günther.

Führungen, Vorträge und manchmal ein lateinisches Marienlied

Gemeinsam mit weiteren Geschichtsinteressierten erinnert er an die Blütezeit des Klosters. Bietet Führungen und Vorträge an. Für Besucher stimmt er auch schonmal ein lateinisches Marienlied in der Kapelle an. Ein akustischer Ausflug ins Mittelalter. Zum 850-Jahr-Jubiläum erschien ein großer Sammelband. Und bis heute feiert die Kirchengemeinde ab und an Gottesdienste – oder auch Hochzeiten und Taufen – in der im Inneren mit filigranen Bögen gestaltete Klosterkapelle.

Die Anfänge des Tennenbacher Klosters liegen im Jahr 1161. Damals legten zwölf Mönche und ihr Abt Hesso von Friensiberg den Grundstein. Im Zuge der Ausbreitung des Zisterzienserordens über ganz Europa. Zu Hochzeiten beteten und arbeiteten in Tennenbach 70 Mönche und eine große Zahl von rund um das Kloster siedelnden Handwerker. Wenige hier entstandene Meisterwerke blieben erhalten – Handschriften finden sich heute in der Badischen Landesbibliothek, ein meisterhafter Prachtkelch im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, der Kapellen-Altar ist im Freiburger Augustinermuseum ausgestellt. "Die Zisterzienser-Klöster zogen Ingenieure, Architekten und Künstler an, so entstand ein früher europäische Ideenaustausch", beschreibt Günther die kulturelle Leistung der Zisterzienser.

Bild: ©KNA/Volker Hasenauer

Darstellung der historischen Ausmaße des ehemaligen Klosters Tennenbach.

Das Tennenbacher Kloster überstand Kriege und Katastrophen:  Bauern-Aufstände, reformatorische Wirren und den Dreißigjährigen Krieg. Zum Klosternetzwerk gehörten weitreichende Ländereien und mehrere Frauen-Zisterzienserklöster. Am Kloster gab es große Fischteiche.

Auch die verheerende Brandkatastrophe von 1723 bedeutete (noch) nicht das Ende der Abtei. Denn das Kloster wurde nach den Entwürfen des Barockarchitekten Peter Thumb aufwendig neu errichtet. Die barocke Pracht war aber nur von kurzer Dauer, denn wenige Jahrzehnte später, im Zuge der Säkularisation und der staatlichen Neuordnung nach Napoleon, wurde das Kloster aufgehoben. Der Besitz und die Kunstschätze fielen an das Großherzogtum Baden. Während der Napoleonischen Kriege war das Kloster Lazarett für verwundete Soldaten. Bei einem Seuchenausbruch starben in Tennenbach Hunderte Menschen.

Bis auf die Grundmauern abgetragen

Schließlich wurden die leerstehenden Gebäude bis auf die Grundmauern abgetragen. Hinter der Kapelle erinnert ein kleines Denkmal an den Klosterfriedhof. Und Tennenbacher Sandsteine sind bis heute in zahlreichen Baudenkmälern der Region zu finden – auch am Freiburger Münster. Der frühere Wirtschaftshof des Klosters ist heute ein Gasthaus.

Im Sandsteinwappen über dem Kapellenportal aber erinnert die Bienenkorb-Darstellung an die zisterziensische Blütezeit: Denn dem Ordensgründer Bernhard von Clairvaux schrieb man zu, dass er so gut und süß wie Honig predigte und lehrte.

Von Volker Hasenauer (KNA)