Als WG oder ganz woanders: Päpstlich anders wohnen
Einsam ist es an der Spitze der katholischen Weltkirche: Wer zum Papst gewählt wird, muss Abschied nehmen von seinem alten Leben. Spontane Ausflüge ins Grüne, Shoppen in der Stadt oder ein Bier mit Freunden gehen nicht mehr. Doch auch ein Papst ist keine Insel und braucht in seinem spärlichen Privatleben den Kontakt zu anderen Menschen. Die Lösungswege sind dabei so unterschiedlich wie die Päpste selbst. Franziskus buchte sich dauerhaft in das vatikanische Gästehaus ein, sein Nachfolger Leo XIV. will es offenbar mit einer Wohngemeinschaft im Apostolischen Palast versuchen.
Medienberichten zufolge plant Leo eine kleine klösterliche Gemeinschaft in den Papstgemächern. Seine künftigen Mitbewohner sollen drei Ordensmänner der Augustiner sein. Er selbst gehört dem Orden an, der großen Wert auf Gemeinschaft legt. Das sah schon der Gründer Augustinus von Hippo (354–430) so. Gleich im ersten Kapitel der Ordensregeln heißt es: "Zuallererst sollt ihr einmütig zusammenwohnen, wie ein Herz und eine Seele auf dem Weg zu Gott."
In Herz und Seele sind die Regeln auch in Leo XIV. übergegangen, der als Robert Francis Prevost den Augustinerorden von 2001 bis 2013 leitete. "Ich werde auf vieles verzichten müssen, mein Leben hat sich verändert, aber ich werde niemals aufhören, Augustiner zu sein", sagte er kurz nach seiner Wahl zum Papst bei einem Mittagessen mit seinen ehemaligen Mitbrüdern im Generalhaus des Ordens Rom.
Ein kurzer Umzug
Aus dieser Gemeinschaft könnten seine künftigen Mitbewohner kommen – wie Leo selbst müssten sie nur wenige hundert Meter weiterziehen. Die weltweite Verwaltung des Ordens liegt direkt am Petersplatz, genauso wie die aktuelle Wohnung Leos im Palast der vatikanischen Glaubensbehörde. Diese bezog er, nachdem ihn sein Vorgänger Franziskus als Leiter der vatikanischen Bischofsbehörde nach Rom holte.
Sein neues Heim ist seit dem 16. Jahrhundert als Wohnsitz der Päpste vorgesehen. Die Arbeiten in der Wohnung, in der zuletzt Benedikt XVI. lebte, dauern noch an und sollen gegen Ende September abgeschlossen sein. Nach einem zwölfjährigen Leerstand herrscht ein entsprechender Renovierungsstau. Man hört von Feuchtigkeit, muffigem Geruch und einem Leck im Dach. Zudem dürften die Leitungen für Wasser und Strom modernisiert und die Sicherheitsvorkehrungen angepasst werden.
Die Pastwohnung im Apostolischen Palast ist groß, es gibt auch eine Kapelle.
Leos WG-Pläne könnten ein weiterer Grund für die bereits seit Monaten andauernden Arbeiten in der Immobilie mit rund zehn Zimmern sein. Schließlich wollen seine neuen Mitbewohner auch angemessen untergebracht werden. Seit ihrem Bestehen wurde die Wohnung immer wieder umgebaut und den persönlichen Bedürfnissen des jeweiligen Papstes sowie den technologischen Neuerungen der Zeit angepasst.
Für Vorgänger Franziskus, ebenfalls ein Ordensmann, wurde gar ein komplettes 120-Zimmer-Gästehaus angepasst. Nach erster Besichtigung der vorgesehenen Papstgemächer entschloss er sich im vatikanischen Gästehaus Santa Marta zu bleiben. Dort wohnte er als Kardinal während des Konklaves, bei dem er 2013 zum Papst gewählt wurde.
Ein "Nein" zur Papstwohnung
Er bezog die Zwei-Zimmer-Suite 201 mit Schlaf- und Arbeitszimmer sowie einem Bad auf rund 70 Quadratmetern. Einen Raum zum Gästeempfang und eine private Kapelle gab es außerdem in seinem Flügel auf dem zweiten Stock. Der Zugang zum päpstlichen Wohn- und Arbeitsbereich war für andere Besucher der Unterkunft gesperrt und wurde von der Schweizergarde bewacht. Die Mittag- und Abendessen nutzte Franziskus gerne zu Unterhaltungen an den Gruppentischen des Speisesaals.
Er habe damals ein deutliches "Nein" beim Betreten der Räumlichkeiten im Apostolischen Palast gefühlt, erklärte Franziskus seine Entscheidung später. Die Wohnung sei wie ein umgedrehter Trichter – groß, aber mit schmalem Eingang. "Die Menschen tröpfeln sozusagen hinein, und ich – und das ist der eigentliche Punkt – kann ohne andere Menschen nicht leben", schreibt er in seiner Autobiografie "Hoffe".
Seinem Nachfolger Leo XIV. geht es offenbar genauso. Nur zieht der eher introvertierte US-Amerikaner wenige, aber vertraute Mitbewohner vor. Doch wie auch Franziskus geht er mit seiner geplanten WG neue Wege des päpstlichen Wohnens.
