Religionskritische Oper "Sancta" zur "Inszenierung des Jahres" gewählt
Die umstrittene religionskritische Oper "Sancta" ist von Theaterkritikern zur "Inszenierung des Jahres" gewählt worden. "Auch wenn das Publikum insbesondere in Stuttgart mit Ohnmachten zu kämpfen hatte, begeisterte das Gesamtkunstwerk über alle Genregrenzen hinaus", heißt es in der Zeitschrift "Theater heute". Sie bat insgesamt 47 Kritiker, ihre Höhepunkte der Saison 2024/25 zu nennen. Neun Kritiker stimmten dabei für "Sancta", mehr als für andere Inszenierungen.
Das Stück von Regisseurin Florentina Holzinger hatte im Oktober 2024 in Stuttgart für Schlagzeilen gesorgt. Bei den ersten beiden Aufführungen gab es insgesamt 18 Einsätze des Besucherservice. Damals verließen manche Zuschauer den Saal, weil ihnen schlecht wurde; in drei Fällen wurde der Notarzt gerufen.
Erst ab 18 Jahren freigegeben
Wegen drastischer Darstellungen von Gewalt und Sexualität auf der Bühne war die Opernperformance erst ab 18 Jahren freigegeben. Holzinger verquicke die Oper "Sancta Susanna" von Paul Hindemith (1895–1963) und Elemente der katholischen Liturgie "zu einer radikalen Vision der heiligen Messe", hatte die Stuttgarter Staatsoper formuliert.
Im Magazin "Theater heute" heißt es zur Abstimmung: "Florentina Holzingers queerfeministische Aneignung einer katholischen Messe im Rahmen von Paul Hindemiths Kurzoper 'Sancta Susanna' – unter anderem koproduziert von den Opernhäusern in Schwerin und Stuttgart – feiern 9 Theaterkritiker:innen." Ausgezeichnet worden sei auch das "Sancta"-Bühnenbild. Nikola Knezevic habe "mit Kletterwand, Halfpipe, Neonkruzifix, Roboter und Weihrauchfass" das Bühnenbild des Jahres entworfen – wofür es fünf Kritikerstimmen gegeben habe.
"Obszöne Verletzung religiöser Gefühle"
Stuttgarts Stadtdekan Christian Hermes hatte das Stück nach der zweiten Aufführung kritisiert. Dieses zelebriere "naive, um nicht zu sagen kitschige sexuell-spirituelle Erlösungsträume", sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Mitarbeitende und Besucher würden "brutal an und über die Grenzen des ästhetisch und psychisch Erträglichen geführt", religiöse Gefühle "entgegen aller sonst gepflegten politischen Korrektheit obszön verletzt".
Regisseurin Holzinger sagte damals, sie habe positive Rückmeldungen auf die Inszenierung auch von Christen erhalten, "die unsere Show gut und wichtig finden". Auf der anderen Seite habe sie aber auch viele Hassnachrichten erhalten. (KNA)
